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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr
Autoren: Toni Anderson
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nicht die Art von Schatz, die sich die meisten Taucher erträumten, aber Holly war nicht wie die meisten. Also hielt sie den Mund und nickte.
    Bei Tag sah das Wrack anders aus. In dieser Tiefe und bei kristallklarem Wasser hatte das Schiff eine romantische Atmosphäre, etwas Abenteuerliches, Mysteriöses. Aber gleichzeitig war es ein Sarg, und bei der Vorstellung, sich freiwillig dort hineinzubegeben, zogen sich Finns Eingeweide zusammen. Er sah Holly an und signalisierte ihr, stillzustehen, während er sie umrundete und überprüfte, ob auch alle Schläuche eng an ihrem Körper festgeklebt waren. Er stellte sie auf die Probe, indem er sie pikte und schubste, während er sich vergewisserte, dass alles gesichert war. Sie hielt still. Trotz ihrer Anspannung tat sie, was er gesagt hatte, auch wenn es ihr nicht gefiel.
    Sie kletterte in seinem Ansehen eine Stufe höher. Nicht, weil er gefügige Frauen gemocht hätte, sondern weil es ihm gefiel, wenn jemand klug war.
    Dass sie gerade erst ihren Tauchschein gemacht hatte, brachte auch einen Vorteil mit sich: Sie würde ihren Tauchlehrer wie Gott behandeln, weil die Grundlagen ganz frisch in ihrem Kopf verankert waren. Der Nachteil war, dass er sein Leben in die Hände einer Anfängerin legen musste, die noch nie zuvor in einem Schiffswrack gewesen war und wahrscheinlich den ganzen Tauchgang versauen würde, bevor sie es überhaupt bis zum Maschinenraum geschafft hätte. Was nicht weiter schlimm war, solange dabei keiner von ihnen draufging.
    Er suchte einen Trockentauchanzug für sie aus, und beide bekamen Doppelflaschen mit separaten Atemventilen sowie jeweils eine unabhängige Pony-Flasche. Sie hatten so viel sichere Atemluft dabei, wie zwei Menschen tragen konnten, und das war immer noch keine Garantie dafür, dass sie diesen Trip überleben würden.
    Aber diesmal diente ein Schiff der Küstenwache als Oberflächencrew, und die Strömung war sehr schwach. Zwölf Stunden waren vergangen, und sie hatten wieder Niedrigwasser. Was für ein Glück.
    Er näherte sich dem Wrack auf dem gleichen Weg wie beim vorigen Mal. Unterwegs knipste er seine Lampe an und gab das Okay-Zeichen. Sie antwortete mit der gleichen Bewegung, ihre grauen Augen waren jetzt ernst.
    Auf seine Schwimmflossen deutend, schüttelte er den Kopf. Eine Erinnerung daran, die Flossen im Wrackinneren nicht zu benutzen.
    Sie nickte und machte das Okay-Zeichen. So weit, so gut. Er ließ sich in das gesunkene Schiff treiben und zog sich im Inneren langsam und gleichmäßig mit den Händen vorwärts. Es war so eng und dunkel, dass sie nacheinander hineinschwimmen mussten. Kaum zu glauben, dass er es letzte Nacht geschafft hatte, Thom lebend hier herauszubekommen. Es war knapp gewesen und eine idiotische Idee, überhaupt mit dem Mann herzukommen.
    Und jetzt war er wieder hier, und das mit einer verflixten Anfängerin.
    Im Steuerhaus wartete er. Hier gab es reichlich Licht, aber im Treppenschacht war es auf einer Strecke von etwa fünf Metern vollständig dunkel. Natürlich hatte er alles mit Holly durchgesprochen, aber die Realität sah anders aus. Er überprüfte ihre Finimeter. Holly verfolgte seine Bewegungen mit den Augen, als suchte sie nach etwas, das er nicht genau bestimmen konnte. Schwäche? Aggression? Schuld?
    Sie traute ihm nicht, und das konnte er ihr nicht verdenken.
    Es wäre nicht schwer, sie niederzuringen, ihr den Atemregler aus dem Mund zu reißen und zuzusehen, wie sie Wasser einatmete. Wenn er ein Mörder wäre, hätte er bestimmt tierischen Spaß daran, eine schöne junge Frau zu beseitigen, die noch dazu ein Bulle war. Dann würde er ihre Leiche dem Meer überlassen und behaupten, sie hätte Panik bekommen und wäre geflüchtet. Niemand könnte ihm etwas anderes nachweisen.
    Oder er könnte abtauchen. So schwer war das nicht. Er hätte sich lieber selbst die Kehle aufgeschlitzt, als die Hand gegen eine Frau zu erheben, aber das konnte sie nicht wissen, und deshalb war es klug, dass sie ihm gegenüber misstrauisch war – solange sie dadurch nicht den Tauchgang verdarb.
    Er sah ihr an, dass sie glaubte, es im Notfall mit ihm aufnehmen zu können. Verrückt, selbst für eine Polizistin. Eine kurze Überprüfung seines Hintergrunds dürfte nicht viel mehr enthüllt haben als die Tatsache, dass er bei der Army gewesen war.
    Er überprüfte ihre Finimeter erneut und ließ sie die Flaschen wechseln, weil sie mehr Luft verbraucht hatte, als ihm lieb war. Und falls es mit der zweiten Druckluftflasche
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