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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr
Autoren: Toni Anderson
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ein Problem gab, wollte er das wissen, bevor sie weiter vordrangen. In ihren Augen las er strapazierte Geduld, und das traf ihn so unerwartet, dass er grinsen musste. Sofort wurde er wieder ernst. Jetzt war in keinerlei Hinsicht der richtige Zeitpunkt für Heiterkeit.
    Er tauchte voran, wobei er den Strahl seiner Lampe unverwandt auf die Einstiegsluke gerichtet hielt. Das unbeirrte Licht diente ihnen als Orientierungspunkt, und er hoffte, Holly würde die Nerven haben, die Sache durchzuziehen. Er wartete an der Öffnung, bis er neben sich eine Strömung spürte, als Holly an seine Seite schwamm. Sie drückte seinen Arm und machte in seinem Lichtstrahl das Okay-Zeichen.
    Er machte sich auf das gefasst, was sie im Inneren der Kammer erwartete. Stück für Stück bewegte er sich vorsichtig vorwärts, hielt sich an den Rändern der Luke fest, um sich hindurchzuschieben, hinein ins Herz des Wracks.
    Als Holly, die ihm gefolgt war, von hinten gegen ihn stieß, fasste er sie an der Taille, um ihren Vorwärtsdrall zu bremsen. Er konnte spüren, wie sie unter seiner Berührung erstarrte, ehe sie sich zwang, sich zu entspannen. Durch die Luftblasen hindurch sah sie ihn an, und er konnte deutlich die Frage in ihren Augen lesen. Er drehte sie so, dass sie in die richtige Richtung blickte, und hielt sie fest, während beide die Leiche betrachteten. Mit herabhängenden Armen und Beinen trieb der Taucher im Wasser. Er trug einen abgenutzten, alten Nasstauchanzug. Seine Atemmaske hing schief, die Druckluftflaschen waren verschwunden, und um seinen Oberschenkel war ein enorm großes Messer geschnallt.
    Ein noch größeres Messer steckte in seiner Brust.
    Bevor er Holly losließ, drückte Finn warnend ihren Arm.
    Er war in seinem Leben oft mit dem Tod konfrontiert worden, aber er konnte sich nicht vorstellen, was für ein Mensch man sein musste, um absichtlich danach zu suchen. Ermittlerin in Tötungsdelikten schien ihm eine merkwürdige Berufswahl für eine schöne junge Frau wie Holly Rudd. Sie zuckte zusammen, als sie nahe genug an der Leiche war, um im Lichtstrahl ihrer Lampe zu erkennen, welchen Schaden die Fische angerichtet hatten. Das bewies immerhin, dass sie doch ein Mensch war. Wo die Lippen des Toten hätten sein sollen, gab es nur noch ausgefranstes Fleisch, die Zähne traten in der Dunkelheit hervor. Auch an den Händen war das Fleisch abgefressen.
    Holly schoss eine Reihe von Fotos, während Finn sich vorsichtig näherte. Das Messer, das aus der Brust des Tauchers ragte, sprach ziemlich eindeutig für Mord. Der Griff war schwer und schwarz und vom Alter abgenutzt.
    Scheiße!
Er runzelte die Stirn, sein Herz zog sich heftig zusammen. Er kannte dieses Messer.
    Er überprüfte seine Instrumente und tippte Holly dann auf die Schulter, damit sie das Gleiche tat. Einen Augenblick lang starrte sie ihn wütend an. Sie war ganz darin versunken, die Einzelheiten zu erfassen, die für sie wichtig waren, genau wie Thom in der letzten Nacht in seinen Schatz versunken gewesen war. Finn zeigte auf die Skala, und sie blinzelte überrascht, als sie sah, dass ihr zweiter Tank fast leer war. Weil ihr Körper nicht an diese Tiefen gewöhnt war, hätte sie die Anzeige regelmäßiger überprüfen sollen. Aus diesem Grund führten Anfänger ihren ersten Wracktauchgang nicht in dreißig Metern Tiefe durch – und ihren ersten Tauchgang in dreißig Metern nicht in einem Wrack. Beides zusammen war eine äußerst unglückliche Kombination.
    Er reichte ihr den Atemregler der ersten, noch halb vollen Druckluftflasche und justierte den überschüssigen Regler so, dass er unter ihrem Kinn saß. Solange er noch ihre Aufmerksamkeit hatte, deutete er auf die Stelle, an der er den Bleigurt fallen gelassen hatte. Sie nickte, doch als sie gerade davonsausen wollte, packte er sie fester und deutete auf ihre Schwimmflossen, mit denen sie eine Woge von Ablagerungen aufgewirbelt hatte. Wenn die Tauchmannschaft bei ihrem Eintreffen die Leiche finden sollte, durften sie hier nicht alles aufpeitschen. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, wie sehr er den Körperkontakt mit dieser selbstbewussten, sexy Polizistin genoss. Hätte er die Zeit und wären die Umstände günstiger, dann wäre sie genau der Typ Frau, die er gern in allen Einzelheiten erkundet hätte. Aber er hatte keine Zeit, und die Umstände waren definitiv nicht günstig.
    Er sah auf seinen Tauchcomputer.
    Zeit zum Aufbruch. Nachdem Holly noch eine Reihe Aufnahmen von dem Bleigurt gemacht hatte, tippte er
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