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Schwer verliebt: Roman (German Edition)

Schwer verliebt: Roman (German Edition)

Titel: Schwer verliebt: Roman (German Edition)
Autoren: Meg Cabot
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glänzen ihre Augen nicht nur vor Tränen. Ich vermute, es ist Erregung. Sie haben nicht nur ein Mordopfer in ihrer Küche gefunden, sondern sind auch wichtige Zeugen eines Verbrechens und werden deshalb einmal nicht als Cafeteria-Angestellte – nach Meinung der
Studenten die reinsten Parias –, sondern als denkende menschliche Wesen behandelt.
    Für einige von ihnen ist das sicherlich das erste Mal.
    Ich erblicke den für die Zimmer zuständigen Abteilungsleiter, Dr. Jessup, der mit einigen anderen Verwaltungsangestellten wie benommen an einem Tisch sitzt. Die Entdeckung einer Leiche auf dem Campus hat dazu geführt, dass die Verwaltungsangestellten noch vor zehn Uhr zur Arbeit erschienen sind, trotz des bevorstehenden Blizzards. Selbst der Präsident des Colleges, Phillip Allington, ist da. Er sitzt neben Steven Andrews, dem neuen Basketballtrainer, der äußerst besorgt aussieht. Er hat allen Grund dazu: Die gesamte Uni-Basketballmannschaft des New York College, ganz zu schweigen von den Cheerleaders, wohnt in Fisher Hall, da das Wohnheim dem Winer Komplex, dem Sportzentrum des Colleges, am nächsten liegt.
    Es hat schon einmal zwei tote Studenten in diesem Gebäude gegeben, was Fisher Hall den Spitznamen Todestrakt eingetragen hat, die Universitätsangestellten sind deshalb verständlicherweise ein bisschen nervös. Vor allem Präsident Allington, der keine leichte Aufgabe hat. Das weiß niemand besser als ich, schließlich bin ich stellvertretende Leiterin des Todeswohnheims.
    Jetzt ist alles noch schlimmer geworden, nicht nur für den Präsidenten, sondern auch für den Vorgesetzten meines Chefs, den für die Zimmer zuständigen Abteilungsleiter, und das weiß er auch. Das Einstecktüchlein in seiner Brusttasche ist ganz zerknittert, als ob jemand – und mit meinen überragenden Ermittlungsfähigkeiten schließe ich messerscharf, dass er selber dieser Jemand war – es benutzt habe. Da er schon seit einer halben Stunde zusammengesunken
auf einem Stuhl an einem klebrigen Cafeteriatisch sitzt, hat auch Dr. Jessups Anzug schon Falten bekommen.
    »Heather«, sagt Dr. Jessup ein wenig zu herzlich zu mir, als ich auf seinen Tisch zukomme. »Detective Canavan möchte gerne mit Ihnen reden. Sie erinnern sich doch noch an Detective Canavan vom Sechsten Bezirk, oder?«
    Als ob ich ihn jemals vergessen könnte.
    »Detective«, sage ich und strecke dem leicht zerknittert aussehenden Mann mittleren Alters mit dem graugesprenkelten Schnurrbart die Hand entgegen.
    Detective Canavan blickt von der Kaffeetasse auf, die er in der Hand hält. Um seine schiefergrauen Augen haben sich Fältchen eingegraben. Es ist kein Vergnügen, bei der Mordkommission von New York City zu arbeiten. Leider sehen nicht alle Kommissare so aus wie Chris Noth. Mir ist aufgefallen, dass eigentlich keiner so aussieht.
    »Schön, Sie wiederzusehen, Heather«, sagt der Detective. Sein Händedruck ist so fest wie eh und je. »Ich habe gehört, Sie haben das Opfer gesehen. Und? Haben Sie einen Verdacht?«
    Ich blicke vom Detective zum Obermacker unserer Abteilung und wieder zurück.
    »Äh«, sage ich zögernd. Bitten mich Dr. Jessup und Detective Canavan tatsächlich um meine Hilfe bei der Lösung dieses scheußlichen Falles? Das wäre das genaue Gegenteil zu ihrem Verhalten beim letzten Mal. »Wo der Rest von ihr ist?«
    »Das hat Detective Canavan nicht gemeint, Heather«, wirft Dr. Jessup mit gezwungenem Lächeln ein. »Er wollte wissen, ob Sie… es erkannt haben.«
    Carol Ann Evans, die Studentendekanin, ja, genau dieselbe,
die mich nicht an ihrem College zulassen wollte, bis ich ihr beweise, dass ich Brüche multiplizieren kann, sitzt zufällig in der Nähe. Als sie das Wort es hört, gibt sie ein würgendes Geräusch von sich und hält sich ein zusammengeknülltes Taschentuch vor den Mund.
    Dabei weiß ich ganz genau, dass sie nicht einmal einen flüchtigen Blick in den Topf geworfen hat.
    Oh. Sie wollen also meine Hilfe gar nicht. Jedenfalls nicht so.
    »Na ja«, erwidere ich, »das ist schwer zu sagen.« Ich werde doch hier nicht vor allen Leuten verkünden, dass Lindsay Combs, Homecoming Queen und (jetzt nicht mehr) zukünftige Zimmergenossin ihrer besten Freundin Cheryl Haebig, anscheinend von einem oder mehreren Unbekannten enthauptet worden ist, und man ihren Kopf in einen Topf auf dem Herd der Fisher Hall Cafeteria aufgesetzt hat.
    Ich weiß. Iiih.
    »Na, kommen Sie, Heather«, sagt Dr. Jessup mit einem Lächeln, das nicht ganz seine
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