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Special Der Zauberbann

Special Der Zauberbann

Titel: Special Der Zauberbann
Autoren: Lilyane Barley
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EINLEITUNG
    Der Abend graute. Nach mehreren heißen Sommertagen breiteten sich über einer abgeschiedenen Gegend des Schwarzwaldes dunkle Wolken aus. Windstöße fegten über das Land, wirbelten loses Blattwerk durch die Lüfte und rauschten durch die düsteren Wälder.
    Merkwürdige Geräusche drangen aus dem Dickicht hervor, und unheimliche Schatten huschten durch das Gehölz. Es hatte den Anschein, als würden einige seltsame Wesen vor dem nahenden Wolkenbruch fliehen wollen.
    Nach Einbruch der Dunkelheit begannen die ersten Gewitter zu toben, es goss in Strömen. Blitze zuckten vom Firmament bis über die Berge hinunter, und der Donner grollte durch die stürmische Nacht. Erst am Morgen verzogen sich die Unwetter und ließen die Landschaft in satt getränktem Grün zurück. Der Geruch von Pilzen, feuchtem Moos und Hölzern stieg als feiner, nebliger Dunst aus dem tiefen Forst.
    Plötzlich erschallte ein aufgeregtes Geschrei mehrerer Waldvögel. Wenige Augenblicke später nahm eine Schar von ihnen Kurs auf das friedlich ins Tal eingebettete Städtchen. Ihr Ziel war das Krankenhaus, über dessen Dach sie wie in einem magischen Ritual siebenmal imKreis flogen. Dann verteilten sie sich auf den Ästen der Bäume im Park vor dem Eingang zum Krankenhaus. Hier verharrten die Vögel, als würden sie auf ein besonderes Ereignis warten. Menschen, deren Weg an diesem Morgen durch den Park führte, wunderten sich über das Spektakel dieser verschiedenen Vogelarten und über ihr seltsames Verhalten. Vom Specht über den Kuckuck, den Waldkauz bis zum Habicht waren alle anwesend. Jeder, der stehen blieb und dem Federvieh seine Aufmerksamkeit schenkte, spürte die von Zauberkräften durchzogene Stimmung, die in der Luft lag.
    Kurz darauf näherte sich ein geheimnisvoller Nebel-hauch dem leicht geöffneten Fenster der Entbindungsstation. Wie von Geisterhand geführt, schwebte er durch den schmalen Spalt in den Raum. Mit seinem Duft aus Myrrhe, Weihrauch und Sandelholz umgarnte er sanft zwei Gebärende.
    Es war der siebte Tag des siebten Kalendermonats. Genau in dem Augenblick, als die Kirchturmuhr siebenmal schlug, erblickten ein Junge und ein Mädchen das Licht der Welt. Geprägt von dem mit ihrem erstenAtemzug aufgenommenen mystischen Äther und der magischen Sieben sollte nunmehr für beide ein außergewöhnlicher Lebensweg beginnen.
    Außer Tim und Sarah, so wurden die Neugeborenen von ihren Eltern genannt, lagen keine anderen Babys auf der Entbindungsstation. Es schien so, als würden sie sich Bettchen an Bettchen, in unmittelbarer Nähe zueinander, ausgesprochen wohl fühlen, denn sie weinten fast nie. Da aber jedes Kind aus einer anderen Familie kam, rückte unweigerlich der Tag heran, an dem sie vom Schicksal auseinandergeführt und in ihr elterliches Zuhause gebracht wurden.
    Der kleine Tim hatte noch einen um vier Jahre älteren Bruder und war das jüngste Mitglied einer Pferdezüchterfamilie, die auf einem großen Anwesen am Rande der Stadt lebte.
    Die niedliche Sarah indessen war das einzige Kind ihrer Eltern. Da ihr Vater eine bessere Arbeitsstelle bekam, zog die Familie schon bald nach der Geburt des Töchterchens in eine weit entfernte Großstadt.
    So wuchsen die beiden Kinder heran, ohne voneinander zu wissen und ohne zu ahnen, welche besonderen Fähigkeiten ihnen in die Wiege gelegt worden waren.
    Elf Jahre waren seitdem vergangen. In Tims Heimatort waren rätselhafte Dinge geschehen, fünf Kinder und ein junger Mann waren spurlos im nahen Forst verschwunden. Unter den Einwohnern des Städtchens erzählte man sich deshalb nichts Gutes über die endlosen Wälder. Die meisten Menschen waren überzeugt, dass sich in ihren düsteren Tiefen mysteriöse Dinge verbargen. Man mied es schon seit Längerem, die schmale Holzbrücke zu überqueren, die über den Wildbach zum Gehölz hinüberführte.
    Der Schäfer berichtete einst während seiner Einkehr in der Wirtschaft von einer alten, buckeligen Frau, deren Antlitz so hässlich war, dass sie an eine Hexe erinnerte. Manchmal konnte er sie drüben auf der anderen Seite des Wildbaches an einem Lagerfeuer sitzen sehen. In ihrer Gesellschaft befand sich stets eine große, schneeweiße Langhaarkatze.
    Einige am Stadtrand angesiedelte Landwirte und Pferdezüchter berichteten von kleinen, bunten Lichtwesen. Beim Aufgang der Morgenröte oder auch vor Anbruch der Dunkelheit waren sie hin und wieder flatternd über den Wiesen und zwischen den Ästen der Bäume zu erkennen. Das
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