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Anziehungskraft: Stil kennt keine Größe (German Edition)

Anziehungskraft: Stil kennt keine Größe (German Edition)

Titel: Anziehungskraft: Stil kennt keine Größe (German Edition)
Autoren: Guido Maria Kretschmer
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Vorwort
    »Eleganz ist der letzte Luxus unserer Tage.«
    Der Tag, an dem wir uns für unser erstes allein ausgesuchtes Kleidungsstück entscheiden, ist der Anfang der Selbstbestimmung. Der Beginn der Wahrnehmung von der Kraft des textilen Ausdrucks, dem eigenen Style. Dieses entscheidende Erlebnis ist jedoch nicht gleich die lebenslange Eintrittskarte in den »Club der Gutangezogenen«. Es ist vielmehr der Start in das bunte Leben der textilen Möglichkeiten. Die vielbeschriebene »zweite Haut« bietet nicht nur Schutz vor Kälte und Wärme und den Blicken der Mitmenschen. Die Aufforderung nach Aufmerksamkeit, das » SEHT HE R , ich bin da!« und das »Bitte nicht anschauen« stehen als zum Stoff gewordener Code ein Leben lang zwischen uns Menschen. Der Glaube an die Belanglosigkeit von Kleidung und Mode mag Generationen von Denkern und Intellektuellen bewegt und beschäftigt haben, während sie steife Krägen, gewebte Gewänder oder schwarze Rollis mit Hornbrillen trugen – sie waren alle Teil der Kleiderordnung ihrer Zeit. Es ist die Freiheit der Mode, die jeden von uns werden lässt, was er sein möchte, ist oder manchmal auch sein könnte. Sofern wir uns selbst oder die Gesellschaft, in der wir leben, uns die Möglichkeit dazu einräumt.
    Kleider machen Leute, sagen wir, und manche Leute machen Kleider. Ich gehöre zur zweiten Kategorie. Meine Freiheit kam an einem Samstagnachmittag in Form einer Nähmaschine in mein Leben. Es war Liebe auf den ersten Blick, und angezogen von dem sonoren Summen und Sticheln, dem Klacken des hochgezogenen Nähfüßchens, war es um mich geschehen. Meine Mutter räumte ihren Platz und im Alter von neun Jahren übernahm ich das stichelnde Wunderwerk. Mein erster Scheinwerfer war das Licht meiner PFAFF 260. Ich war immer ein textiles Kind, konnte stundenlang meine Hände in gefaltete Baumwolle vergraben, Samt berühren und Muster in den Flor streicheln. Vermutlich hatte ich keinen Traum, in dem nicht eine Stoffbahn oder eine Naht eine entscheidende Rolle gespielt hatten. Die Entscheidung, in meiner Kirchengemeinde den Messdiener zu spielen, hatte einen fast blasphemischen Grund – ich wollte das rote Messgewand tragen, die weiße Spitzenpelerine fühlen und auf der Bühne stehen. Ein Sonntag in einer Kirche schult das textile Auge. Die guten Kleider und Mäntel, schwingenden Röcke, verschnittenen Hosen und zu engen Pullover mit zum Teil wirren Mustern haben sich in mir fest eingebrannt. Meine Festplatte wurde in St. Bartholomäus programmiert.
    Heute ist textil gesehen jeden Tag Sonntag. Die Möglichkeiten, sich mit Mode auszudrücken, sind immens geworden und manche von uns kapitulieren, bevor sie überhaupt angefangen haben, sich einmal darauf einzulassen. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder von uns gut angezogen sein und somit auch gut aussehen kann. Es ist nicht nur wichtig, was wir tragen, sondern auch wie. Ein Look lebt von dem Selbstverständnis, das Richtige anzuhaben, dem Einswerden mit dem »stofflichen Begleiter«. Und wenn es mit Hingabe geschieht, mit einem gewissen textilen Know-how, kann jede Kombination und jedes Outfit zu einem unverwechselbaren Look werden, an den wir uns selbst erinnern oder in dem andere uns manchmal ein Leben lang in ihren Gedanken tragen. Wer sich einmal in einen roten Pullover verliebt hat, die Jeans gefunden, die nicht nur passt, sondern einen auch noch locker in die Hocke gehen lässt, wer ein Kleid getragen hat, das »Sinnlichkeit« und »Lebensfreude« rief – der weiß, dass Mode schön, stark und begehrenswert machen kann.
    Leider geht bei der Verteilung unserer körperlichen Proportionen öfter mal etwas schief. Als gerade Hintern und Hüften verteilt wurden, hat die eine Frau zweimal »Hier!« gerufen und manchmal leider auch bekommen. Die andere hat sich gerade unterhalten, als es Brust gab. Dafür aber doppelt Nase genommen und beim Bauch richtig zugeschlagen. Die zu kurzen Beine gab es an dem Tag unglücklicherweise zusammen mit Cellulite. Gleich nebenan steht eine, die hat von allem etwas genommen, es gut verteilt und ist auch noch sympathisch. Also müssen wir aus dem, was wir haben, das Beste machen. Das Wunderbare an uns ist doch, dass es Unterschiede gibt und eine Unzahl von Modemöglichkeiten und fantastischen Textilien, die uns unterstützen. Das Grausame ist nur, dass viele von uns nicht wissen, wie sie sich optimal kleiden und ihren Körper gekonnt mit Mode in Szene setzen. Die Proportionen unseres Körpers sind
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