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113 - Bote der Nacht

113 - Bote der Nacht

Titel: 113 - Bote der Nacht
Autoren: A.F.Morland
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Ledagh sah grauenerregend aus. Er bestand nur aus Haut und Knochen. Seine Muskeln waren eingetrocknet, und eigentlich hätte er schwach und leicht zu besiegen sein müssen, doch bisher war der magischen Kraft, die ihn am Leben hielt und derer er sich bedienen mußte, noch niemand gewachsen gewesen.
    Trocken und schorfig war seine pergamentene Haut. Sie umhüllte einen schmalen Brustkorb, und auf dem dürren Hals wackelte ein teilweise knöcherner Schädel. Die gezackte Krone, die tief in Ledaghs Stirn saß, schien viel zu schwer für ihn zu sein. Fledermausflügel zitterten auf seinem Rücken. Sie überragten seine Schultern und liefen links und rechts in einer scharfen, nach vorn gebogenen Kralle aus. Er benutzte die Flügel, die der strafende Zauberer ihm hatte wachsen lassen, damit er sich aus gefährlichen Situationen retten konnte, fast nie.
    Die Strähnen seines langen Haares glichen verfilztem Hanf. Obwohl er nicht bewaffnet war, war er gefährlich. Es gab kein einziges Lebewesen auf der Prä-Welt Coor, das vor ihm sicher gewesen wäre. Er griff sie alle an – in der Hoffnung, daß ein Feind einmal stark genug sein würde, um ihn zu töten, doch bisher hatte Ledagh immer gesiegt.
    Coor… Hier war das Unmögliche möglich. Hier lebten Elfen, Zauberer und Magier, hier gab es Urzeittiere wie Saurier und Flugdrachen, und magische Fallen warteten unsichtbar auf Opfer.
    Coor war eine Welt voller Geheimnisse, aber auch eine Welt voller Gefahren, und eine dieser Gefahren hieß… Ledagh!
    Er hatte schon viele Gebiete unsicher gemacht, kannte sich auf der ganzen Prä-Welt aus, konnte überall erscheinen.
    So mancher Gegner hatte ihn nicht ernst genommen, weil er so schwach und klapperdürr aussah, und das war ihnen allen zum Verhängnis geworden. Ledaghs Angriffe erfolgten stets mit einem selbstmörderischen Hintergedanken, doch niemand konnte ihm geben, wonach er sich sehnte.
    Er legte weite Strecken in kurzer Zeit zurück, jedoch nicht zu Fuß, sondern auf dem Rücken einer riesigen Fledermaus, die für ihn und mit ihm kämpfte und ihm schon mehrmals – sehr zu seinem Leidwesen – das Leben gerettet hatte.
    Es war ein Fluch. Auch das gehörte dazu.
    Manchmal spürte die Fledermaus ein Opfer für ihn auf und griff es sofort an. Sie gierte nach Blut. Mit ihren spitzen, dolchartigen Zähnen hatte sie schon vielen Lebewesen den Garaus gemacht.
    Sie spürte die Beute mit einer feinen Nase, scharfen Augen und riesigen Ohren auf. Von anderen Fledermäusen unterschied sie sich vor allem durch ihre hellolive Farbe. Wenn sie eine Beute entdeckt hatte, stieß sie einen ganz bestimmten schrillen Schrei aus.
    Und Ledagh wußte: Es war wieder einmal soweit…
    ***
    Frank Esslin, der Söldner der Hölle, der hier auf Coor zum Mord-Magier ausgebildet worden war, konnte von Glück sagen, daß er noch lebte, denn er hatte sich unwissentlich mit den Grausamen 5 angelegt, indem er einem Lava-Dämon namens Kayba das Leben rettete, obwohl ihn Thoran zu einem qualvollen Tod verurteilt hatte.
    Esslin war heilfroh, daß ihm die Grausamen 5 verziehen hatten, denn eine Auseinandersetzung mit diesen starken Magier-Dämonen hätte er nicht überlebt.
    Sie hatten ihn und Kayba begnadigt und ihnen gestattet weiterzuziehen, doch nicht nur das. Sie hatten Frank Esslin außerdem eröffnet, daß sie Verwendung für ihn hätten.
    Sie wollten ihren Machtbereich auf die Erde ausdehnen und konnten Esslins Hilfe dort gut gebrauchen.
    Esslin war noch nicht bereit, in seine Welt zurückzukehren. Er befand sich auf dem Weg zu Rheccman, dem Tätowierer, um sich von diesem ein Kunstwerk in die Haut ritzen zu lassen.
    Daß er Tony Ballards magischen Ring an Höllenfaust, den Anführer der Grausamen 5, abgeben mußte, schmerzte ihn zwar, aber er hatte nicht nein sagen können, als Höllenfaust verlangte, ihm den Ring zu geben.
    Rheccmans Tätowierung würde für Frank Esslin eine neue Waffe werden. Eine Waffe, vor der sich alle seine Feinde in acht nehmen mußten.
    Kayba hatte zwar gemeint, Rheccman wäre schon alt und zittrig und besäße keine sichere Hand mehr, aber er war der einzige Tätowierer, der ihnen bekannt war, folglich war Rheccman besser als gar kein Meister der Tätowierungskunst. Das mußte auch Kayba zugeben.
    Kayba, ein vollbärtiger Riese, blieb stehen.
    »Sind wir vom richtigen Weg abgekommen?« fragte Frank Esslin.
    »Ich dachte, du würdest den kürzeren Weg zu Rheccman kennen.«
    »Ich bleibe nicht deshalb stehen, Herr«, antwortete der
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