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Daniel Briester - Tödlicher Wahnsinn

Daniel Briester - Tödlicher Wahnsinn

Titel: Daniel Briester - Tödlicher Wahnsinn
Autoren: Angelika Friedemann
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Während er hastig an den Büschen vorbeieilte, schlug er den Kragen seines grauen Lederblousons hoch und verwünschte den starken Regen, der auf ihn prasselte.
"Merde", fluchte er laut, als er die Menschen in der Ferne erblickte. Er eilte schneller, nickte einigen Polizisten zu, die gerade die Fundstelle mit Flatterband sicherten.
Die Schultern zog er noch höher, senkt den Kopf, damit er nichts ins Gesicht bekam. Da hätte Helmut ruhig den blöden Christensen herschicken können.
"Moin, konntet ihr euch nicht eine Stelle aussuchen, wo man nicht so weit laufen muss?"
"Heute deinen witzigen Tag", stellte Armin Hertzog, der Gerichtsmedi- ziner, Leiter der Abteilung Rechtsmedizin, fest. "Meinst du, nur bei dir regnet es?"
Daniel Briester, Oberkommissar, strich die nassen, dunkelbraunen Haare aus seiner Stirn. Im fahlen Licht der langsam nahenden grauen Morgen- dämmerung hockte er sich nieder.
"Beide wurden erschossen, aber erst hat man ihm mit einer Art Hammer auf den Kopf geschlagen."
"Von dem Schlag war er nicht tot?"
"Bin ich Hellseher? Scheiß Wetter. Kann sein, kann nicht sein. Das weiß ich erst nach der Obduktion. Wäre er tot gewesen, warum der Schuss? Bei ihr konnte ich noch nichts Äußerliches feststellen."
"Wann?"
"Ich denke, mindestens dreißig Stunden."
"Ungefähr um die fünfzig, nicht wahr?"
"Hhmmm, aber etwas anderes. Beide haben stark erweiterte Pupillen."
"Drogen? Vergiftung?"
"Gut in der Schule aufgepasst. Ich vermute Alkaloid."
"Hab ich besonders gut aufgepasst, falls mich später ein Gerichtsmedi- ziner zu sehr ärgert. Wenn man sie vergiftet hat, warum erschossen?"
"Soll ich deine Arbeit machen? Wohl ab und zu im Unterricht gepennt. Nimm zum Beispiel Atropin. Es hemmt die Wirkung des parasympat- hischen Nervensystems und erregt das sympathische Nervensystem. Zudem wirkt es auf Drüsen- und Muskelzellen. Normalerweise ist das ein schneller, aber extrem schmerzhafter Tod. Sieh dir die Gesichter an, sie sehen nicht schmerzverzehrt aus. Gibt man ihnen eine geringe Dosis ..."
"Moin. Daniel, hier etwas zu suchen ist wohl zwecklos."
Er stand auf, spürte die kriechende Kälte, fühlte die Nässe und den Dunst auf seiner Haut, an den Beinen und wie sie sich peu á peu über seinen Körper ausbreitete. Grinsend musterte er Doktor Christina Greinet, die Kriminaltechnikerin. "Du siehst wie ein Gespenst aus. Ich habe den Kindern DVDs von dem kleinen Gespenst gekauft und das sieht genau so aus, wie du."
"Christina, hör bloß nicht auf sein Gequatsche. Er ist heute irgendwie besonders gut drauf oder möchte uns aufmuntern. Scheiß Regen!"
"Armin, weder noch. Ich versuche die Nässe in meinen Klamotten zu vergessen, verdränge, dass mir langsam kalt wird, denke an heißen Kaffee und ein Stück Kuchen. Nein, ich denke, dass ihr nichts findet. Jedenfalls nicht, wenn sie so lange hier gelegen haben. Der Regen in der Nacht hat alle Spuren weggeschwemmt. Wurden sie vor Ort umge- bracht?"
"Wohl nicht. Die hat man später hergebracht und abgelegt. Sie hat keinen Mantel, Jacke, keine Schuhe, keine Strümpfe an und er ist nicht so gekleidet, als wenn sie spazieren gegangen wären. Außerdem müsste irgendwo ein Auto stehen. Sag mal, seit wann muss ich deine Arbeit erledigen? Ich bin der Doc, du der Bulle oder möchtest du umsatteln?"
"Das fehlte noch. Arzt wäre nicht mein Ding. Dauernd schnippeln und so, nein danke. Sonst habt ihr nichts gefunden? Keine Papiere, keinen Schlüssel oder so?"
"Doch, nehme ich aber mit nach Hause, um dich zu ärgern."
"Wer hat einen witzigen Tag? Dieser dämliche Regen."
Vier Männer kamen und legten die beiden Leichen in die Blechsärge.
"Hauen wir ab, es reicht mir."
"Regen macht schön", lästerte Christina.
"Na, da muss Daniel ja lange darunter gestanden haben. Sollte ich mal probieren. Verschwinden davon die Falten?"
"Armin, Falten machen erst einen Menschen interessant und ich habe auch welche."
"Ja? Ist mir noch nie aufgefallen. Du siehst noch wie der Grünschnabel von damals aus, obwohl du langsam feist und dick wirst. Gehen wir. In meinen Stiefeln steht die Brühe, in den Kragen läuft das Wasser hinein, mir ist kalt und ich habe noch nicht gefrühstückt. Warum kann ich nicht irgendwo im sonnigen Süden arbeiten? Sonne, Wärme, Palmen, Sand, Meer, Mädchen im knappen Bikini."
"Wasserleichen, oder welche, die von der Sonne in kurzer Zeit verwesen, mit Tausenden Krabbeltieren übersät. Ja, echt toller Job."
"Du bist so aufbauend. Wie geht es deiner Bande?"
"Gut, wie immer.
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