Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diagnose negativ

Diagnose negativ

Titel: Diagnose negativ
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
stand zwar et­was Schweiß auf der Stirn – aber das war auch al­les. Sie wa­ren im Camp »Höl­len­tor« aus­ge­bil­det wor­den, was mit an­de­ren Wor­ten be­deu­te­te, daß sie ei­ne har­te Spe­zi­al­aus­bil­dung ab­sol­viert har­ten.
    Wir fuh­ren lang­sam an den Leu­ten vor­bei. Ma­jor Put­chin­ger dreh­te sich um. Sein kur­z­er Gruß war wie ein Ab­schied. Er wuß­te noch nicht ge­nau, warum wir ihn zum Mond schi­cken woll­ten. Mit ei­nem selt­sa­men Ge­fühl wand­te ich den Blick ab. Hin­ter mir hall­ten die Kom­man­dos auf.
    »Wei­ter, Ser­geant. Jetzt ha­be ich es ei­lig«, for­der­te ich. »Schö­nes Bild da hin­ten, was?«
    Er nick­te wort­los. Ja, es war nicht nur ein schö­nes, son­dern auch ein be­deut­sa­mes Bild. Hier ge­sch­ah et­was, von dem man vor ei­ni­gen Jahr­zehn­ten nicht zu träu­men ge­wagt hät­te.
    Die Mann­schaf­ten gin­gen auf die ge­öff­ne­ten Schleu­sen­to­re der Trans­por­ter zu, mit de­nen sie bis zum kos­mi­schen »Um­stei­ge­bahn­hof«, der be­mann­ten Welt­raum­sta­ti­on, ge­bracht wer­den soll­ten.
    Dort war­te­ten be­reits die un­för­mi­gen Fern­rau­mer in Ske­lett­bau­wei­se. Au­ßer mir wuß­ten nur sehr we­ni­ge Leu­te, daß Put­chin­gers Auf­trag – ge­nau ge­nom­men – mit dem Mond nichts zu tun hat­te. Sei­ne Ein­heit war für den Mars be­stimmt. Die­se Tat­sa­che soll­te er je­doch erst in Lu­na-Port er­fah­ren.
    Un­ru­he über­fiel mich. Wenn man mir ein so plötz­li­ches Start­ver­bot er­teil­te, muß­ten sich bei Put­chin­ger auch ei­ni­ge Din­ge än­dern. Nach der Pla­nung hat­te ich die Män­ner auf dem Mond in Emp­fang neh­men und wei­ter­hin ein­wei­sen sol­len. Das war nun vor­bei.
    »Schnel­ler!« dräng­te ich, ob­wohl der Wa­gen schon mit hun­dert Mei­len über die lan­ge Pis­te ras­te.
    Wei­ter nörd­lich, na­he der Wüs­ten­stadt Wi­cken­burg, tauch­ten die ge­wal­ti­gen Be­ton­tür­me der Fern­lenk- und Funk­sta­ti­on auf. Ne­ben­an rag­ten die mo­der­nen Han­gars und Werft­hal­len in den wol­ken­lo­sen Him­mel Ari­zo­nas.
    Der Trieb­werk­s­prüf­stand des Gi­la-Space-Cen­ter ge­hör­te zu den größ­ten und mo­d­erns­ten An­la­gen der Welt. Zur Zeit wa­ren un­se­re Kön­ner da­mit be­schäf­tigt, die ka­ta­ly­sier­te Kern­fu­si­on zu bän­di­gen. Ein Fu­si­ons­re­ak­tor mit un­er­hör­ten Leis­tun­gen war ent­wi­ckelt wor­den, nur stand es noch nicht fest, ob er in der Pra­xis auch das hielt, was er bei den La­bor­ver­su­chen ver­spro­chen hat­te.
    Der Wa­gen hielt vor ei­nem Ne­ben­ein­gang des flach­ge­bau­ten Haupt­quar­tiers. Wie es neu­er­dings üb­lich war, hat­te man auch beim Auf­bau der Gi­la-Fields die wich­tigs­ten Kom­man­do­stel­len weit un­ter die Erd­ober­flä­che ge­legt. Die Bun­ker sa­hen rein äu­ßer­lich un­auf­fäl­lig aus, nur be­gann man zu frös­teln, wenn man die ge­wal­ti­gen Stahl­be­ton­schleu­sen durch­schritt. Man kam prak­tisch in ei­ne an­de­re Welt.
    Ich frag­te mich be­reits seit ei­ni­gen Mo­na­ten, was das soll­te. Schließ­lich war der Kal­te Krieg zwi­schen Ost und West end­gül­tig vor­über. Die Ent­de­ckung der al­ten Mar­s­städ­te auf dem Mond und auf dem Ro­ten Pla­ne­ten hat­te das Zu­sam­men­ge­hen al­ler Völ­ker der Er­de be­wirkt.
    Da­zu kam noch das Auf­tau­chen frem­der, hoch­in­tel­li­gen­ter Le­be­we­sen aus den Tie­fen der Milch­stra­ße. Grün­de ge­nug, um die un­ei­ni­ge Mensch­heit über Nacht zu­sam­men­rücken zu las­sen.
    Der er­bit­ter­te Ab­wehr­kampf der GWA hat­te sich da­mit in den Welt­raum ver­la­gert.
    Ich wur­de von Pos­ten des Si­cher­heits­diens­tes er­war­tet. Sie kann­ten mich, da sie mich vor­her bei Oberst Tor­pentouf ge­se­hen hat­ten. Aus­nahms­wei­se ver­zich­te­ten sie auf die stren­gen Kon­troll­maß­nah­men.
    Un­ter ei­ni­gen me­ter­star­ken Be­ton­de­cken re­si­dier­te Tor­pentoufs Stab. Er selbst be­saß einen re­la­tiv klei­nen Ar­beits­raum, der ei­gent­lich mehr ei­ner kom­pli­zier­ten Schalt­zen­tra­le glich. Auch das war ein At­tri­but an die neue Zeit. Im Wa­shing­to­ner Haupt­quar­tier war man in der Hin­sicht noch fort­schritt­li­cher.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher