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Schwer verliebt: Roman (German Edition)

Schwer verliebt: Roman (German Edition)

Titel: Schwer verliebt: Roman (German Edition)
Autoren: Meg Cabot
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1

     
    »Barista Boy«
Von Heather Wells
     
     
    Der Typ hinter dem Tresen mustert mich. Im Ernst.
    Er ist ganz schön heiß. Na ja, wie so ein zwanzigjähriger Barista eben aussieht. Ich wette, er spielt Gitarre. Er bleibt bestimmt nachts viel zu lange auf, um Gitarre zu spielen, genau wie ich. Das sehe ich an den leichten Schatten unter seinen grünen Augen mit den langen Wimpern und an seinen wirren, lockigen, blonden Haaren. Offenbar hatte er keine Zeit mehr, sich vor der Arbeit zu duschen, weil er die halbe Nacht noch geübt hat. Genau wie ich.
    »Was darf es sein?«, fragt er mich. Aber der Blick! Ein Blick, der definitiv sagt: Ich schau dich an.
    Dass er mich anschaut, weiß ich, weil hinter mir sonst keiner mehr steht.
    Na ja, und warum auch nicht? Ich sehe gut aus, jedenfalls die Teile von mir, die man durch meine unförmige
Winterkleidung sieht. Ich habe heute früh Make-up und Wimperntusche aufgelegt, im Gegensatz zu Barista Boy verstecke ich meine Ringe unter den Augen lieber. Und in meinem Parka sieht man mir die vier – na ja, zugegeben, zehn – Pfund nicht an, die ich über die Feiertage zugenommen habe. Wer zählt denn an Weihnachten schon Kalorien? Oder an Silvester? Oder nach Neujahr, wenn die Weihnachtssüßigkeiten alle heruntergesetzt sind? Schließlich ist ja noch jede Menge Zeit, um bis zur Bikini-Saison in Form zu kommen.
    Na ja, okay, das sage ich mir schon seit fünf oder sechs Jahren, und bis jetzt habe ich eigentlich noch nie versucht, für die Bikinisaison in Form zu kommen. Aber wer weiß? Vielleicht klappt es ja dieses Jahr. Ich habe noch zwei Urlaubstage, alles, was mir zusteht, seit ich im Oktober die Probezeit hinter mich gebracht habe. Ich könnte zum Beispiel nach Cancún fliegen. Nur übers Wochenende. Aber immerhin.
    Was macht es schon, dass ich fünf oder vielleicht acht Jahre älter bin als Barista Boy? Anscheinend habe ich es immer noch drauf.
    »Einen Grande Café Mocha«, sage ich. Eigentlich stehe ich nicht auf aufgeschäumte Getränke mit Schlagsahne obendrauf, aber es ist der erste Tag des Frühlingssemesters (Ja, genau! Frühling!), draußen ist es echt kalt. Sie haben Schnee angesagt, und Cooper ist heute früh aus dem Haus gegangen, wie üblich mit unbekanntem Ziel, ohne die Kaffeemaschine einzuschalten. Mein Hund Lucy wollte nicht raus, weil es so kalt war, deshalb finde ich wahrscheinlich eine nette Überraschung von ihr vor, wenn ich nach Hause komme, ich brauche wirklich ein bisschen Aufmunterung, damit ich mir nicht mehr selber so leidtue.
    Außerdem, wenn ich schon fünf Dollar für eine Tasse Kaffee ausgebe, dann kann ich mir auch was Ordentliches gönnen.
    »Ein Grande Café Mocha, kommt sofort«, sagt Barista Boy und wirbelt meine Tasse in der Hand, als sei sie ein Gewehr und er ein Gesetzloser in einem Western.
    Oh ja. Er spielt definitiv Gitarre. Ob er wohl auch, so wie ich, Songs schreibt und sich nie traut, sie vorzutragen? Zweifelt er wohl auch ständig an seinem Talent, so wie ich?
    Nein. Er traut sich bestimmt, vor einem großen Publikum aufzutreten, ich glaube auch nicht, dass er an seinen Texten zweifelt. Ich meine, man braucht ihn sich doch nur anzusehen.
    »Soja oder fettarm?«, fragt er.
    Ach, du liebe Güte! Ich kann doch meinen ersten Arbeitstag unmöglich mit fettarmer Milch beginnen. Und Soja? Soja?
    »Vollmilch, bitte«, erwidere ich. Später kann ich immer noch brav sein. Zum Mittagessen nehme ich nur ein bisschen Hühnerbrust und einen Salat, und vielleicht ein ganz kleines bisschen von dem fettarmen, gefrorenen Jogurt …
    Mmm, vielleicht hat Magda ja auch wieder DoveBars hereinbekommen …
    »Sie kommen mir bekannt vor«, sagt Barista Boy, als er den Betrag in die Kasse eintippt.
    »Oh«, erwidere ich und erröte vor Freude. Er erinnert sich an mich. Er sieht jeden Tag Hunderte, wahrscheinlich sogar Tausende von koffeinsüchtigen New Yorkern, aber an mich erinnert er sich! Zum Glück ist es draußen so kalt und hier drinnen so warm, dass man meine geröteten Wangen durchaus darauf zurückführen kann, dass mir in meinem Mantel zu warm ist.
    »Na ja, ich wohne und arbeite hier in der Gegend«, sage ich. »Ich komme oft hierher.« Genau genommen stimmt das nicht, weil ich dank meines jämmerlichen Gehalts ziemlich sparen muss, vor allem an aufgeschäumten Kaffees, zumal ich in unserer Cafeteria jederzeit Kaffee umsonst trinken kann.
    Aber da ist eben kein Mocha-Sirup drin. Auch keine Schlagsahne
    »Nein«, sagt Barista Boy und
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