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0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht

Titel: 0187 - Der Teufel hat umsonst gelacht
Autoren: Der Teufel hat umsonst gelacht
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gehört, daß er irgend jemanden behandelt, der bei Ihnen wohnt.«
    »Also sind Sie wohl einer der unzähligen Freunde dieses verdorbenen Mädchens«, beschuldigte sie mich mit ausgestrecktem Zeigefinger. »Lassen Sie sich gesagt sein, daß Dr. Dalton keine Einmischung dulden wird. Die Behandlung dieses bedauernswerten und schlechten Geschöpfes erfolgt auf Veranlassung des Vaters und mit Einwilligung der städtischen Behörden. Wenn Sie etwas wissen wollen, dann wenden Sie sich an Mrs. Brady im Rathaus. Aber ich würde Ihnen raten, das nicht zu tun. Das Mädchen ist noch minderjährig, und unsere Gesetze sind in dieser Hinsicht sehr streng.«
    »Ich werde es mir merken«, grinste ich. »Da Sie mir nun schon gesagt haben, wo ich Mrs. Brady erreiche, kann es auch nicht schaden, wenn Sie mir die genaue Adresse Dr. Daltons und die des Vaters mitteilen.«
    »Wenden Sie sich an Mrs. Brady!«
    Sie machte Miene, sich in die Papiere auf dem Schreibtisch zu vertiefen, was so viel hieß, daß die Audienz beendet sei.
    Plötzlich aber hob sie den Kopf und starrte mich an.
    »Sind Sie etwa Polizist? Was hat Nell 10 ausgefressen? Es ist doch nur ihretwegen, daß Sie hierherkommen. Dieses Mädchen macht mir nichts als Unannehmlichkeiten. Sie verdirbt sämtliche anderen. Sie ist ein Ausbund an Schlechtigkeit. Selbst ihr Vater hat mich vor ihr gewarnt.«
    Ihre Stimme war schrill geworden, und sie schnappte nach Luft.
    Ich funkelte sie böse an.
    »Haben Sie sich eigentlich schon mal klargemacht, daß ein Vater, der seine Tochter hierher verfrachtet und sein eigenes Kind vor Ihnen warnt, ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse sein muß? Wenn Sie eine Tochter hätten, ich setzte voraus, Sie haben keine — was würden Sie tun?«
    »Ich würde sie vor allem so erziehen, daß sie ein gottesfürchtiges und sauberes Menschenkind würde. Meine Tochter wäre schon lange Soldat in der Heilsarmee.«
    Ihre Augen waren wie Dolche.
    »Wollen Sie sonst noch etwas?« fragte sie kalt und klopfte mit dem Beistift auf die Schreibtischplatte.
    Ich schüttelte den Kopf, verabschiedete mich höflich und wurde unter Bedeckung des netten Fräuleins an die Tür gebracht.
    ***
    Es war elf Uhr, als ich vor der City Hall stoppte und mich nach Mrs. Brady durchfragte. Diese Frau war eine angenehme Überraschung.
    Sie war dick, mütterlich und freundlich.
    »Bevor wir uns unterhalten, Mr. Cotton, müssen Sie mir erklären, warum Sie sich mit Dr. Dalton, mit der Heimleiterin und mit Nell Poulter beschäftigen. Schließlich sind wir hier ja eine Behörde und können nicht ohne weiteres jedem Auskunft geben.«
    »Zuerst eine Gegenfrage«, meinte ich. »Ich habe bis jetzt überhaupt noch nicht gesagt, daß ich ein Mädchen mit dem Vornahmen Nell kenne.«
    »Aber Sie haben es Mrs. Ronald erzählt, und die hat mich angerufen.«
    »Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß Mrs. Ronald diese Brigadierin ist«, grinste ich.
    »Das stimmt. Sie telefonierte, um mich vor Ihnen zu warnen. Sie hält Sie für einen professionellen Don Juan, der es auf das Mädchen abgesehen hat.«
    »Ach nee, was Sie nicht sagen! Ich sehe schon, daß mir nichts anderes übrig bleibt, als die Karten auf den Tisch zu legen.«
    Ich setzte meine Dienstmiene auf. »Das geschieht aber nur unter der Bedingung, daß Sie gegen jedermann, wer es auch sei, strengstens Stillschweigen bewahren.«
    »Das kann ich nicht versprechen. Ich weiß ja gar nicht, um was es sich handelt.«
    »Dann wissen Sie es jetzt.«
    Ich knallte ihr meinen Ausweis auf den Tisch.
    »Jetzt bitte ich nicht mehr um Stillschweigen, sondern ich ordne es an!«
    Zu meiner Überraschung lächelte, sie nur.
    »Wer Sie sind, wußte ich bereits. Das hat Mrs. Ronald mir am Telefon gesagt.«
    »Das ist unmöglich. Ich habe ihr nur meinen Namen genannt.«
    »Trotzdem, sie muß Sie kennen. Vielleicht war Ihr Bild einmal in der Zeitung, oder es wurde über Sie gesprochen, und sie wußte Ihren Namen.«
    Ich sagte erst mal gar nichts. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, wieso eine Brigadierin der Heilsarme einen der zahlreichen G.-man in Chikago entweder vom Ansehen oder dem Namen nach so genau kannte. Mein Inkognito jedenfalls war nun zum Teufel, und wenn ich Dr. Dalton erreichen und ihm auf den Zahn fühlen wollte, würde ich mich beeilen müssen. Zuerst rief ich im Office an und erfuhr, daß Doc Baker gerade zurückgekommen war.
    »Hallo, Jerry«, sagte der, »was ich über unseren Freund erfahren habe, ist nicht sehr erfreulich. Er ist
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