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Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig

Titel: Imperfect Match - Liebe ist eigenwillig
Autoren: Ina Linger , Cina Bard
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Ein fataler Fehler
     
     

     
    M enschen sind nicht perfekt. Das lernt man recht schnell im Laufe seines Lebens. Ganz im Gegenteil – die Lebensgeschichte eines jeden Menschen wimmelt nur so von Fehlern; kleinen, verzeihlichen; mittleren, an deren Ausbügelung man manchmal schon ganz schön hart zu arbeiten hat, und großen, die einem das Leben ziemlich schwer machen und so manches Mal wünschen lassen können, es möge doch, wie bei einem Computerspiel, irgendwo einen Restart-Knopf geben. Leider gibt es den nicht. Insbesondere nicht bei der schlimmsten Kategorie aller Fehler: Dem fatalen Fehler. Dieser Bursche ist der schrecklichste unter allen und kommt – Dem Himmel sei Dank! – eher selten vor. Ich kenne nur wenige Leute persönlich, denen dieses Monster über den Weg gekrochen ist, zum Beispiel in Form eines Besäufnisses vor einer Examensprüfung, um die Aufregung in den Griff zu bekommen; oder der Idee, man könne auch mit dem Coitus interruptus wunderbar verhüten… Oh, ja! Auch in Form des Gedanken, es könne ja nicht so schwer sein, eine Satellitenschüssel auf dem Dach eines dreistöckigen Hauses selbst anzubringen.
    Oft ist einem leider nicht bewusst, dass man gerade dabei ist, einen dieser schwerwiegenden Fehler zu begehen, weil sich diese fiesen Dinger gern in der Verkleidung einer guten Idee nähern und die eigene kurzzeitige, unbemerkte Ausschaltung des Verstandes ausnutzen. Das klingt wie eine dumme Ausrede, aber so ist es nun einmal.
    Mein ganz persönlicher fataler Fehler, beziehungsweise dessen Vorbeben, begann mit folgenden harmlosen Worten in einer noch viel harmloseren Unterhaltung im Privat-Chat eines Online-Spiel-Forums:
    Shadowhunter: Ich fahr dieses Wochenende nach London! Und rate mal mit wem!!
    Klingt gar nicht schlimm, oder? M-hm, das dachte ich auch. Die Antwort brachte leider aber nicht den erwarteten Namen, sondern die eigentliche Hiobsbotschaft:
    Midnightrider: Echt?? Wie krass ist das denn?? Ich WOHNE in London!!
    Etwa zwei Minuten lang starrte ich den Bildschirm an, einen Ausdruck höchsten Entsetzens auf dem Gesicht (ich wusste das genau, denn ich konnte mich selbst in der spiegelnden Oberfläche sehen). Oh mein Gott. Oh! Mein! Gott!! Das war ja furchtbar, das war schrecklich, das war so wie festzustellen, dass man seine Examensarbeit gar nicht erst in drei Monaten abgeben musste, sondern schon am nächsten Tag und man noch keinen einzigen Satz geschrieben hatte.
    Midnightrider: Okay, das hat dich jetzt erschreckt, oder?
    Hysterisches Lachen hier, gespielte Entwarnung online.
    Shadowhunter: Und wie!
    Hatte ich das gerade ernsthaft getippt? Ich fügte ein Smiley hinzu. Ein trauriges. Dann noch eins – diesmal das richtige, das, das die Zunge herausstreckte. Und noch eins. Dann eins, das eine Umarmung darstellte. Ich starrte auf die kleine blaugelbe Armee des Wahnsinns und ließ dann meinen Kopf in einem buchstäblichen *Headkeyboard* nach unten sausen. Natürlich stoppte ich etwa zwei Zentimeter darüber, schließlich brauchte ich sowohl Tastatur als auch das knöcherne Gehirnbehältnis mit vier Buchstaben noch.
    ‚Night‘ hatte mir derweil ein dickes LOL geschickt, gefolgt von einer Reihe ebenso skurriler Smileys, die mich trotz meiner Misere zum Schmunzeln brachten. Wie ich diese Frau liebte! Ich weiß, dass dieses Wort viel zu oft in völlig falschem Kontext benutzt wird, aber in diesem Fall war es tatsächlich wahr, denn Night war eine Person, die man nur lieben konnte . Sie war witzig und schlagfertig, einfühlsam und zuvorkommend, intelligent und kreativ und wir teilten so viele Interessen und Überzeugungen, dass es manchmal fast gruselig war.
    Wir waren Seelenverwandte, die durch das böse Schicksal zwar im selben Land, jedoch in zwei verschiedenen Städten geboren worden waren und sich erst viel zu spät auf einem Onlinespielboard kennengelernt hatten. Das war jetzt ein Jahr her. Zunächst hatten wir uns nur zufällig ab und an beim Spielen ein paar verbale Bälle zugeworfen, dann war die erste Kontaktaufnahme im Chatraum erfolgt, die ersten Privatnachrichten, zunächst nur auf unsere Spielstrategien bezogen, bald aber auch persönlicher Natur. Unsere Gespräche waren immer länger geworden und nach einer Weile hielt ich es kaum aus, wenn ich mal einen Tag lang nichts von ihr hörte. Wir konnten über alles reden, uns bei Problemen beraten, uns trösten und aufmuntern und waren immer von Grund auf ehrlich zueinander. Bis auf einen kleinen, winzig kleinen Punkt:
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