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KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld

Titel: KR075 - Ich zahlte mit Falschgeld
Autoren: Delfried Kaufmann
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Büro. Er holte aus einem getarnten Wandsafe zwanzigtausend Dollar in Zehn-Dollar-Scheinen, lieh mir eine Aktentasche, und wir verabschiedeten uns in schönster Freundschaft. Draußen stand Phil mit dem Jungen, der sich das Kinn hielt.
    »Hau ab, Sohn«, sagte ich. »Dein Dienst ist beendet.« Er trollte sich. »Na?«, fragte Phil.
    Ich rieb mir das Kreuz. »Weißt du die Adresse eines guten Masseurs? Ich glaube, ich habe einige Massagen nötig.«
    ***
    Zwei Tage lang freute ich mich, dass ich mit einem blauen Auge, oder besser mit zwei Blutergüssen im Rücken davongekommen war. Dann fing ich an, mich zu ärgern, dass ich die Means wieder nicht gefasst hatte.
    »Ich fürchte, bei den Brüdern hilft nur eins«, sagte ich zu Phil. »Schießen! Sofort schießen!«
    »Immerhin sind sie wieder ein wenig mehr gehandikapt«, antwortete er. »Sie haben ihr Boot verloren, auf dem sie sich außerhalb der Drei-Meilen-Zone und damit außerhalb jeder Zugriffsmöglichkeit nach Südamerika hätten verdrücken können. Jetzt haben sie keine Chance mehr, das Land zu verlassen. Jede Zollstation hat ihr Bild vorliegen. Die Polizei eines jeden Bahnhofs ist informiert. Die Flughafenbeamten kennen ihre Visagen. Sie müssen in New York bleiben.«
    »Natürlich bleiben sie in New York, aber du weißt, wie schwer es ist, einen Mann unter sieben Millionen zu finden. Damals, als wir Derrick und seine Leute suchten, fanden wir nicht einen von ihnen, obwohl wir wussten, wie ein Dutzend aussah. Dieses Mal sind es nur drei.«
    Meine Prophezeiung bewahrheitete sich. Wir suchten acht Tage lang nach den Brüdern Means und Sol Crasher, und mit uns hielten über zwanzigtausend Polizisten die Augen offen.
    Zehn Tage nach der Nacht in der Bootsbauerei erhielten wir eine Nachricht des sechzehnten Polizeireviers, dass es in dem »Haifisch« von Lucky Poth eine Schlägerei mit Feuerwerk gegeben hatte. Nach den Aussagen verschiedener Beteiligter sollte ein Mann namens Sol Crasher die Ursache gewesen sein.
    Wir fuhren am Abend hin. Lucky stand wie immer in seiner weißen Schürze hinter der Theke und goss uns wortlos zwei Whiskys ein, als wir uns auf die Hocker schwangen.
    »Gestern gab es Krawall bei dir, Lucky?«, fragte ich.
    Er nickte stumm.
    Ich trank. »Hörte, dass Sol etwas damit zu tun hatte?«
    Wieder senkte er schweigsam den schweren Schädel.
    »Führe keine Pantomime auf, Lucky. Erzähle ein wenig!«
    »Sol kam um Mitternacht hereingestolpert. Es waren ein paar von den Jungens da, die bei deinem Besuch anwesend waren, G-man. Nun, niemand bandelt gern mit Sol an, aber sie schnitten ihn. Er hingegen suchte mit Gewalt Gesellschaft und Zerstreuung, schob sich zwischen sie an ihren Tisch, wollte sie freihalten und dicke Runden spendieren und haute eine geschwollene Brieftasche auf den Tisch, aus der die verdammten Zehn-Dollar-Noten nur so herausquollen. Da platzte den Jungens der Kragen, und sie machten ihm ihre Meinung über einen Mann, der Kollegen Falschgeld andreht, handgreiflich klar.«
    Er beugte sich näher zu uns. »Ich will dir etwas verraten, G-man«, sagte er. »Sol Crasher ist ziemlich fertig. Ich verstehe etwas davon. Wenn einer hier hereinkommt und schreit und trinken will, hat er gewöhnlich Angst, und seine Nerven taugen nichts mehr. Ich glaube, Sol ließe sich ganz gerne für einige Jahre einbuchten, um seine Ruhe zu haben.«
    »Ich taxiere seinen augenblicklichen Wert auf wenigstens fünfzehn Jahre«, sagte ich. »Räuberischer Überfall, Falschgeldvergehen, Beteiligung am Bandenverbrechen, verbotener Waffenbesitz und so weiter bringen ihn mindestens für diese Zeit hinter die Gardinen.«
    »Wenn einer so aussieht wie Sol, dann erscheint ihm das Zuchthaus wie ein Altersheim«, antwortete Lucky philosophisch.
    Wie viel der dicke Wirt von dem Seelenzustand eines gejagten Gangsters verstand, erhielt ich zwei Tage später bestätigt. Ich bekam nämlich mit der Morgenpost einen Brief, schlechtes Papier in grauem Umschlag, wie es die Automaten der Postämter liefern. Der Text war kurz und lautete: »Ich rufe Sie bei passender Gelegenheit an. Bleiben Sie zu Hause und warten Sie auf den Anruf.« Unterschrift: »Sol Crasher«.
    Lucky behielt also Recht. Sol war fertig und gab auf. Warum ging er dann nicht zum nächsten Polizeirevier, hing den Hut an den Haken und sagte: »Hier bin ich.« Ich vermute, dass er hoffte, irgendwelche Bedingungen bei seiner freiwilligen Übergabe herausschinden zu können. Vielleicht auch behielten die Brüder
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