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Gebrauchsanleitung für Weihnachten

Gebrauchsanleitung für Weihnachten

Titel: Gebrauchsanleitung für Weihnachten
Autoren: Daniel Glattauer
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Gebrauchsanleitung für das
familienfreundliche Absingen der
wichtigsten Weihnachtslieder
    Die wohl erschütterndste aller ergreifenden Szenen der gesamten Weihnachtszeit findet am Heiligen Abend in Christbaumnähe unmittelbar vor der Bescherung statt: Es wird gesungen. Warum? Das weiß keiner so genau. Knapp nach Christi Geburt muss wer damit begonnen haben. Bis heute ist es noch kaum wem gelungen, damit aufzuhören. Die Regeln sind einfach: Jeder singt gegen jeden – und zwar möglichst gleichzeitig. Was wird gesungen? Mindestens ein Weihnachtslied. Am besten, man einigtsich auf ein bestimmtes. Es empfiehlt sich aber, mehrere Lieder hintereinander zu singen, um die jeweils vorangegangene Darbietung rasch ungeschehen zu machen. Wenn dann das letzte Lied abgesungen im Raum steht, ist bereits ein gewisser Gewöhnungseffekt eingetreten. Textkenntnisse sind übrigens nicht zwingend erforderlich. Aber Vorsicht: Manche Lieder haben mehrere Strophen. Als dankbarer Textersatz gelten gemeinhin das nasal erzeugte »na-na-na« und das eher lateral hervorgebrachte »la-la-la«. Gern auch die Kombination: »na-na-na, la-la-la, na-na, la-la, na-na-la«. Dynamische Passagen können mittels »tam ta ram tam« genommen werden.
    Als kleines Dankeschön dafür, dass Sie dieses Büchlein erworben haben, legen wir Ihnen nun einen Handzettel für den Heiligen Abend vor, eine Anleitung zum familienfreundlichen Absingender wichtigsten Weihnachtslieder. So bewältigen Sie ohne Stimmungs- und Stimmreibungsverluste die bangen Minuten vom Anzünden der Kerzen und bis zum Auspacken der Geschenke.

Stille Nacht, heilige Nacht
    Inhalt: Wie schon der Titel andeutet, ist die Nacht still. Alle schlafen. Fast alle! Nicht so das traute hochheilige Paar. Es wacht über den kleinen Jesus, soeben geboren, Lockenfrisur, göttlicher Mund, lacht lieb. Zuerst wussten es nur die Hirten, dann aber verbreiteten es die Engel via Halleluja: Christ der Retter ist da!
    Knifflige Textzeilen: »Gottes Sohn, o wie lacht« – kommt unerwartet in der zweiten Strophe, in der jeder Stille-Nacht-Amateur noch einmal mit »Alles schläft, einsam wacht« rechnet.
    »Hirten erst kundgetan« – ungewöhnliche Wortstellung.
    Melodie: beginnt einfach, endet anspruchsvoll.
    Schlüsselpassagen: 1. Das erste »i« von »himmlischer« ist fatalerweise der höchste Ton des Liedes. Vorsicht: Akute Quietschgefahr! Holen Sie beim »H« davor tief Luft, reißen Sie die Mundwinkel weit auseinander, und pressen Sie die Augenlider fest zusammen.
    2. Das »u« der ersten »Ruh« geht über drei Töne, verlangt Ihnen also eine kraftraubende Terz ab. Sind Sie unsicher, dann setzen Sie lieber zwei kurze »u« hintereinander. Also »Ru«, Pause, »u«. Wenn Sie »Ruh« in einem nehmen, also »schmieren« wollen (Ruuu-uuuuuh), dann bewegen Sie den Kopf begleitend von unten nach oben. Auch die Hände gehen mit (Vorsicht, brennende Christbaumkerzen!), so wird der Ton automatisch in die Höhe getragen.
    3. Das zweite »Ruh« in der ersten Strophe stellt den tiefsten Ton des Liedes dar und verendet deshalb oft als Grunzgeräusch. Um mehr Tiefe herauszuholen, einfach das Doppelkinn ausfahren. Frauen können den letzten Ton auch eine Oktav höher ansetzen.

O du fröhliche
    Inhalt: Ein sehr positives, heiteres Lied. Gelobt wird die Weihnachtszeit generell. Einzige bedrückende Passage: »Welt ging verloren«. Aber postwendend wurde Jesus geboren. Gnade herrscht vor, und alle versöhnen sich.
    Knifflige Textzeile: »Himmlische Heere jauchzen Dir Ehre« – diesen Vers in der dritten Strophe kennt kaum wer, singt also praktisch kein Mensch fehlerfrei.
    Melodie: beginnt sprunghaft, beruhigt sich ab der Mitte.
    Schlüsselpassagen: 1. Gleich am Anfang lauert die größte Hürde. Man singt »O-du-fröh-li-che-e« und läuft Gefahr, das »e-e« wie den grausamen Schrei einer ausgehungerten Saatkrähe klingen zu lassen.
    2. Schwierig auch die zweite Zeile. Man neigt zur Analogie: »O-du-se-li-che-e. Es heißt aber nicht »selich«, sondern »selig«, also »se-li-ge-e«.
    3. Vorsicht! Die letzte Strophenzeile muss wiederholt werden. Aus »Freue dich, o Chris-ten-heit« entsteht dann »Freue-di-ich, freue-dich-o-Christenheit« oder »Freue-dich-o, freue-dich-o-Christenheit«, aber bitte keinesfalls: »freu-eu-eu-e, freue dich-o-Christenheit«.

Fröhliche Weihnacht überall
    Inhalt: Ähnlicher Ansatz wie bei »O du fröhliche«. Extrem angenehmes Klima, in jedem Haushalt gute Gerüche, schöne Töne und
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