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Schwarzer Regen

Schwarzer Regen

Titel: Schwarzer Regen
Autoren: Masuji Ibuse
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Über dieses Buch Auf einem von mächtigen
Ringmauern eingefaßten Plateau im Zentrum von Osaka erhebt sich der mächtige
Turm eines riesigen Wehrschlosses. Zu Füßen des Turms wölbt sich über einem
flachen Steinsockel eine Halbkugel aus glänzendem, nichtrostenden Stahl. Sie trägt auf Englisch die Inschrift »Weltausstellung 1970 —
Zeitkapsel«. Vierzehn Meter tief darunter, im Erdreich, befindet sich ein
kugelförmiger Behälter, ebenfalls aus Spezialstählen gefertigt. Nach dem Willen
der Erbauer soll diese Kugel erst wieder in fünftausend Jahren geöffnet werden,
um mit ihrem Inhalt Menschen des 70. Jahrhunderts einen Einblick in das Leben
der Menschen des 20. Jahrhunderts zu geben. Zu den über zweitausend
Gegenständen aus Wissenschaft und Forschung, Dingen des täglichen Lebens,
Werken der Kunst und der Literatur gehören auch zwölf in den vorausgegangenen
hundert Jahren in Japan entstandene Romane — als jüngster >Schwarzer Regem
von Masuji Ibuse. Nach übereinstimmender Meinung aller wichtigen japanischen
(und auch außerjapanischen) Kritiker hat Ibuse den gültigsten und
unanfechtbarsten Roman über Folgen und Spätfolgen der Atombombe von Hiroshima
geschrieben. Er hegt hiermit erstmals für Westdeutschland vor. Siegfried
Schaarschmidt hat für diese Ausgabe ein Nachwort geschrieben.
     
    Der Autor Masujilbuse, 1898 in Kamo/Präfektur
Hiroshima, geboren, studierte in Tokyo Romanistik und Malerei, brach beide
Studiengänge ab, um Schriftsteller zu werden; konnte über lange Zeit nur in
kleinen Zeitschriften publizieren, lebte jahrelang in bitterer Armut, konnte
sich nur allmählich durchsetzen; inzwischen gehört er zu den geachtesten
Autoren Japans; jeder japanische Schüler lernt im muttersprachlichen Unterricht
einige Geschichten Ibuses als Musterbeispiele für klaren und geschliffenen Stil
moderner japanischer Literatur kennen. Masuji Ibuse lebt in Tokyo.
    Hinweis: Im Fischer Taschenbuch
Programm hegt eine Auswahl aus der »Japanischen Atombombenliteratur« unter dem
Titel vor >Seit jenem Tag. Hiroshima und Nagasaki in der japanischen
Literatur< (Bd. 586z). Der von Ito Narihiko, Siegfried Schaarschmidt und
Wolfgang Schamoni herausgegebene Band enthält Gedichte, Erzählungen und in sich
geschlossene Ausschnitte aus längeren Prosaarbeiten, die zwischen 1945 und 198z
entstanden sind.

Masuji
Ibuse
    Schwarzer Regen
     
    Nach der
    englischen Fassung übersetzt
    von Otto Brandstätter
     
     
     
     
     
     
     
     
    Fischer Taschenbuch Verlag

 
     
     
     
     
     
    Ungekürzte Ausgabe
    Veröffentlicht im Fischer
Taschenbuch Verlag GmbH,
    Frankfurt am Main, Januar 1985
    © 1969 by Kodansha International
Ltd., Tokyo
    Japanischer Originaltitel:
>Kuroi Ame<
    © 1974 by Aufbau-Verlag, Berlin
und Weimar (deutsche Übersetzung)
    Lizenzausgabe mit freundlicher
Genehmigung des Aufbau-Verlags
    Umschlaggestaltung: Jan
Buchholz/Reni Hinsch
    Druck und Bindung: Clausen 8t
Bosse, Leck
    Printed in Germany
    1280-ISBN-3-596-25846-4

Erstes Kapitel
     
     
    Schon seit einigen Jahren empfand Shigematsu
Shizuma aus der Gemeinde Kobatake seine Nichte Yasuko als eine starke seelische
Belastung. Noch schlimmer war, daß er ahnte, er würde diese Bürde, unerklärlich
bedrückend, wie sie war, noch so manches Jahr tragen müssen. Mit Yasuko schien
er eine doppelte, ja dreifache Verpflichtung auf sich genommen zu haben. Daß er
noch keinen passenden Bräutigam für sie gefunden hatte, war schon ein Problem.
Ernste Sorgen aber bereitete ihm das Gerede, Yasuko hätte am Ende des Krieges
in der Küche des Arbeitsdienstkorps in der Zweiten Mittelschule in Hiroshima
gearbeitet. Deshalb meinte man nämlich in Kobatake, das über hundert Kilometer
östlich von Hiroshima liegt, sie sei ein Opfer der Strahlenkrankheit.
Shigematsu und seine Frau, wurde behauptet, versuchten die Sache zu vertuschen.
Deshalb schien eine Heirat so aussichtslos. Leute, die kamen, um sich bei den
Nachbarn zu erkundigen, weil sie eine Verbindung mit Yasuko im Auge hatten,
fingen prompt an, Ausflüchte zu machen, sowie sie das Gerede hörten, und
brachen am Ende das Gespräch überhaupt ab.
    An jenem Morgen, dem Morgen des 6. August, war
das Arbeitsdienstkorps der Zweiten Mittelschule in Hiroshima zu einem Appell an
der Temma-Brücke oder irgendeiner anderen Brücke im Westen der Stadt
angetreten, als die Atombombe fiel. Im selben Augenblick hatten die Jungen am
ganzen Körper Verbrennungen, aber der diensthabende Lehrer ließ die Abteilung
noch ein
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