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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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eine Stelle bei einem Meister habe. Nach dem Konzil vielleicht.«
    »Das kann aber noch eine Weile dauern mit dem Konzil! Hoffentlich wird das Kind dann nicht schon seine zweiten Zähne bekommen!«
    Während noch alle lachten, trat ein vornehm gekleideter Mann in die Schänke.
    »Seht doch, da ist Richental!«, rief Poggio. »Gott zum Gruß, Herr Ulrich! Setzt Euch zu uns!«
    Leise sagte Giovanni: »Für die Geschichte über das verhinderte Attentat auf den König muss er uns aber ordentlich etwas bezahlen!«
    Da griff Lucia nach seinem Arm. Sie trug ein blaues Kleid, und auf ihrer Brust leuchtete das Elfenbeinamulett mit dem Adler des Kaisers.
    »Bitte erzähl ihm nichts!«, bat sie flehend. »Wer weiß, was er in seinem Conciliumsbuch sonst alles über uns schreibt! Es sind Dinge geschehen, von denen ich nicht möchte, dass alle Welt sie erfährt.«
    Nach kurzem Zögern antwortete Giovanni: »Na gut, mein Herzenslieb, wie du willst. Dann bleibt die Sache also unter uns. Und für den Herrn Richental gibt es diesmal nur Wein, keine Geschichte. Jedenfalls nicht diese!«

Herbstmond
    Gretli und Cunrat saßen auf der Lädine hinter einem hohen Stapel von Fässern. Zu ihren Füßen lag Zerberus und hechelte, neben ihm lag ein großer Sack mit all ihren Habseligkeiten. Sie konnten wegen der Fässer nicht erkennen, was sich vor ihnen befand, aber wenn sie sich umdrehten, sahen sie hinter sich die Mauern und Türme von Costentz, das große Kaufhaus und das Münster mit der hohen Fassade immer kleiner werden.

    Vor einer guten Woche waren sie von ihrer Wallfahrt nach Einsiedeln zurückgekehrt. Für Gretli war der Weg schon etwas beschwerlich gewesen, aber sie hatte mit dem Segen der Muttergottes und Cunrats tatkräftiger Hilfe die Reise gut gemeistert. Zusammen mit einer größeren Pilgergruppe waren sie über Märstetten, Fischingen und Rapperswil nach Jona gewandert, hatten dort mit dem Schiff über den Zürichsee gesetzt und waren endlich nach Einsiedeln gekommen, wo sie das Grab des Heiligen Meinrad und die Wallfahrtskirche mit dem Bild der wundertätigen Madonna besucht, viele Gebete gesprochen, Kerzen geopfert und etliche geweihte Andenken erworben hatten.

    Und dann war das Wunder geschehen.

    Kurz nach ihrer Rückkehr hatte Cunrat unerwarteten Besuch erhalten. Sie hatten das Ofenkärrlin an diesem Tag bei der Stephanskirche aufgestellt. Da stand plötzlich Barbara Katz vor ihm. Sie trug ein dunkles Leinenkleid und eine teure Haube zum Zeichen ihres verheirateten Standes. In einem Tuch, das sie schräg über die Schulter und um den Leib gebunden hatte, drückte sie einen Säugling an die Brust. Mit ihrer freien Hand streckte sie Cunrat einen Brief hin.
    »Von deiner Mutter! Gestern hat ihn ein Bote gebracht. Sie wusste offenbar deine neue Unterkunft nicht.«
    Cunrat nahm das Schreiben und betrachtete dabei neugierig Bärbelis Kind. Man sah nur ein kleines, rundes Gesicht aus dem Tuch schauen, mit dicken Backen und großer Nase.
    »Meinen Glückwunsch zur Geburt!«, sagte Cunrat. »Wie heißt er denn?«
    »Sie!«, antwortete Barbara. »Es ist ein Mädchen, und wir haben sie Änneli getauft.«
    »Änneli! Anna!«, freute sich Cunrat. »Was für schöner Name! So heißt meine Mutter.«
    Bärbeli lächelte ihn vielsagend an. »Eben!« Dann drehte sie sich um und verschwand mit dem Kind in der Menge. Nachdenklich blieb Cunrat zurück.
    Er schaute sich den Brief an, aber er konnte ihn so wenig lesen wie seine Mutter ihn geschrieben haben konnte. Vermutlich hatte sie einen der Weißenauer Mönche gebeten, ihr behilflich zu sein. Es musste etwas Schlimmes passiert sein, wenn sie diese Mühe auf sich genommen hatte. Voller Bange lief Cunrat zum Hohen Haus und bat Gretli, ihm den Brief vorzulesen. In der Tat war etwas passiert.
    »Mein Sohn!«, schrieb die Mutter. »Ich bitte dich, komm rasch nach Weißenau zurück. Der Klosterpfister ist gestern verstorben. Er ist letzte Woche von einem Pferd getreten worden und seither krank darniedergelegen, bevor Gott ihn zu sich geholt hat. Nun hat der Herr Abt mich gefragt, ob du nicht seine Stelle übernehmen möchtest. Er glaubt, dass du mit den Erfahrungen, die du beim Heiligen Concilium gesammelt hast, der Richtige dafür wärst. Eile dich und komm schnell nach Hause. Deine Mutter.«
    »Der arme Pfister«, sagte Cunrat mitleidsvoll. »Bei ihm hab ich mein Handwerk gelernt. Was für ein schrecklicher Tod!«
    »Vor einer Woche!«, antwortete Gretli aufgeregt. »Verstehst du nicht,
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