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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld
Autoren: Delfried Kaufmann
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Der Arzt verordnete meinem Freunde Phil Decker einen Erholungsurlaub von vierzehn Tagen, um sich die Löcher auszukurieren, die er sich bei der Erledigung Roger Costlers, des Mannes, der Morde im Auftrage übernahm, geholt hatte. Phil entschied sich für Miami in Florida. Er teilte uns das mit, als Mr. High, unser Chef, und ich ihm einen Krankenbesuch machten. Er war inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden und hinkte eifrig in seiner kleinen Wohnung umher, um uns mit Cocktails und Zigaretten zu versorgen. Auch mich behandelte er wie einen Gast, obwohl ich lange mit ihm zusammengewohnt und erst vor vierzehn Tagen eine eigene Wohnung bezogen hatte.
    »Also nach Miami wollen Sie, Phil«, sagte Mr. High und nippte an seinem Getränk. »Jerry, waren Sie schon einmal in Florida?«, wandte er sich an mich. Ich verneinte.
    »Schöne Gegend, die Sie eigentlich kennen lernen müssten«, sagte er. »Was halten Sie von vierzehn Tagen Urlaub?«
    So kam es, dass Phil und ich gemeinsam nach Miami fuhren. Wir kamen Anfang Oktober dort an. Durch New Yorks Straßen pfiff um diese Zeit schon ein unfreundlicher Herbstwind, aber in Florida brannte die Sonne, als wären wir mitten im Hochsommer. Phil stellte tiefsinnige Betrachtungen darüber an, was wohl aus der amerikanischen Textilwirtschaft würde, wenn alle Leute so wenig anzögen wie die Mädchen hier. Im Übrigen kamen wir uns ungefähr vor wie der Bauer im Königsschloss. Was hier über die Strandpromenade spazierte, gab Summen, die unserem Monatsgehalt entsprachen, an einem Tag aus.
    Wir mieteten uns in einer kleinen Pension ein, die uns für einen nur leicht überhöhten Preis voll verpflegte, und wenn wir einen Zwei-Zentner-Millionär ächzend in seine Cadillac-Sonderanfertigung wuchten sahen, freuten wir uns unseres Berufes und unseres bescheidenen Einkommens, die uns gesund und schlank erhielten.
    Phil, der noch ein wenig mager und blass aussah, lag viel in der Sonne im Liegestuhl, und wenn wir spazieren gingen, stützte er sich auf einen Stock. Am Morgen begleitete er mich regelmäßig in einem Mietauto zu einer Strandstelle, die weit außerhalb des offiziellen Badeplatzes lag, wo mehr die Badeanzüge zur Schau gestellt als geschwommen wurde.
    Am neunten Tage unseres Aufenthalts war unser Bargeld zu Ende. Als ich mich nach dem Schwimmen anzog, und in den Taschen wühlte, fand ich zwei Dollar und sechzig Cent. Ich hielt sie Phil auf der flachen Hand hin.
    »Wie viel hast du noch?«
    Er sah nach und stellte fest, dass er Besitzer von acht Dollar und einigen Cent war.
    »Macht nichts«, sagte er und klopfte gegen seine Brusttasche. »Wir haben noch Reiseschecks für fünfhundert Dollar.«
    Mit unserem Mietauto fuhren wir in die Stadt hinein zur ›South Bank‹, die zum Merville-Konzern gehört, Phil blieb im Wagen, während ich in der Schalterhalle einem Kassierer zwei von den Reiseschecks präsentierte.
    »Wie wünschen Sie es, Sir?«, fragte er.
    »Geben Sie es mir möglichst klein, sonst muss ich häufig wechseln.«
    Er zählte mir mit flinken Fingern dreihundert Dollar in Zehn-Dollar-Scheinen vor. Aus irgendeiner Laune sah ich ihm dabei ins Gesicht. Er war ein älterer, vertrockneter Mann um die fünfzig. Wahrscheinlich hatte er sein Leben lang nichts anderes getan, als Geld gezählt und ausgegeben. Hunderttausende, wenn nicht Millionen liefen jeden Monat durch seine Hände, und er selbst ging friedlich mit einem Lohn von hundert oder hundertfünfzig Dollar in der Woche nach Hause.
    Ich war so in die Betrachtungen über das Leben eines Kassierers verloren, dass ich für einen Augenblick vergaß, mein Geld einzustecken. Er blickte mich erstaunt an, und ich erwachte aus meinen Gedanken. »Vielen Dank«, murmelte ich, knüllte den Mammon zusammen und ging hinaus.
    »Phil«, sagte ich, während ich unseren bescheidenen Ford durch das Gewühl der Luxuskabrioletts der Millionäre steuerte, »wenn ich Kassierer in einer Bank wäre, ich glaube, ich könnte der Verlockung, einen Griff ins Volle zu tun, nicht widerstehen.«
    »Was redest du für einen Unsinn?«, fragte er und sah mich erstaunt an. »Wie kommst du überhaupt darauf?«
    »Ich bin eben eine philosophische Natur«, sagte ich beleidigt.
    Er lehnte sich zurück und stemmte einen Fuß gegen das Armaturenbrett. »Es ist lange her«, sagte er träumerisch, »dass ich ein gutes Glas guten Whiskys trank.«
    »In Ordnung, ich kaufe eine Flasche.«
    Wir fuhren über die Main Street, und ich erspähte einen Laden, in dem
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