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Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Titel: Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
Autoren: Erin Hunter
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heulten und klapperten. Kallik blickte auf. Ihr Fell begann zu kribbeln. Irgendetwas Schlimmes geschah, das konnte sie spüren.
    Während Kallik angestrengt durch die Wolken spähte, begannen die Flügel abgehackte Geräusche zu machen und in ihrer Bewegung zu stocken. Dann hörten sie ganz auf, sich zu drehen, und der Vogel stürzte steil nach unten, wobei er lauter heulte als der Wind.
    Kallik sah jetzt den Boden auf sich zurasen. Nicht einmal Vögel konnten mit einer solchen Geschwindigkeit landen! Sie schrie auf und verbarg ihren Kopf in Nanuks Fell. Nanuks Tatzen hielten sie fest umklammert, und sie spürte, wie das Herz der älteren Bärin unter ihren Rippen pochte.
    »Was ist los?«, rief Kallik.
    Nanuk antwortete nicht. Plötzlich gab es ein Geräusch wie ohrenbetäubender Donner, und der Himmel blitzte orangefarben auf, als der Vogel in Flammen ausbrach und eine jähe Hitze entstand, die Kallik das Fell versengte. Sie schlugen auf dem Erdboden auf und alles wurde schwarz.
    Als Kallik blinzelnd erwachte, war sie klitschnass, so als hätte sie längere Zeit im Regen gelegen. Sie spürte ein schweres Gewicht gegen ihre Seite drücken, und für einen Moment ließen der kalte Luftzug und die Wärme in ihrem Rücken den Gedanken aufkommen, sie sei zurück in ihrer Geburtshöhle, zusammen mit Nisa und Taqqiq. Dann stieg ihr ein scharfer Brandgeruch in die Nase, und ihr fiel wieder ein, wo sie war.
    »Nanuk!«, rief sie und wand sich los. »Nanuk, alles in Ordnung?« Die Augen der Bärin waren geschlossen und sie fühlte sich kalt an unter ihrem Fell.
    »Nanuk«, wimmerte Kallik. »Wach auf!«
    Die Bärin regte sich. Sie wandte den Kopf und hustete, worauf leuchtend rotes Blut auf den Boden tropfte.
    »Oh, Nanuk, du bist verletzt!«, rief Kallik. »Was soll ich tun?«
    Nanuk öffnete die Augen und sah Kallik an. »Finde deinen Bruder«, sagte sie heiser. Ein weiterer Hustenanfall erschütterte ihren Körper und noch mehr Blut spritzte auf den schlammigen Boden.
    »Aber ich möchte bei dir bleiben! Ich dachte, wir würden zusammen nach ihm suchen.«
    »Ich kann nicht mit dir kommen«, krächzte Nanuk. »Du musst stark sein. Du bist stark, stärker, als du selbst weißt. Du wirst zurechtkommen.«
    »Aber was ist mit dir?«
    »Für mich wird es Zeit, zu den Eisseelen zu gehen«, flüsterte Nanuk und ließ seufzend ihren Kopf zurücksinken. »Du wirst dich ohne mich auf den Weg machen müssen. Gehe dahin, wo das Eis niemals schmilzt und die Bärenseelen in vielen Farben tanzen.«
    »Gibt es diesen Ort wirklich?«, fragte Kallik atemlos. »Ich dachte, dass es … vielleicht nur eine Erzählung ist.«
    »Es gibt ihn«, murmelte Nanuk und schloss die Augen. »Ich weiß es.« Ihre Stimme erstarb, wurde vom Wind verweht, der rings um sie herum heulte.
    »Warte!«, rief Kallik. »Woher weißt du das? Bitte, erzähl mir noch mehr, bitte. Nanuk, stirb nicht!« Sie schüttelte Nanuk, versuchte die ältere Bärin mit ihren Tatzen aufzurichten. Aber Nanuk war schwer, sie war kalt und sie rührte sich nicht.
    Kallik drückte ihre Nase in Nanuks Fell. »Du wirst mir fehlen«, flüsterte sie. »Danke für alles, was du für mich getan hast.«
    Sie entfernte sich stolpernd, nachdem sie sich aus dem Netz herausgewunden hatte. Die Luft war vom Rauch aus dem Wrack des Metallvogels erfüllt. Der Vogel knisterte und knallte wie ein Todesstock, Flammen schossen aus ihm heraus und stiegen in den Himmel. Obwohl es dunkel war, konnte Kallik die Sterne durch den beißenden Rauch und die Funken hindurch nicht sehen.
    Sie begann zu laufen, ganz egal in welche Richtung, solange sie sich nur von dem brennenden Vogel entfernte. Sie fühlte den breiigen Schlamm unter ihren Tatzen und den Graupel, den ihr der Wind ins Gesicht blies. Als sie das obere Ende eines langgezogenen Hangs erreicht hatte, machte sie Halt und blickte zurück zu den Flammen, die aus dem zerstörten Vogel schlugen, und zu der reglosen, weißen Gestalt, die nicht weit davon lag.
    »Leb wohl, Nanuk«, murmelte sie. »Ich werde tun, was du gesagt hast, und zu dem Ort des endlosen Eises gehen. Und vielleicht, wenn das wirklich der Ort ist, an dem die Seelen tanzen, werde ich auch dich dort finden.«

29. KAPITEL
    Lusa
    Lusa schrie so laut, dass der Braunbär vor Schreck den Griff lockerte, mit dem er sie gepackt hielt. Nur für einen kurzen Moment, aber dieser Moment genügte. So schnell sie konnte, raste sie zum nächsten Baum und kletterte hinauf. Äste und Blätter nahm sie nur
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