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Die suesse Rache des Scheichs

Die suesse Rache des Scheichs

Titel: Die suesse Rache des Scheichs
Autoren: Sandra Marton
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1. KAPITEL
    Es war die Art Dezembernachmittag, die der Fifth Avenue einen ganz eigenen Zauber verlieh.
    Die Abenddämmerung war noch nicht hereingebrochen, dennoch erstrahlten die Straßenlaternen bereits in warmem Licht und vergoldeten die sanft vom Himmel herabfallenden Schneeflocken. Der gegenüberliegende Central Park war komplett von einer weißen Schicht bedeckt.
    Der Anblick reichte aus, um selbst dem abgestumpftesten New Yorker ein Lächeln zu entlocken. Doch der Mann, der sechzehn Stockwerke über dieser anheimelnden Szenerie am Fenster stand, verzog keine Miene.
    Warum sollte er lächeln, wenn er von kaltem Zorn erfüllt war?
    Scheich Salim al Taj, Kronprinz des Königreichs Senahdar, stand bewegungslos da und umklammerte ein schweres Kristallglas mit Brandy. Ein zufälliger Beobachter hätte vielleicht vermutet, dass der Blick seiner hellblauen Augen auf das Winteridyll gerichtet war. Doch in Wirklichkeit nahm er seine Umgebung kaum wahr.
    Nein, sein Blick war nach innen gerichtet. Noch einmal durchlebte er die Ereignisse des vergangenen Sommers – doch da holte ihn eine flüchtige Bewegung am äußeren Rand seines Blickfelds in die Gegenwart zurück.
    Der Falke.
    Für einen kurzen Moment schien der Raubvogel bewegungslos in der Luft zu verharren, dann ließ er sich elegant auf dem Terrassengeländer unterhalb des Fensters nieder – wie schon so oft in den vergangenen Monaten.
    Dieser Falke gehörte nicht in die Stadt. Er passte nicht in die Asphaltwüste Manhattans, schon gar nicht zu dieser Jahreszeit, doch genauso wie Salim war der Vogel ein Überlebenskünstler.
    Salim spürte, wie ein Teil seiner Anspannung nachließ. Er lächelte, prostete dem Vogel stumm zu und nahm dann einen tiefen Schluck Brandy.
    Vor einem Jahr war der Falke zum ersten Mal hier aufgetaucht. Schnell hatte er die elegante Avenue und den Park zu seinem Revier erkoren – ganz so, als handle es sich dabei um grüne Wälder oder endlos weite Wüsten, die normalerweise sein Zuhause waren. Salim hatte ihm nur zu gern seine Terrasse überlassen. Er besaß noch zwei weitere – in jedem Stockwerk seines Penthouses eine, sodass es ihm nichts ausmachte, eine mit seinem ungewöhnlichen Gast zu teilen.
    Der Falke liebte die Einsamkeit und vertraute seinen Instinkten. Er würde sich niemals besiegen lassen.
    Salims Lächeln verblasste.
    Auch er gab sich nicht geschlagen. Vor fünf Monaten hatte man ihn lächerlich gemacht, doch schon bald würde er die Beleidigung vergelten. Langsam hob er das Glas an die Lippen und trank den Rest des Brandys. Er rann wie flüssiges Feuer durch seine Kehle.
    Noch immer übermannte ihn ein furchtbarer Zorn, wenn er sich erinnerte. Wie er belogen worden war. Wie er auf den ältesten Trick der Menschheit hereingefallen war.
    Wie jene Frau ihn gedemütigt hatte.
    Sie hatte ihn auf die schlimmste Art und Weise belogen, die man sich vorstellen konnte. Hatte ein Spiel gespielt, von dem er nie geglaubt hätte, ihm zum Opfer fallen zu können.
    Wann immer sie in seinen Armen lag, hatte sie gelogen.
    Mit ihren Seufzern. Dem verzückten Stöhnen. Dem atemlosen Wispern, das ihn beinahe um den Verstand gebracht hatte. Verdammt! Allein die Erinnerung reichte aus, um ihn zu erregen. Lügen, allesamt, und dennoch konnte er nicht vergessen, wie es sich angefühlt hatte, sie in seinen Armen zu halten. Diese seidige Hitze. Die Süße ihres Munds. Das Gefühl ihrer Brüste in seinen Händen.
    Nichts davon war echt gewesen. Ihre sexuelle Erregung, ja. Aber dass sie nur ihn begehrte, ihn als Mann, stimmte nicht. Sie hatte ihn betrogen, mit ihm gespielt und ihn für die Wahrheit blind gemacht.
    Bis sie ihm sogar seine Ehre geraubt hatte.
    Oder wie sollte man es sonst nennen, dass er eines Tages aufgewacht war, nur um festzustellen, dass sie verschwunden war – und mit ihr zehn Millionen Dollar?
    Rasender Zorn erfasste ihn. Salim wandte sich vom Fenster ab, durchquerte den eleganten Raum und trat an die Bar an der Wand. Die Flasche befand sich noch dort, wo er sie stehen gelassen hatte. Er öffnete sie und goss sich einen zweiten Drink ein.
    Also gut. Ein Teil dessen war eine Übertreibung. Er war nicht wirklich aufgewacht und hatte festgestellt, dass Grace verschwunden war. Wie sollte das auch gehen, wenn sie nie eine ganze Nacht miteinander verbracht hatten?
    Salim runzelte die Stirn.
    Na ja, doch, einmal. Zweimal, vielleicht. Häufiger aber ganz bestimmt nicht, und auch nur, weil das Wetter so schlecht oder es schon so spät
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