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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Namen des Tagesheiligen Martin annahm (Martin V.). Da Colonna kein Priester war, musste er vor seiner Krönung noch schnell zum Diakon, danach zum Priester und schließlich zum Bischof geweiht werden. Mit diesem Papst hatte die katholische Christenheit wieder ein von allen Mächten anerkanntes Oberhaupt.
    Wenn auch die meisten Gäste nicht die gesamte Zeit des Konzils in Konstanz und Umgebung weilten, platzte die Stadt dennoch allzu oft aus allen Nähten. Konstanz war in dieser Zeit natürlich auch eine Hochburg für Zeitvertreib und Amüsement. Oder wie es Dieter Kühn in seiner hervorragenden Biographie von Oswald von Wolkenstein formulierte: »Konstanz, ein lockendes Las Vegas am Bodensee«. Für die Freizeitgestaltung waren – laut dem Chronisten Ulrich Richental – 700  gemeine Damen zuständig, ohne dass er die sogenannten Heimlichen , also Teilzeitkräfte, auch noch gezählt hätte.

    So ging im April des Jahres 1418 das größte Ereignis der Konstanzer Stadtgeschichte zu Ende. Die Stadt hatte gut verdient, mehr Einfluss im benachbarten Thurgau erhalten, man durfte fortan mit rotem Wachs siegeln und als Zeichen für die neu hinzugewonnene Blutgerichtsbarkeit im heutigen Petershausen einen roten Streifen dem eigenen Wappen hinzufügen. Die Bewohner hatten viel gesehen, sogar Mohren gab es laut dem Konzilschronisten Ulrich Richental zu bestaunen. Nur auf den hohen Schulden des Königs Sigismund blieb man sitzen. Man sieht: Auch Könige können Zechpreller sein.

    Bei der Abfassung unseres Romans war ein großer Vorteil, dass die Quellenlage bezüglich des Konstanzer Konzils so reichhaltig ist. Da gibt es zum einen die bebilderte Chronik des Konstanzer Bürgers Ulrich Richental, der gewissermaßen die Perspektive eines von außen auf die Geschehnisse blickenden Zeitgenossen abdeckt. Ihm und anderen Quellen zur Topographie des damaligen Konstanz sind wir bei Straßen- und Häusernamen gefolgt (Dank an dieser Stelle an Ruth Wieser mit ihrem Häuserbuch und an Daniel Groß für sein Gegenlesen). Die allermeisten Namen von Konstanzern im Roman stammen aus den überlieferten zeitgenössischen Konstanzer Steuerlisten. Darüber hinaus existieren u.a. Tagebücher des Kurienjuristen Giacomo Cerretani, des einflussreichen Kardinals und Papstwählers Guillaume Fillastre sowie die umfangreichen Berichte des hochrangigen Vertreters des Deutschen Ordens beim Konstanzer Konzil, Peter von Wormditt. Außerdem liegen buchstäblich Hunderte von Briefen, mehr oder weniger umfangreiche Berichte und andere Aufzeichnungen der Vertreter der verschiedenen europäischen Höfe, Universitäten, Städte und Bistümer vor.

    Unser Roman deckt zeitlich genau ein Jahr dieses religiös-politischen Megaereignisses Konstanzer Konzil ab. Wir haben uns jedoch die eine oder andere chronologische Freiheit erlaubt. So haben wir z.B. die Reisen eines der wichtigsten Protagonisten der Erzählung, des italienischen Humanisten und päpstlichen Sekretärs Poggio Bracciolini, zeitlich etwas vorgezogen. Seine Bibliothekstouren fanden in Wahrheit mehrheitlich ab 1416 statt. Sein Besuch im Kloster Münsterlingen ist eine Hommage an Conrad Ferdinand Meyer, der dieses Thema in seiner fiktiven Erzählung Plautus im Nonnenkloster auf vergnügliche Weise dargestellt hat. Ansonsten haben wir – auch was den Stil der Briefe betrifft – auf die immer noch maßgebliche Poggio-Biographie von Ernst Walser (mit zahlreichen Dokumenten), die zahlreichen überlieferten Briefe Poggios an seinen Freund Niccoli und die sogenannten Fazetien (Schwänke und Anekdoten) von Poggio Bracciolini zurückgegriffen. Erschwindelt haben wir allerdings seine sich ständig verbessernden Deutschkenntnisse. Hier musste die historische Wahrheit der Fiktion weichen.

    Manche haben sich bei der Lektüre vielleicht gewundert, warum der Fall von Jan Hus nur relativ beiläufig beschrieben wird. Aus der Perspektive eines Bäckergesellen, eines päpstlichen Sekretärs oder eines städtisches Vogtes war die Verbrennung von Jan Hus am 6. Juli 1415 oder auch die von Hieronymus von Prag am 30. Mai 1416 tatsächlich nur – wie Cerretani es den König in einem Tagebucheintrag nennen lässt – eine »minder wichtige Sache«. Ihre historische Bedeutung erhielten diese Ereignisse erst aus der späteren Perspektive der schrecklichen Hussitenkriege.

    Ausgangspunkt des Romans ist der Auftrag für den Mord an König Sigismund durch die Republik Venedig. Am 3. Juli 1415 – also später als in unserer
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