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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld
Autoren: Delfried Kaufmann
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ich erfuhr, dass Craydon ein allein stehender Junggeselle war, dessen Verwandtschaft irgendwo im Osten der Staaten lebte.
    »Das Haus ist es«, sagte Jeffer schließlich und deutete auf einen der üblichen Holzbauten. Crowfield, der am Steuer saß, bremste. Ich deutete ihm mit einem Augenwink, den Direktor nicht aus dem Blickfeld zu lassen. Webbs stiefelte brav hinter mir her.
    Ich betrat das Haus. Es war dunkel darin, denn die Fensterläden waren noch geschlossen. Ich tastete nach dem Lichtschalter und öffnete die Türen rechts und links. Die Küche und das Schlafzimmer waren leer, aber als ich das Licht im Wohnraum anknipste, stieß Webbs hinter mir einen kleinen Schrei aus, denn er sah zuerst die Lackschuhe, die hinter dem Tisch hervorragten. Ich ging um den Tisch herum. Halb verdeckt von der tief herabhängenden Decke lag dort der Kassierer Craydon, und als ich die Decke fortzog, sah ich zwei Löcher in seinem altmodischen Frackhemd, die tiefer gingen als bis zur Haut. Irgendwer hatte ihm zwei Kugeln in die Brust gejagt.
    »Kommen Sie«, sagte ich zu Webbs, der bleich am Türpfosten lehnte und nach Fassung rang, »das ist kein Anblick für eine zarte Seele.« Ich zog ihn am Arm ins Freie.
    Crowfield sah mich erwartungsvoll an. »Alarmieren Sie Ihren Verein«, sagte ich. »Der Kassierer ist tot. Erschossen.«
    Mein Blick fiel auf Direktor Jeffer, und ich war bereit, mich hängen zu lassen, wenn der Kerl nicht erleichtert aufatmete.
    ***
    Die nächsten dreimal vierundzwanzig Stunden erfuhr ich kaum, wie ein Bett aussah. Crowfield und seine Leute nahmen sich den Mordfall vor, verhörten die ganze Gegend, untersuchten das gesamte Gelände und rückten jedes Möbelstück von der Wand, aber sie erfuhren nichts von Bedeutung. Sie machten die drei Damen ausfindig, mit denen der Kassierer seine letzten Stunden verbracht hatte. Sie waren mit ihm im »Strandclub« zusammen gewesen, bis er vor lauter Champagner einschlief. Dann hatten sie ihn in ein Taxi verfrachtet und ihn damit nach Hause geschickt. Der eifrige Inspektor fand den Taxichauffeur, aber auch die Aussage des Mannes half uns nichts weiter. Er hatte den völlig betrunkenen Craydon bis vor sein Haus gefahren, hatte ihm noch geholfen, die Tür zu öffnen, und war dann wieder fortgefahren.
    Webbs und ich nahmen uns die Angestellten der Bank vor. Wir jagten eine Menge Telegramme in die Gegend und führten zwei Dutzend Telefongespräche, und in der Nacht des dritten Tages holten wir Direktor Jeffer aus seiner feudalen Wohnung, hielten ihm einen Haftbefehl unter die Nase und verfrachteten ihn in Crowfields Büro.
    Er machte einen ziemlich erledigten Eindruck, als er fett, unrasiert und mit gedunsenem Gesicht auf dem Vernehmungsstuhl hockte, und ich glaubte nicht, dass wir viel Schwierigkeiten mit ihm haben würden. »Sie sind wegen Beihilfe zum Falschgeldvertrieb verhaftet, Jeffer«, sagte ich. »Wollen Sie gestehen?«
    »Das ist alles Unsinn«, wehrte er sich schwach.
    Ich hielt ihm in einer kurzen Zusammenfassung die Tatsachen vor Augen, die wir in den drei Tagen festgestellt hatten.
    »Sie sind ein ruinierter Mann, Jeffer. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ein Bankdirektor Pleite gehen kann, aber Sie waren vor zwei Wochen noch völlig bankrott. Sie haben spekuliert und dabei auf das falsche Pferd gesetzt. Dann trat ein Mann an Sie heran und verlangte von Ihnen eine kleine Gefälligkeit, für die er eine Menge Geld bot. Sie brauchten nichts anderes zu tun, als Ihrem Hauptkassierer Craydon die Erlaubnis zu geben, von einem bestimmten Tag an, der jetzt zehn Tage zurückliegt, alleine den Transport der Gelder von dem Kassenschalter in den Tresor vorzunehmen. Sie haben uns nämlich bei unserer ersten Unterhaltung belogen, ungeschickt belogen, denn es war durchaus nicht so, dass Craydon alleine die Gelder transportieren durfte. Der Buchhaltungsvorsteher musste immer dabei sein, bis Sie, Jeffer, diese Regelung änderten, damit der Kassierer Gelegenheit fand, die falschen Zehn-Dollar-Noten gegen echte Scheine umzutauschen. Wir wissen genau, wie Craydon es gemacht hat. Das Geld wurde in eine große Ledertasche gepackt. Er kam mit einer genau gleichen Tasche, in der für über zweihunderttausend Dollar Falschgeld war, in die Bank, packte das eingenommene Geld bis zur Übereinstimmung mit dem Kassenbestand dazu, den Rest bei passender Gelegenheit in die andere Tasche und nahm es mit nach Hause. Sie schufen ihm durch Ihre Anordnung erst die Gelegenheit – Sie
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