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Diagnose negativ

Diagnose negativ

Titel: Diagnose negativ
Autoren: K. H. Scheer
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1.
     
    Oberst Tor­pentouf war am Ap­pa­rat. Da er die Müt­ze ab­ge­nom­men hat­te, ent­sprach sein durch­weich­ter An­zug noch we­ni­ger den Dienst­vor­schrif­ten als sonst. Sein voll­wan­gi­ges Ge­sicht mit den kind­li­chen Zü­gen war schweiß­über­strömt und glänz­te auf dem Bild­schirm.
    »Ist Ih­re Kli­ma­an­la­ge aus­ge­fal­len, Mi­ke?« frag­te ich teil­nahms­voll. »Oder …«, ich er­laub­te mir ein Schmun­zeln, »oder hat Ih­nen Ih­re Frau zum zwei­ten­mal Dril­lin­ge ge­schenkt?«
    »Ma­chen Sie kei­ne Wit­ze«, stöhn­te der kor­pu­len­te Mann.
    »Ich mei­ne es gut, Mi­ke«, be­teu­er­te ich. »In Ih­rer Ei­gen­schaft als Wun­der­kna­be der GWA soll­ten Sie den Ernst mei­ner Fra­ge­stel­lung er­ken­nen.«
    Tor­pentouf, Kom­man­dant des neu­en GWA-Raum­ha­fens in der Gi­la-Wüs­te, ge­nannt »Gi­la-Space-Cen­ter«, war sicht­lich be­müht, ei­ne tref­fen­de Ver­wün­schung zu fin­den. An­schei­nend fand er nicht so­fort den rich­ti­gen Aus­druck und ent­geg­ne­te des­halb nur:
    »Hit­ze, ver­teu­fel­te Hit­ze! Bei Ih­nen auch?«
    Leut­nant Storch, mein Ers­ter Astro­naut, ver­kniff sich ein La­chen.
    »Kei­ne Spur«, wehr­te ich ab. »Wir ha­ben ein­und­zwan­zig Grad Cel­si­us in der Ka­bi­ne. Okay, Mi­ke, was gibt es?«
    Sein Ton­fall ver­än­der­te sich um ei­ne Nu­an­ce. Mir wur­de klar, daß Mi­ke Tor­pentouf nicht aus­schließ­lich über sein »Dampf­bad« be­rich­ten woll­te. Er ge­hör­te zu den Män­nern mit ei­nem grund­sätz­lich täu­schen­den Äu­ße­ren. Wenn er nicht ein fä­hi­ger Of­fi­zier ge­we­sen wä­re, hät­te ihn der Chef nicht zum Kom­man­dan­ten des Gi­la-Space-Cen­ter er­nannt.
    Vor et­wa vier Wo­chen hat­ten wir end­lich un­se­ren ei­ge­nen Raum­ha­fen er­hal­ten. Ein be­acht­li­cher Vor­teil, wenn man be­denkt, wel­che Kom­pe­tenz­strei­tig­kei­ten es auf der na­hen Ne­va­da-Ba­sis ge­ge­ben hat­te.
    Die Gi­la-Fields wa­ren nicht so groß und ge­wal­tig, doch da­für hat­te man uns mit den su­per­mo­d­erns­ten Werf­ten und Start­pis­ten aus­ge­rüs­tet. Au­ßer­dem wa­ren wir hier un­se­re ei­ge­nen Her­ren. Es lag nun ein­mal im We­sen der Ge­hei­men Wis­sen­schaft­li­chen Ab­wehr, daß sie ge­gen­über an­de­ren Be­hör­den al­ler­lei zu ver­ber­gen hat­te. So wa­ren wir durch­aus nicht dar­an in­ter­es­siert ge­we­sen, die ge­hei­men Neu­ent­wick­lun­gen des wis­sen­schaft­li­chen GWA-Korps in al­ler Öf­fent­lich­keit dar­zu­bie­ten.
    Oberst Tor­pentouf trug ei­ne große Ver­ant­wor­tung. Sein Wort war auf den Gi­la-Fields Ge­setz.
    Na­tür­lich ge­hör­te er nicht zu den ak­ti­ven Ein­satz­agen­ten der GWA. Was mit an­de­ren Wor­ten be­deu­te­te, daß er im Not­fall von ei­nem un­ter­ge­ord­ne­ten Of­fi­zier Be­feh­le ent­ge­gen­zu­neh­men hat­te. Wir hoff­ten je­doch, daß ein sol­cher Fall nicht ein­tre­ten wür­de.
    Den­noch sah es im Au­gen­blick so aus, als müß­te ich im In­ter­es­se mei­ner fest­um­ris­se­nen Be­feh­le un­se­rem be­wun­der­ten Dril­lings­va­ter ei­ne kla­re An­wei­sung ge­ben. Das hat­te Tor­pentouf nicht ver­dient, na­tür­lich nicht.
    So schluck­te ich die Be­mer­kung hin­un­ter und frag­te erst ein­mal zu­rück, was sei­ne An­deu­tun­gen wohl zu be­deu­ten hät­ten.
    »Wie war das, bit­te?« er­kun­dig­te ich mich.
    »Sie müs­sen war­ten, tut mir leid. Die Trans­por­ter müs­sen zu­erst ab­ge­fer­tigt wer­den. Ich kann die Fern­steu­er­sta­ti­on nicht über­las­ten. Oder wol­len Sie mit Ma­nu­ell-Len­kung in den Raum don­nern?«
    Ich sah zum Ers­ten Astro­nau­ten hin­über. Leut­nant Storch, schi­en nicht da­von be­geis­tert zu sein, das schnel­le Ku­rier­boot oh­ne Fern­steu­er­hil­fe in den Raum zu brin­gen. Das ein­stu­fi­ge Schiff war nicht da­für er­schaf­fen, mit nur ge­rin­gen An­druck­wer­ten zu star­ten. Ich hat­te so mei­ne Er­fah­run­gen mit den re­la­tiv klei­nen Raum­fahr­zeu­gen, die prak­tisch nur aus ei­nem leis­tungs­fä­hi­gen Atom­trieb­werk und ei­ner en­gen Ka­bi­ne be­stan­den.
    Ich zog das Mi­kro­phon des Bild­sprech­ge­rä­tes nä­her vor die Lip­pen. Gleich­zei­tig kam auch
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