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Der Preis des Verrats (German Edition)

Der Preis des Verrats (German Edition)

Titel: Der Preis des Verrats (German Edition)
Autoren: Leslie Tentler
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PROLOG
    Southwest Washington, D. C .
    Der dumpfe Schrei wies darauf hin, dass die Frau noch lebte. Reid Novak umklammerte den Griff seiner Glock, die er vor sich im Anschlag hielt, fester und bewegte sich vorsichtig weiter. Suchend blickte er sich im Dunkel der verlassenen Fabrik um. Über ihm drang blasses Mondlicht durch die schmutzbedeckten Fenster in der zerfallenden Ziegelmauer.
    Noch ein verzerrter Schluchzer. Sie waren ganz in der Nähe. Adrenalin schoss durch seinen Körper, sein Herz klopfte ihm bis zum Hals.
    Er spürte die Anwesenheit seines Partners mehr, als dass er ihn hörte. Obwohl FBI-Agent Mitch Tierney aussah wie ein Defensive End der Washington Redskins, bewegte er sich mit unerwarteter Geschmeidigkeit. Er erschien in Reids Blickfeld, der Lauf seiner schweren Waffe lenkte seine Schritte.
    „Blutspritzer“, flüsterte Mitch rau. Er wies mit dem Kopf nach unten auf die Spur, die die Tropfen bildeten. „Sieht aus, als hätte die Party schon angefangen.“
    Gemeinsam schoben sie sich vorsichtig auf den dunklen Eingang zu, wohl wissend, wie verrottet die Holzdielen unter ihren Füßen waren. Dunkelheit umhüllte sie. Reid warf seinem Partner einen Blick zu, ein stummes Zwiegespräch entspann sich zwischen ihnen. Dann zog Reid seine linke Hand von der Glock, streckte drei Finger in die Luft und fing an zu zählen.
    Eins. Zwei. Drei.
    Er bog um die Ecke. Mitch hinter ihm gab ihm Deckung, als er in den Raum stürzte.
    „FBI!“ Reid schwang seine Waffe herum und spähte angestrengt um sich, auf der Suche nach menschlichen Umrissen. Sein Atem bildete in der beißenden Kälte kleine Wolken. In der riesigen Fabrikhalle hing der rostige Geruch nach Schimmel und Moder.
    „Großer Gott. Da“, brummte Mitch.
    Schwaches Licht von einem Fenster weiter hinten beleuchtete das Opfer spärlich. Der Mund der Frau war mit Klebeband verschlossen worden, ihre Hände waren wie zum Gebet zusammengebunden. Das große Messer, das an ihre Kehle gedrückt wurde, funkelte silbern. Die weiße Bluse der Frau war bereits zerrissen und blutüberströmt. Joshua Edward Cahill stand hinter ihr, sein Gesicht war im Dunkeln nicht zu erkennen. Er hielt die Frau fest an seine Brust gedrückt.
    „Lass das Messer fallen, Joshua.“ Reid sprach ruhig auf ihn ein und bewegte sich weiter vor.
    „Ich schneid ihr den Hals durch!“
    Ein Wimmern entwich der Frau, als er das Messer fester an ihre Kehle drückte. Ihre Augen weiteten sich in Panik, die Pupillen rollten zurück. Eine dünne rote Linie erschien auf ihrem blassen Hals. Trotz der eisigen Luft spürte Reid einen Schweißtropfen seinen Rücken hinunterlaufen.
    „Verdammt“, rief Mitch und machte einen Satz nach vorne. Reid hielt ihn zurück.
    „Sieh mich an, Joshua.“
    „Hauen Sie ab!“
    „Du weißt, das kann ich nicht. Tritt zurück und lass sie gehen.“
    „Damit Sie mich ins Gefängnis stecken können? Da hat Ihnen jemand was Falsches erzählt, Agent Novak. Ich bin ein paranoider Schizophrener mit schwach entwickelter Impulskontrolle …“ Sein höhnischer Tonfall klang, als ob er aus den Aufzeichnungen eines Psychiaters zitierte. „… kein Idiot.“
    „Niemand muss hier sterben.“
    „Genau.“ Joshuas Stimme überschlug sich. Er trat einen Schritt auf das große, deckenhohe Fenster zu, seine Gefangene zerrte er hinter sich her. Die Frau wehrte sich, bis ein weiterer Schnitt mit dem Messer sie erstarren ließ. Reid wusste, dass drei Stockwerke unter ihnen der eisige Potomac lag, sich durch die Landschaft wand, wie ein von Schneewehen gesäumtes schwarzesBand. Er stand jetzt nur noch ungefähr zehn Meter entfernt, seine Waffe noch immer auf den Schatten gerichtet, der der Sohn eines US-Senators war.
    „Wir können dich zu Dr. Lauderbach bringen.“ Er begann zu verhandeln. „Du vertraust ihm doch, richtig?“
    „Lauderbach ist ein Arschloch.“
    Als Joshua seinen Kopf ins Mondlicht tauchte, erschienen seine dunklen Augen unter dem dichten ebenholzschwarzen Haar. Er starrte Reid an und verstärkte seinen Griff um die Geisel. Die Frau war Anfang dreißig, blond. Ihre Beine steckten in dunklen Strümpfen unter einem karierten Rock. Irgendwo in diesem Albtraum hatte sie einen Schuh verloren. Sie keuchte. Hinter dem metallgrauen Klebeband, das die untere Hälfte ihres Gesichts verbarg, zogen sich ihre Wangen zusammen und dehnten sich wieder. Reid blickte in ihre tränenfeuchten Augen. Und vermied es, sie noch einmal anzuschauen. Es würde ihn seine Objektivität
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