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0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

Titel: 0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht
Autoren: Der Teufel hat umsonst gelacht
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Die »Alte Gin-Mühle« liegt in Minetta Lane, nicht weit von der Sixth Avenue in Greenwich Village. Aber es ist nicht die Gegend der kleinen französischen Cafés und der mexikanischen Weinkneipen; es sind auch nicht die lebenslustigen Künstler und Touristen, die diese Kneipe aufsuchen.
    Minetta Lane ist eine traurige Straße mit grauen, meist uralten Häusern. Sie ist das, was man »Slums« nennt, und dementsprechend sind auch die Gäste in der »Alten Gin-Mühle«.
    Die Musikbox schepperte mit Überlautstärke; die Bar war dicht belagert von Männern und Frauen. An einigen Tischen wurde Poker gespielt; an anderen rollten die Würfel, und eine Runde nach der anderen wurde aufgefahren.
    Inmitten einer Gesellschaft von halbbetrunkenen Dockarbeitern saß ein sehr junges Mädchen. Es war so jung, daß man sich unwillkürlich fragen mußte, wie es hierherkam. Das dunkelbraune Haar fiel ihm schwer über beide Schultern und ließ das schmale Gesicht noch kleiner erscheinen. Die Augen waren übergroß und grau. Sie lachte laut mit den Männern, die sich um ihre Gunst bemühten, und zwischendurch nippte sie an ihrem Bier, aber sie berührte das Glas nicht. Sie benutzte einen Strohhalm, und es störte sie kaum, daß man sie deshalb aufzog.
    Es war halb elf Uhr abends. Sie warf einen schnellen Blick auf die elektrische Uhr über der Theke und sagte:
    »Es tut mir leid, Boys, aber ich muß nach Hause.«
    Ein allgemeiner Proteststurm erhob sich.
    »So haben wir nicht gewettet, Nell«, erklärte ein bulliger Bursche. »Bier und Schnaps mittrinken und dann abhauen! Das hab’ ich gern!«
    »Sie hätten ja nichts auszugeben brauchen! Ich habe Sie nicht darum gebeten«, fauchte das Mädchen wie eine gereizte Katze und sprang auf.
    Der Bulle griff nach ihr, ein anderer trat dazwischen, und während die beiden anfingen, sich zu prügeln, entwischte Nell auf die Straße.
    Sie überquerte Sixth Avenue und eilte durch Downingstreet. Ein paar Männer sahen sich nach ihr um, aber es war nicht ihr Gesicht oder ihre schlanke Figur, denen diese Blicke galten. Plötzlich hatte das Mädchen begonnen zu zittern. Sie zitterte von den Füßen aufwärts bis zu den Schultern, obwohl sie die Hände zu Fäusten ballte und die Zähne zusammenbiß.
    Ihr ganzer Körper flog wie im Schüttelfrost, während sie durch die trostlosen Straßen rannte. Endlich verschwand sie in einem verwitterten Backsteinhaus, über dessen Tür sich ein Schild befand: »Mädchenheim der Heilsarmee.«
    Schwer schlug die Tür hinter ihr zu.
    ***
    Wir, Phil Decker und ich, hätten von diesem Vorfall, der weder die Polizei noch uns was anging, niemals erfahren, wenn wir nicht am nächsten Abend einen gehoben hätten. Und zwar mit dem Arzt unserer FBI.-Dienststelle, Dr. Baker. Wir saßen in »Jimmys Bar« und waren puppenlustig. Mit unserem »Doc« konnte man Pferde stehlen; er war immer vergnügt und zu jeder Schandtat bereit — trotz seines schweren und ernsten Berufs.
    An diesem Abend jedoch war er nachdenklich und nicht ganz bei der Sache.
    »Was ist mit Ihnen los, Doc?« fragte Phil. »Sie sehen ja aus, als wäre Ihnen die Petersilie verhagelt.«
    »Ich überlege.« meinte er und knetete sein Kinn, ein Beweis, daß er irgendein Problem wälzte.
    »Können wir Ihnen dabei behilflich sein?«
    »Das frage ich mich auch gerade, obwohl es eigentlich eine medizinische Frage ist, die mir zu schaffen macht. Ihr kennt doch Joe Blinx, der den Wärter im Leichenschauhaus vertritt, wenn der seinen freien Tag hat. Der gute Joe gießt gern einen hinter die Binde, was bei seinem unappetitlichen Geschäft ihm nicht zu verdenken ist.«
    »Der Beweis sind Sie selbst, Doc«, lachte ich. »Aber schießen Sie schon los!«
    »Nun, dieser Joe war gestern abend in der ›Alten Gin-Mühle‹ und traf dort eine Gesellschaft von Betrunkenen, die auf ein sehr junges Mädel wild waren und sie traktierten. Die Kleine fiel Joe auf. Nicht nur, weil sie jung und hübsch war, sondern weil sie ihr Bier mit einem Strohhalm trank. Erst später merkte er, daß ihre Hände so sehr zitterten, daß sie das Glas nicht halten konnte. Zum' Schluß fingen die Burschen an, sich um sie zu prügeln. Sie selbst jedoch drückte sich. Und was meint ihr, wo sie hinging?«
    »Wie sollen wir das wissen?«
    »Ins Wohnheim der Salvation Army.«
    »Ja, und was ist da Besonderes bei?«
    »Sie wissen genausogut wie ich, was für merkwürdige Jungfern dort unterkriechen«, warf ich ein.
    »Darum handelt es sich nicht. Joe war,
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