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Diagnose negativ

Diagnose negativ

Titel: Diagnose negativ
Autoren: K. H. Scheer
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All­mäh­lich warf sich für die lei­ten­den Be­am­ten der GWA die Fra­ge auf, in wel­chem Eck­chen der Bü­ros ein wirk­li­ches Ar­bei­ten noch mög­lich war.
    Tor­pentouf kämpf­te mit ähn­li­chen Schwie­rig­kei­ten. Sein großer »Schreib­tisch« war der­art mit Ge­rä­ten über­la­den, daß er auf den frei­en Flä­chen bes­ten­falls ei­ni­ge Schnell­hef­ter un­ter­brin­gen konn­te.
    Der Of­fi­zier vom Dienst mel­de­te mich an. Wenn Tor­pentouf im Um­gang mit sei­nen Leu­ten auch aus­ge­spro­chen to­le­rant war, so rich­te­te er sich doch in vie­len Din­gen haar­ge­nau nach den Dienst­vor­schrif­ten.
    Ich fand ihn hin­ter sei­nem Schalt­tisch. Auf den zahl­rei­chen Bild­flä­chen wa­ren al­le wich­ti­gen An­la­gen des Raum­ha­fens zu über­se­hen. Auch die fünf Sa­tel­li­ten­bahn-Trans­por­ter wur­den von her­vor­ra­gen­den Ka­me­ras ein­ge­fan­gen.
    Sei­ne Be­grü­ßung äu­ßer­te sich in ei­ner leich­ten Hand­be­we­gung. Er schwitz­te im­mer noch, ob­wohl die Kli­ma­an­la­ge ein­wand­frei funk­tio­nier­te.
    »Wie ma­chen Sie das?« er­kun­dig­te ich mich in­ter­es­siert.
    »Was?« stöhn­te er. Sein ehe­mals wei­ßes Uni­form­hemd sah be­son­ders in der Kra­gen­ge­gend er­heb­lich de­for­miert aus.
    »Ich fin­de Ih­re Tran­spi­ra­ti­on er­staun­lich, Mi­ke. Ih­re Kli­ma­an­la­ge ist doch in Ord­nung. Au­ßer­dem ist es hier un­ten von Na­tur aus kühl.«
    »Mir aber nicht«, groll­te er und trat hin­ter dem Ar­beit­s­tisch her­vor.
    »Was ich sa­gen woll­te …«, er blick­te ge­gen die wei­ße Kunst­stoff­de­cke, »Sie sind doch Kom­man­deur der GWA-Raum­gar­de, oder?«
    Ich stell­te den Be­cher mit dem per­len­den Ge­tränk auf den klei­nen Tisch.
    »Ja! Und?«
    »Dann ge­ben Sie Ma­jor Put­chin­ger den Be­fehl oder mei­net­we­gen auch den freund­schaft­li­chen Rat, sei­ne drei­hun­dert Mann in die Quar­tie­re zu­rück­zu­füh­ren. Die fünf Raum­er ha­ben Start­ver­bot.«
    Ich er­starr­te.
    »Mi­ke, was ist hier los? Ich ha­be Spe­zi­al­be­feh­le. Von wem kom­men die An­wei­sun­gen?«
    »Sie sol­len so­fort den Chef an­ru­fen«, wich er aus. Da­mit wuß­te ich ge­nug.
    »Al­so von ihm di­rekt?«
    Tor­pentouf nick­te wort­los und deu­te­te auf das Vi­si­fon.
    »Be­ei­len Sie sich. Sie brau­chen nur ein­zu­schal­ten.«
    Ich ging die we­ni­gen Schrit­te zu dem Ge­rät hin­über. Es war ei­ne Spe­zi­al­aus­füh­rung für die GWA-Sup-Ul­tra­kurz­wel­le. Die grü­ne Lam­pe glüh­te. Al­so hat­te er mit sei­nem Elek­tro­nen­schlüs­sel die Ver­bin­dung be­reits frei­ge­ge­ben.
    Wa­shing­ton kam so­fort. Die Zen­tra­le stell­te die Ver­bin­dung mit Vier-Ster­ne-Ge­ne­ral Ar­nold G. Re­ling her. Wäh­rend der kur­z­en War­te­zeit über­fiel mich wie­der das satt­sam be­kann­te un­gu­te Ge­fühl. Die Um­stän­de wa­ren mehr als selt­sam.
    Re­lings Ge­sicht er­schi­en so plötz­lich auf dem Bild­schirm, als wä­re er hin­ein­ge­sprun­gen. Er schi­en er­regt zu sein, was sich be­son­ders in sei­ner über­be­ton­ten Be­herr­schung aus­drück­te. Wer ihn kann­te, wuß­te ge­nau, daß äu­ßers­te Wach­sam­keit an­ge­bracht war.
    »Ma­jor HC-9?« klang es fra­gend aus dem Laut­spre­cher.
    »Ja­wohl, Sir. Am Ap­pa­rat.«
    »Sind Sie al­lein?«
    »Co­lo­nel Tor­pentouf be­fin­det sich im Raum.«
    Der Kom­man­dant stand be­reits hin­ter mir. Er hat­te so­gar die Dienst­müt­ze auf­ge­setzt. Über Re­lings Lip­pen husch­te ein Lä­cheln.
    »Tut mir leid, Mi­ke, aber ich muß Sie bit­ten, den Raum für ei­ni­ge Au­gen­bli­cke zu ver­las­sen. Das ist nicht ge­gen Sie per­sön­lich ge­rich­tet.«
    »Na­tür­lich nicht, Sir«, mur­mel­te Tor­pentouf. »Ha­ben Sie für mich noch be­son­de­re An­wei­sun­gen?«
    »Nein, vie­len Dank. Das wird HC-9 er­le­di­gen. Darf ich nun bit­ten?«
    Tor­pentouf tat mir leid, als er still­schwei­gend zur Tür ging. Als ich ihm ent­schul­di­gend nach­blick­te, wink­te er lä­chelnd ab. Er ver­stand wohl sehr gut, daß der Al­te sei­ne Grün­de hat­te.
    »Okay, Chef, Tor­pentouf ist drau­ßen. Sie se­hen mich et­was ver­blüfft.« Ich hör­te sein hu­mor­lo­ses La­chen.
    »Nen­nen Sie mir
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