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Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Titel: Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig
Autoren: Ina Linger , Cina Bard
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uns nur an, wussten nicht mehr, was wir sagen oder tun sollten.
    „Und nun?“ fragte Ben schließlich vorsichtig.
    Ich zuckte resigniert die Schultern und fühlte mich auf einmal so niederschlagen wie schon lange nicht mehr. „Was soll schon sein? Wir haben uns von vorne bis hinten belogen, Ben! Wo siehst du denn da noch eine Zukunft für uns? In einer Beziehung muss man einander bedingungslos vertrauen können – und man muss man selbst sein und dem anderen nicht irgendwas vorspielen.“
    Ich blinzelte, weil mir mit meinen folgenschweren Worten automatisch Tränen in die Augen gestiegen waren.
    Ben sagte ein paar Atemzüge lang gar nichts mehr. Er sah mich nur an und ich konnte in seinen Augen dieselbe Erschütterung und Trauer erkennen, die auch ich empfand, dieselbe Hoffnungslosigkeit.
    „Heißt das, du… du willst es gar nicht erst versuchen?“ fragte er mit belegter Stimme. „Du willst uns keine Chance geben, das wieder hinzubiegen und uns richtig kennenzulernen, so als du und ich?“
    „In der Liebe kann man nichts verbiegen, Ben“, sagte ich leise und jetzt begann auch noch mein Kinn zu zittern. „Entweder es passt oder es passt nicht – sonst geht einer von uns kaputt… oder auch beide. Wenn wir vor dem anderen nicht sein können, wer wir sind, macht das alles einfach keinen Sinn.“
    „Emma das ist doch…“
    „Ben, bitte!“ stieß ich aus und machte einen Schritt zurück, weil er seine Hände nach mir ausgestreckt hatte. „Mach uns das alles doch nicht noch viel schwerer, als es eh schon ist! Ich… ich geh jetzt lieber.“
    Das tat ich dann auch. Ich mutierte zu der Mutter aller Feiglinge, wandte mich ab und lief los, so schnell wie ich konnte, ohne zu rennen. Ich lief vor meinen blöden Lügen davon, vor diesem absolut schlimmsten Fehler, den ich jemals begangen hatte, und vor allen Dingen lief ich vor meinen Gefühlen weg. Vor der tiefen Trauer, die nun doch in Form von Tränen aus mir hervorbrach, vor meiner Wut auf uns beide und vor meiner mich peinigenden Sehnsucht nach Ben, nach seiner Nähe, seiner Wärme, seinem Lachen, seiner Stimme… Ich schluchzte und wischte mir die Tränen vom Gesicht, die ungehindert weiter flossen.
    Warum nur waren wir beide solche Idioten gewesen? Warum hatten wir uns gegenseitig belogen? Warum hatten wir dem anderen vorgemacht jemand anderes zu sein? Wir passten doch so gut zusammen, verstanden uns so gut, konnten vor dem anderen ganz wir selbst sein.
    Ich blieb abrupt stehen. Was hatte ich da gerade gedacht? Wir passten zusammen? ... Das war wahr! Und dass wir bei dem jeweils anderen wir selbst sein konnten, entsprach ebenso der Wahrheit. Also – inwiefern hatten wir einander etwas vorgemacht?! Wir hatten im Netz nur unser Geschlecht geändert und vielleicht noch Teile unserer Biografie, aber sonst waren wir völlig wir selbst gewesen – immer. Deswegen hatte Ben Anna in ihrem Auftreten die ganze Zeit über so geähnelt und deswegen hatte Ben sich so gewundert, dass ich gar nicht so war, wie er sich mich vorgestellt hatte. Denn er war er und ich war ich gewesen! Unsere Lüge war nicht so schlimm, wie ich sie dargestellt hatte, und unsere Beziehung wäre nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen – wenn ich vor Ben nicht weggelaufen wäre und mich wie eine dieser blöden Weibchen gängiger Liebesfilme verhalten hätte: Völlig hysterisch und selbstgerecht.
    „Emma!“
    Ich riss die Augen auf und warf mich herum. Ben kam im Laufschritt hinter mir her, wurde aber langsamer, als er nahe genug heran war, dass ich ihn hören konnte.
    „Ich hab dir nichts vorgemacht“, rief er mir zu, ganz außer Atem. „Das ist kompletter Unsinn!“
    Wie Recht er doch damit hatte. Ich lief auch auf ihn zu und mein Herz schlug mir dabei bis zum Hals.
    „Ich bin immer ich selbst gewesen“, fuhr er fort. „Ich hab mich nie verstellt und du hast das auch nicht. Nicht wenn wir zusammen waren. Es tut mir leid, dass ich dich angelogen habe, Emma. Es tut mir leid, dass ich es nicht gewagt habe, zu sagen, wer ich bin, und stattdessen meine eigenen Pläne verfolgt habe. Dich zu enttäuschen oder gar zu verletzen, war das letzte, was ich im Sinn hatte. Das musst du mir einfach glauben.“
    Wir hatten einander erreicht und blieben dicht voreinander stehen. Ich wollte ihm sagen, dass ich verstand, dass meine erste Reaktion einfach nur dumm und unreif gewesen war, wollte ihn um Verzeihung bitten, in die Arme schließen und küssen, aber er ließ mich einfach nicht zu
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