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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld
Autoren: Delfried Kaufmann
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Warnungen.
    Zwei Griffe, einen noch, dann musste sein pendelnder Körper gegen den Draht stoßen. – Jetzt! Ich wollte die Augen schließen, aber ich brachte es nicht fertig. Plötzlich schien er begriffen zu haben. In letzter Sekunde versuchte er, die Beine anzuziehen, aber es war zu spät.
    Ein grauenvolles Knistern erfüllte die Luft. Ich sah blaue Funken aus seinen Händen am Drahtseil sprühen. Sein Körper bäumte sich auf und bog sich zusammen, als würde er von einer riesigen, unsichtbaren Hand zusammengedrückt, streckte sich sofort wieder, als stecke eine Feder in ihm. Die Hände lösten sich von dem Drahtseil. Er fiel auf den Stromdraht und hing für die Dauer eines Lidschlags wie klebend daran. Dann riss der Draht unter seinem Gewicht. William Means fiel, aber das spürte er schon nicht mehr.
    ***
    Als Phil und ich unten ankamen, hatten sie schon eine Decke über ihn gelegt. Ich legte keinen Wert darauf, sein Gesicht noch einmal zu sehen.
    Mr. High stand neben dem bedeckten, reglosen Körper, der einmal William Means gewesen war.
    »Er erhielt seine Strafe, bevor der Richter das Urteil sprach«, sagte er nachdenklich. »Das – und das trug er in seinen Taschen.«
    Er streckte mir beide Hände entgegen. In der einen hielt er zwei schmale Kupferplatten, die die Rück- und die Vorderseite einer Zehn-Dollar-Note zeigten; in der anderen ein Bündel von Zehn-Dollar-Noten.
    Ich zupfte mir einen Schein heraus, faltete ihn sorgsam zusammen und legte ihn in meinen FBI-Ausweis. »Als Andenken«, sagte ich.
    ***
    Wie erwartet gab es eine fette Pressesensation, als die Öffentlichkeit von der gefährlichen Fälschung erfuhr.
    In einem großen Prozess wurde der Rest der Bande auf Jahre hinter Gitter geschickt. John Means wurde wegen des Mordes an Crasher zum Tode verurteilt. Levingstone bekam die vorgeschriebenen Anzahl Jahre Zuchthaus aufgebrummt, aber es bestand kein Zweifel, dass in Kürze die Begnadigung erfolgen würde, die der Richter schon in der Urteilsbegründung empfahl. Esher, sein Freund, kam mit Bewährungsfrist davon.
    An einem Abend, kurz nach dem letzten Prozess, gingen Phil und ich zu Lucky Poth in den »Haifisch«, denn wir hatten Durst, und ich wollte mich bei Lucky bedanken.
    »Wollen Sie Stammkundschaft bei mir werden?«, fragte er leicht beunruhigt, als wir uns an die Theke schwangen.
    »Keine Angst«, besänftigte ich, »ich will mich bei dir bedanken. – Zwei.«
    »Ich habe mir die ganze Zeit überlegt, G-man«, sagte er und schenkte ein, »woher du wusstest, dass ich Blüten von Sol in meiner Kasse hatte.«
    »Ich wusste es gar nicht«, lachte ich.
    Er nickte mit dem Riesenschädel. »Ich hatte auch gar kein Falschgeld darin. Die Moneten, die Crasher mir gab, hatte ich in meinem Privatsafe. Aber als mir das einfiel, war es schon zu spät. Du hattest mich aus dem Anzug geblufft.«
    »Stimmt, Lucky«, bestätigte ich. »Hier hast du deine Dollars wieder.« Und ich blätterte ihm sechs Scheine zu zehn Dollar hin. Worauf Lucky uns zwei erstklassige Kognaks vorsetzte und nur den Preis für unverzollte Ware berechnete.
    ENDE
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