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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr
Autoren: Toni Anderson
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marschierte davon. »Nie im Leben, Sergeant Rudd.«
    »Ich habe Sie überprüft, Mr Carver.«
    »Darauf wette ich.«
    Sie folgte ihm in ein flaches, eingeschossiges Häuschen voller Druckluftflaschen und Neopren. Der Schreibtisch war unter Dokumenten, Schlüsseln und Kaffeebechern begraben. Wo waren die ganzen Leute? Hier war es so still wie auf einem Friedhof. Er griff zum Telefon.
    »Ich habe gehört, Sie sollen der beste Tauchlehrer diesseits des Pazifiks sein. Wenn es jemanden gibt, der mich in dieses Wrack bringen kann, sind Sie es.«
    »Sie in das Wrack zu kriegen wäre nicht das Problem.« Ungerührt von dem Kompliment, ließ er den Blick kurz über ihre Figur gleiten, dann sprach er in den Telefonhörer. »Johny? Finn Carver hier. Ich hab hier eine Frau namens Holly Rudd, die behauptet, sie habe gerade einen PADI -Kurs bei dir absolviert.«
    Es wurde still. In den Türrahmen gelehnt, versuchte Holly angestrengt, trotz des Wasserrauschens im Hintergrund mitzuhören.
    »Wie hat sie unter Druck reagiert? Glaubst du, sie kann sich bei einem Wracktauchgang in dreißig Metern zusammenreißen?«
    Sie beobachtete sein Gesicht und versuchte, die Antworten daraus abzulesen. Doch seine teilnahmslose Miene gab nichts preis.
    »Würdest du ihr dein Leben anvertrauen?« Die Antwort brachte Finn zum Lächeln. »Wie ich es mir gedacht habe. Wir sprechen uns später.« Er legte auf.
    »Was hat er gesagt?« Für diese Frage hätte sie sich treten können.
    Er sah sie lange an, bevor er sich bückte und anfing, eine Gasflasche zu befüllen. »Das wollen Sie nicht wissen.«
    Trotz aller Bemühungen, ihre Gefühle zu verbergen, weiteten sich ihre Augen. »Tja, es kann nichts sein, was ich nicht schon mal gehört hätte.« Sie lebte in einer männerdominierten Welt, und das vergaß sie nie, aber sie hatte keine Lust mehr auf Spielchen. »Bringen Sie mich runter oder nicht? Bisher haben wir bis auf Ihre Aussage und die von Professor Edgefield keinen Anhaltspunkt dafür, dass es überhaupt eine Leiche gibt. Und selbst wenn es sie gibt, heißt das noch nicht, dass es sich um ein Tötungsdelikt handelt.«
    Er schnaubte. »Es ist ein Tötungsdelikt. Glauben Sie mir.«
    Dies war ihr erster Mordfall als leitende Ermittlerin, und sie würde sich nicht ausbremsen lassen. Es war unumgänglich, den Tatort zu besichtigen, solange die Leiche noch an Ort und Stelle war – vorausgesetzt, sie kontaminierte nichts. Dass die Jungs von der Unterwasserbergungsmannschaft sie mit hinunternehmen würden, war nicht wahrscheinlicher, als dass Finn Carver es tun würde. Sie machte sich auf einen Streit gefasst.
    »Sie werden
haargenau
tun, was ich sage. Kein Rangordnungsmist oder Polizeigehabe, solange wir da unten sind. Und Sie sind mir was schuldig.« Carver löste die erste Druckluftflasche vom Kompressor und begann mit einer zweiten. Sein Blick war ausdruckslos und hart.
    »Sie bringen mich runter?« Ein Adrenalinstoß durchfuhr sie. »Ich bin Ihnen was schuldig – solange es nichts Illegales ist.« Sie nickte.
    »Da unten bin ich der Boss. Sie müssen mir blind vertrauen.« Ihr Mund wurde trocken, als er einen Schritt auf sie zutrat. »Wenn ich Sie anfasse …« Er legte beide Hände auf ihre Hüften, der Abdruck jedes Fingers sengend heiß. Sie zwang sich, keine Reaktion zu zeigen. Das hier war ein Test, und bei Tests versagte sie nicht. Nie. »Wenn ich Sie festhalte, dürfen Sie
nicht
durchdrehen. Dann müssen Sie mir helfen, das zu tun, was ich vorhabe, scheißegal, was es ist. Sie halten sich genau an mich, und wir beide kommen da lebend wieder raus.«
    Sie ertappte sich dabei, wie sie in seine strahlend blauen Augen starrte, die nur wenige Zentimeter von ihren entfernt waren. Spannung knisterte zwischen ihnen – eine plötzliche Woge sexueller Spannung, vermischt mit gegenseitigem Misstrauen und der subtilen Note bevorstehender Komplikationen.
    Als er sie losließ, legte sich eine warme Röte auf seine Wangen. Damit hatte auch er nicht gerechnet.
    »Ich muss mich auf Sie verlassen. Glauben Sie, ich kann das?« Blaue Augen sahen sie unverwandt an.
    Sie sparte sich jeden Scherz darüber, wo sie ihn anfassen könnte, weil es plötzlich überhaupt nicht mehr witzig war. Zum einen war er ein Verdächtiger, weshalb sie sich weigerte, irgendetwas für ihn zu empfinden, das nicht professioneller Natur war. Zum anderen würden sie in dreißig Metern Tiefe in ein gefährliches Wrack hineintauchen, in dem eine verwesende Leiche auf sie wartete. Es war
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