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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld
Autoren: Delfried Kaufmann
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Getränke, die eines Mannes Kehle und Herz erfreuen können, feilgehalten wurden. In einem eleganten Bogen zwängte ich den Ford in eine Lücke zwischen zwei parkende Wagen und stieg aus. Auf dem Bürgersteig stand ein Cop, ein uniformierter Polizist, und sah mich gelangweilt an.
    Der Besitzer des Spirituosengeschäfts war allein im Laden und baute eine hochprozentige Galerie vor mir auf. Ich nahm eine Flasche echten, englischen ›Black and White‹, die sechzehn Dollar kostete. Der Verkäufer lobte meinen Geschmack, wickelte mir den Whisky liebevoll ein und legte ihn zärtlich wie ein Baby in meinen Arm. Ich schob ihm zwei Zehn-Dollar-Scheine über den Ladentisch. Er nahm sie, tat zwei Schritte zur Kasse, drehte die Kurbel und griff nach dem Wechselgeld. Dann sah er hoch, blickte noch einmal auf die Banknoten, sein bisher honigsüßes Gesicht verfinsterte sich. Er stelzte zu mir heran, feuerte die beiden Scheine auf den Ladentisch, riss mir die Flasche aus dem Arm und zischte: »Das Geld ist falsch, Sir!« Er sagte »Sir« in einem Tonfall, als sagte er »dreckiger Bastard«.
    »Sie machen Witze«, antwortete ich. »Ich habe das Geld vor zehn Minuten von der ›South Bank‹ geholt.«
    Er kicherte, als hätte ich einen ausgezeichneten Witz gemacht.
    »Die Bank möchte ich sehen, die Zehn-Dollar-Noten mit den gleichen Nummern ausgibt.«
    »Kaufen Sie sich eine neue Brille«, sagte ich und nahm die Geldscheine. Ich traute meinen Augen nicht. Beide Noten trugen die Nummer FB 357805 – A.
    »Aber ich habe Sie wirklich von der Bank bekommen«, stotterte ich wie ein Schuljunge.
    Der Spritbesitzer war schon an der Tür.
    »Wachtmeister!«, hörte ich ihn rufen. »Bitte, kommen Sie einmal.«
    Der gelangweilte Cop betrat den Laden.
    »Dieser Herr hat versucht, mir zwei falsche Geldscheine anzudrehen«, wurde er aufgeklärt. »Hier sind sie.« Er riss mir die Noten aus der Hand und übergab sie dem Polizisten. »Gleiche Nummern«, erklärte er stolz, »ganz plumpe Fälschung.«
    »Woher haben Sie die Scheine?«, fragte der Cop streng.
    »Seit zehn Minuten«, stöhnte ich, »versuche ich diesem Flaschenbändiger zu erklären, dass ich das Geld von der Bank geholt habe. Hier ist der Rest.« Ich reichte ihm das andere Geld.
    Er blätterte das Päckchen durch.
    »Kleiner Irrtum, Sir«, grinste er mich an. »Diese Scheine sind alle echt und stammen aus ganz verschiedenen Serien. Und jetzt kommen Sie am besten ein wenig mit.«
    Ich lachte. »Wachtmeister, wollen Sie wirklich einen Beamten des FBI verhaften?«
    Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck von Unsicherheit. Die uniformierten Polizisten der einzelnen Staaten mögen uns Beamte vom Bundeskriminalamt nicht besonders. Sie schätzen es nicht, wenn wir mit einer Sondervollmacht bewaffnet auftauchen und unsere Nasen in Angelegenheiten stecken, die sie für ihre eigenen halten.
    »Darf ich um Ihren Ausweis bitten?«, fragte mein Cop überhöflich.
    Ich griff in meine Brusttasche, erst in die linke, dann in die rechte, aber ich fand meine Brieftasche nicht. Ich musste sie im Hotel oder im Wagen gelassen haben.
    »Ich habe ihn nicht bei mir, aber ein Freund wartet draußen im Wagen. Er wird mich identifizieren.« Ich wollte an dem Cop vorbei, aber er hielt mich am Ärmel fest.
    »O nein, Süßer«, sagte er milde, »ich lasse dich nicht auf die Straße. Du könntest in die Versuchung geraten, einen neuen Rekord über eine Meile aufzustellen. Gehen wir lieber zusammen.«
    Er fasste mich unter, und dabei stieß er mit der Hand gegen den Griff meines Revolvers, den ich im Schulterhalfter trug. Er sprang zwei Schritte zurück, riss seine eigene Kanone heraus und richtete sie auf mich. »So einer bist du also«, stieß er zwischen den Zähnen hervor, griff mit der Linken in meinen Rock und zog meine Waffe heraus. Der Ladenbesitzer lehnte an der Theke und sah aus, als wäre er selbst dringend eines Schnapses bedürftig.
    Der eifrige Polizist pfiff auf seiner Trillerpfeife. Ich versuchte noch einmal, ihm zu erklären, aber er bedeutete mir freundlich, meinen Mund zu halten.
    Das Pfeifen veranlasste eine Anzahl Leute, sich vor dem Geschäft zu versammeln. Ganz vorn an der Schaufensterscheibe stand mein Freund Phil und grinste mich vergnügt an. Offenbar machte es ihm einen Heidenspaß, mich unter der Drohung eines behördlichen Revolvers zu sehen.
    Im Laufschritt stürmte ein zweiter Polizist, herbeigelockt vom Geflöte meines Bewachers, den Laden.
    »Rufe das Revier an!«, befahl der erste
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