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Die Ruinen von Gorlan

Die Ruinen von Gorlan

Titel: Die Ruinen von Gorlan
Autoren: John Flanagan
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Morgarath, Herrscher über die Berge von Regen und Nacht, ehemals Baron von Gorlan im Königreich von Araluen, blickte über sein karges, regengepeitschtes Land und stieß – vielleicht zum tausendsten Male – einen Fluch aus.
    Ein Ödland aus zerklüfteten Felsen, verwitterten Klippen und eisbedeckten Bergen – das war alles, was ihm geblieben war. Ein Reich aus tiefen Schluchten und steilen, schmalen Wegen – nur Geröll und Fels, ohne einen Baum oder ein wenig Grün, um die Eintönigkeit aufzulockern.
    Vor nunmehr fünfzehn Jahren war dieses unwirtliche Stück Land zu seinem Gefängnis geworden und er konnte sich noch gut an die herrlichen grünen Auen und dicht bewaldeten Hügel seines früheren Lehens erinnern. Die Flüsse waren reich an Fischen, auf den Feldern wuchs saftiges Getreide und in den Wäldern gab es mehr als genug Wild. Gorlan war ein herrlicher, blühender Ort gewesen.
    Die Berge von Regen und Nacht hingegen waren trostlos und verlassen.
    Eine Gruppe Wargals exerzierte im Burghof draußen. Morgarath sah ihnen ein paar Sekunden lang zu und lauschte dem gutturalen rhythmischen Singsang, der diese Übungen begleitete.
    Die Wargals waren gedrungene, ungestalte halbmenschliche Wesen, mit einer langen Schnauze und Reißzähnen wie die von Bären oder Hunden. Seit Urzeiten lebten sie in diesen abgeschiedenen Bergen und hatten von jeher die Menschen gemieden. Bevor Morgarath sie ausfindig machte, hatte niemand sie je gesehen. Es gab nur Gerüchte und Legenden, die von einem wilden Stamm in den Bergen erzählten.
    Bei den Vorbereitungen für den Aufstand gegen das Königreich von Araluen hatte Morgarath Gorlan verlassen, um eben diesen Gerüchten nachzugehen. Wenn es solche Kreaturen gab, konnten sie ihm in dem von ihm beabsichtigten Krieg einen Vorteil verschaffen.
    Es dauerte lange, doch er fand sie tatsächlich. Die Wargals verfügten, abgesehen von ihrem rhythmischen Singsang, über keine gesprochene Sprache. Hauptsächlich verständigten sie sich durch eine Art primitiven Gedankenaustausch. Und so konnten sie von jemandem mit höherer Intelligenz und Willenskraft ohne größere Probleme gefügig gemacht werden. Morgarath unterwarf sie seinem Willen und sie wurden die vollkommenen Krieger, mitleidslos und gehorsam.
    Während er sie jetzt betrachtete, fielen ihm die farbenfroh gekleideten Ritter in ihren glänzenden Rüstungen ein, die in den Turnieren auf Burg Gorlan gegeneinander anzutreten pflegten. Auf den Zuschauertribünen saßen dann die kostbar gekleideten Damen und applaudierten begeistert. Wenn Morgarath sie nun mit diesen missgestalteten Kreaturen in schwarzem Fell verglich … er fluchte erneut.
    Die Wargals, die auf die Wahrnehmung seiner Gedanken gedrillt waren, spürten seine Unzufriedenheit und hielten inne. Verärgert befahl er ihnen weiterzumachen und der eintönige Singsang hob wieder an.
    Morgarath entfernte sich vom Fensterloch und trat näher ans Feuer, das nicht ausreichte, um die Feuchtigkeit und Kälte aus dieser düsteren Burg zu vertreiben. Fünfzehn Jahre, dachte er jetzt wieder. Fünfzehn Jahre, seit er sich gegen den jungen, neu gekrönten König Duncan aufgelehnt hatte. Schon als der alte König krank darniederlag, hatte er alles sorgfältig geplant. Morgarath wollte sich die Führungslosigkeit und Verwirrung nach dem Tod des Herrschers zunutze machen. Er hatte vorgehabt, Streitigkeiten zwischen den anderen Adligen des Reiches zu schüren, wodurch er selbst ungehindert den Thron hätte übernehmen können.
    Heimlich hatte er seine Armee von Wargals abgerichtet und sie weit oben in den Bergen bereit gehalten. Dann, in den Tagen der Trauer, die auf den Tod des Königs folgten, als sämtliche Barone des Königreiches nach Schloss Araluen kamen, um den Beisetzungszeremonien beizuwohnen, hatte Morgarath angegriffen. Innerhalb von wenigen Tagen hatte er den südöstlichen Teil des Königreichs erobert und die überrumpelten, führerlosen Streitkräfte vernichtet.
    Duncan, der erst Mitte zwanzig und unerfahren war, hätte sich niemals gegen Morgarath behaupten können. Das Königreich wartete nur darauf, dass er es regierte. Der Thron wartete nur darauf, dass er ihn übernahm.
    Doch dann hatte Lord Northolt, der oberste Heereskommandant des alten Königs, einige der jüngeren Barone in einem Treuebündnis um sich geschart. Damit stärkte er Duncans Entschlossenheit und gab den anderen neuen Mut. Die Armeen trafen in der Heide von Hackham nahe dem Fluss Slipsunder
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