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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld
Autoren: Delfried Kaufmann
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Means ihn so sorgfältig im Auge, dass er keine Gelegenheit fand, ohne weiteres türmen zu gehen.
    Ich rief Mr. High und Phil an, informierte sie über die neue Sachlage und richtete mich auf eine längere Wartezeit ein.
    Wenn man länger als vierundzwanzig Stunden in seiner Wohnung bleiben muss und auf einen Telefonanruf lauert, stellt sich mit der Zeit ein sanfter Irrsinn ein. Schließlich sitzt man stundenlang vor dem Apparat und starrt ihn an, als könnte man das Ding hypnotisieren.
    Auch ich verfiel einem gelinden Wahnsinn, wagte kaum, mich ins Bett zu legen, aus Angst, ich könnte das Läuten überhören, und schnauzte Phil furchtbar an, als er sich telefonisch erkundigte, weil ich fürchtete, Crasher könnte ausgerechnet in diesem Augenblick anrufen wollen und die Leitung besetzt finden.
    Rund sechsunddreißig Stunden nach Erhalt des Briefes, als ich schon anfing zu glauben, mir wäre der Anruf nur angekündigt worden, um mich auf den Arm zu nehmen, klingelte es, und der richtige Mann war am anderen Ende der Strippe.
    »Cotton, sind Sie es selbst?«, fragte Crashers heisere Stimme hastig und flüsternd.
    Ich fand meine Gelassenheit wieder. »O.K., ich bin’s, Sol. Was hast du auf dem Herzen?«
    »Ich mache Schluss, Cotton. Ich ergebe mich.«
    »Guter Gedanke, Sol. Herzlichen Dank für die Ankündigung, aber warum so umständlich? Setze dich in ein Taxi und komm her, oder wenn es dir zu weit ist, melde dich bei der nächsten Polizeistation. Erledigte Gangster werden überall gern entgegengenommen.«
    Ich hörte ihn schwer atmen. »Cotton, was bekomme ich, wenn ich euch Means und Dexter ausliefere?«
    »Eine Belohnung in Bargeld sicherlich nicht, Sol«, antwortete ich vorsichtig, »aber vielleicht rechnet es der Richter an und zieht dir einige Jahre ab.«
    »Ich habe keinen umgelegt«, beteuerte er. »Praktisch habe ich überhaupt nicht gegen das Gesetz verstoßen.«
    »Mache dir und mir nichts vor«, unterbrach ich ihn. »Wenn du wirklich keinen Mord auf dem Gewissen hast, dann liegt es nur daran, dass du nicht besonders gut schießt. Einige Jahre bekommst du, das steht fest, aber wenn du uns sagst, wo deine Chefs stecken, tun wir etwas für dich.«
    Wieder schwieg er einige Sekunden. Dann sagte er, und es klang, als hätte er einen unumstößlichen Entschluss gefasst: »Ich sage euch, wo beide stecken, aber ich will eine Bestätigung, eine schriftliche Bestätigung eures Chefs, dass ihr meine Verfolgung einstellt.«
    »Du bist verrückt, Sol. Wir können dir keine Straffreiheit zusichern. Du hast gegen die Gesetze verstoßen, und du wirst dafür bestraft werden. Vielleicht rechnet man dir an, dass du im letzten Augenblick zur Vernunft gekommen bist, aber das ist Sache der Richter. Ich kann dir nichts versprechen.«
    »Doch«, beharrte er, »es geht. Wenn ihr G-men die Verfolgung und die Fahndung nach mir einstellt, kräht kein Hahn nach mir. Sprich mit eurem Chef, Cotton. Er wird dir die Bescheinigung ausstellen. Überbringst du sie mir, sage ich dir, wo sich Means und Dexter aufhalten.«
    Ich hätte ihm nun den Buckel voll lügen können, und im Grunde genommen war er ein Gangster, der nichts Besseres verdiente, aber es lag viel echte Verzweiflung in seiner Stimme. Ich brachte es einfach nicht fertig, ihn auf den Leim zu locken.
    »Hör zu, Sol«, sagte ich, »ich werde mit unserem Chef sprechen, aber ich glaube nicht, dass er sich zu dem Handel versteht. Wohin kann ich dir Nachricht geben?«
    »Wenn du die Bescheinigung bekommst, Cotton« – diese blödsinnige Bescheinigung schien sich als letzte Rettungsmöglichkeit in seinem Gehirn festgefressen zu haben – »bringe sie mir morgen um Mitternacht zu dem zweiten Verladekran auf Pier 18.« – »Aber«, und jetzt fand seine Stimme zu einem drohenden Klang, »du kommst allein, Cotton?!«
    »In Ordnung, ich komme allein«, antwortete ich.
    Ich hörte, wie er erleichtert aufatmete. Dann knackte es. Er hatte eingehängt.
    Ich legte langsam den Hörer auf die Gabel zurück. Sols Gemütszustand schien dem eines eingeschüchterten Hasen zu gleichen, aber mit aller Gewalt wollte er aus seiner Situation noch ein Geschäft machen. Ich fuhr ins Hauptquartier und berichtete dem Chef.
    »Na, Jerry«, sagte er und lächelte, »ist das nicht wieder eine Falle?«
    »Dieses Mal ist es kein Trick.«
    »Das haben Sie schon einmal behauptet. Wollen wir nicht lieber ein Kommando zu Pier 18 schicken?«
    »Wenn Crasher auch ziemlich den Kopf verloren hat, so viel Verstand
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