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Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Titel: Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
Autoren: Erin Hunter
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fernen Wolken. Kallik spürte, wie ihr noch der letzte Rest Müdigkeit aus den Gliedern fuhr. Hier aufs Eis, da gehörte sie hin! Sie schlug die Tatzen in den Schnee, sodass er auf Taqqiq spritzte. Er jagte sie im Kreis vor sich her, bis sie sich in den frischen Schnee warf, mit ihren Tatzen darin wühlte und die funkelnde Kälte in tiefen Zügen einsog. Nisa saß in der Nähe und beobachtete die beiden, hin und wieder schnaufte sie und hielt argwöhnisch die Nase in die Luft.
    »Jetzt bist du geliefert«, knurrte Taqqiq. Tief gebückt kroch er auf Kallik zu. »Ich bin ein gemeines Walross, das durchs Wasser geschwommen kommt, um dich zu schnappen.« Er schob sich auf allen vier Pfoten durch den Schnee. Kallik bereitete sich darauf vor, zur Seite zu springen, doch bevor sie sich rühren konnte, machte er einen Satz vorwärts und landete auf ihr. Aufgeregt kreischend wälzten sie sich im Schnee, bis es Kallik gelang freizukommen.
    »Ha!«, rief sie.
    »Rrrooaahhh!«, brüllte Taqqiq. »Das Walross ist jetzt echt wütend!« Er grub die Tatzen tief in den Schnee und wirbelte ihn so heftig auf, dass seine Mutter eine Fontäne von weißen Eisstückchen ins Gesicht bekam.
    »He«, knurrte Nisa. Mit ihrer gewaltigen Tatze gab sie Taqqiq einen Klaps, der ihn umwarf. »So, genug getobt jetzt. Es wird Zeit, dass wir etwas zu fressen finden.«
    »Hurra, hurra!«, jubelte Kallik und hüpfte um ihre Mutter herum. Seit Beginn des Sturms hatten sie nichts mehr zu fressen gehabt und ihr Magenknurren war inzwischen fast lauter als Taqqiqs Walrossgebrüll.
    Die Sonne war hinter grauen Wolkenstreifen verborgen. Während die Bären über das Eis zogen, wurden die Wolken immer dichter und verwandelten sich schließlich in Nebelschwaden, die die Welt ringsum verhüllten. Das einzige Geräusch, das Kallik hören konnte, war das Knirschen des Schnees unter ihren Tatzen. Einmal glaubte sie einen Vogel vom Himmel herabrufen zu hören, doch als sie aufblickte, sah sie nichts als Nebelwolken.
    »Warum ist es so trübe?«, klagte Taqqiq und blieb stehen, um sich die Augen zu reiben.
    »Der Nebel ist gut für uns.« Nisa berührte das Eis mit der Nase. »Er verbirgt uns beim Jagen, dann kann unsere Beute uns nicht kommen sehen.«
    »Ich möchte gern wissen, wo ich hingehe«, beharrte Taqqiq. »Ich mag nicht in Wolken laufen. Da ist alles so nass und verschwommen.«
    »Mir macht der Nebel nichts aus.« Kallik sog die schwere, diesige Luft ein.
    »Du kannst auf meinem Rücken reiten«, sagte Nisa zu ihrem Sohn und stieß ihn mit der Schnauze an. Taqqiq brummte glücklich, griff ins schneeweiße Fell seiner Mutter und zog sich daran hoch. Auf ihrem Rücken, über Kallik thronend, streckte er sich aus und dann marschierten sie weiter.
    Kallik machte unter dem dichten, wässrigen Nebel den scharfen, kühlen Duft des Eises aus. Sie mochte die Anklänge an Meer, Fisch, Salz und weit entfernten Sand, die in diesen Gerüchen mitschwangen, denn sie erinnerten sie daran, was sich unter dem Eis befand und womit es verbunden war. Sie blickte zu ihrer Mutter hoch, die ebenfalls die Nase schnüffelnd in die Luft hielt. Kallik wusste, dass die Mutter die frischen, eisigen Gerüche nicht einfach nur einatmete. Nein, Nisa untersuchte sie sorgfältig nach jedem Hinweis darauf, wo sie Beute finden konnten.
    »Ihr beiden solltet es mir nachtun«, schlug Nisa vor. »Versucht irgendeinen Geruch aufzuspüren, der sich von Eis und Schnee unterscheidet.«
    Taqqiq kuschelte sich nur noch tiefer in ihr Fell, aber Kallik drehte den Kopf hin und her, um in alle Richtungen zu schnuppern. Sie musste von Nisa so viel wie möglich lernen, damit sie irgendwann in der Lage war, für sich selbst zu sorgen. Zum Glück hatte sie noch viel Zeit, bis dieser Tag kommen würde – den ganzen Feuerhimmel und den nächsten Schneehimmel auch noch.
    »Manche Bären können einem Geruch über mehrere Himmelslängen folgen«, erklärte Nisa. »Bis ganz zum Rand des Himmels, dann bis zum nächsten Rand und noch mal bis zu dem Rand dahinter.«
    So eine gute Nase hätte Kallik auch gern gehabt. Aber eines Tages wollte sie mit diesen Bären mithalten können.
    Nisa hob den Kopf und begann schneller zu gehen; Taqqiq klammerte sich an ihrem Rücken fest. Schon bald sah Kallik, worauf Nisa zusteuerte – ein Loch im Eis. Sie wusste, was das bedeutete: Robben!
    Nisa hielt ihre Nase übers Eis und schnüffelte rundherum den ganzen Rand des Loches ab. Kallik blieb dicht hinter ihr und schnupperte
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