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GK198 - Der Stierdämon

GK198 - Der Stierdämon

Titel: GK198 - Der Stierdämon
Autoren: A.F.Morland
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In der Zeit, als das Sassanidische Reich gegründet wurde – also im Jahre 226 nach Christus – hatte der geflügelte Stier schon einmal über die Perser geherrscht. Was nicht in den Geschichtsbüchern vorzufinden ist, ist in den Annalen der Dämomenschriften nachzulesen: Ein Feldherr namens Ardaschir aus der Provinz Persies besiegte den letzten Partherkönig und bereitete damit dem Partherreich ein umfassendes Ende. Es war mit der Hilfe von Dämonen geschehen, doch niemand hatte davon Kenntnis. In diesem Jahr 226 ließ sich Ardaschir zum Kaiser von Persien krönen, und unter seinen Nachfolgern wurde Persien zu einem starken Gegner der Römer und Byzantiner. Schahpur der Erste erhob die Religion des Zarathustra zur Staatsreligion, und römische Kriegsgefangene mußten im ganzen Land den Bau herrlicher Paläste ausführen.
    Doch nicht nur dafür zog man die Römer heran.
    Heute kennt man unwiderlegbare Fakten, die beweisen, daß viele dieser Kriegsgefangenen Sklaven des geflügelten Stiers wurden. Der Dämon schenkte ihnen die Freiheit und schickte sie nach Hause, damit sie in ihrer Heimat Unruhe stifteten, mordeten, vergewaltigten und brandschatzten, und das taten sie – im Auftrag des geflügelten Stiers von Persien…
    ***
    Ein warmer Wind strich, vom Kaspischen Meer kommend, über das Land.
    Vladek Rodensky schaute sich um. Dort stand der silberne Jet, mit dem er vor wenigen Minuten auf dem Flughafen von Teheran gelandet war.
    Die Passagiere drängten ihn weiter, in die große Ankunftshalle hinein. Er kümmerte sich um sein Gepäck, und nachdem die Zollformalitäten erledigt waren, bat er einen Gepäckträger, die beiden Koffer und die Reisetasche zu den Taxis zu bringen.
    Rodensky war ein Mann um die Fünfunddreißig, groß, aber nicht breitschultrig, hatte eisigblaue Augen, die hinter einer modernen Brille glitzerten. Sein braunes Haar war dicht und glänzte seidig. Wenn er lächelte, entblößten seine Lippen ein kräftiges Gebiß. Rodensky kannte die ganze Welt. Er reiste gern und viel, der Brillenfabrikant aus Wien, der in Polen geboren wurde, aber schon seit vielen Jahren einen österreichischen Paß besaß.
    Im Taxi zündete sich Rodensky eine Zigarre an. Damit der Rauch den dunkelhäutigen Fahrer nicht belästigte, drehte er das Seitenfenster herunter und blies seine Wolken da hinaus.
    Nun war er hier, in dieser 3,1-Millionen-Einwohner-Stadt, die am Fuß des Elbrusgebirges liegt, dessen Gipfel zu jeder Jahreszeit schneebedeckt ist.
    Es war keine Geschäftsreise. Es war aber auch keine Vergnügungsreise, die Vladek Rodensky hierher geführt hatte. Es war das Wissen um den geflügelten Stier, das ihn von zu Hause fortgetrieben hatte. Vor etwa einer Woche hatte er mit Freunden zusammen gesessen. Jeder hatte von seinen Abenteuern erzählt, die er im Ausland erlebt hatte.
    Weber hatte von Italien gesprochen und von seiner wüsten Schlägerei mit einem Trickdieb.
    Zauner hatte grinsend von Bangkok und seinen reizenden Masseusen berichtet.
    Spanring war in Colombo bei einer Nutte sein ganzes Geld losgeworden.
    Und als die Reihe an Rodensky war, zu erzählen, sprach er von seinem Abenteuer in der Serengeti, das er sein Leben lang nicht vergessen würde. Ein Kampf mit einem Dämon namens Ngassa war es gewesen – auf Leben und Tod.
    »Nun hört euch den Märchenonkel an!« riefen Rodenskys Freunde lachend. »Er denkt, er muß uns mit seiner Geschichte alle übertrumpfen.«
    Vladek hatte mitleidig gelächelt. »Ich nehme es euch nicht übel, daß ihr mir nicht glaubt. Trotzdem bleibt die Tatsache bestehen, daß es Dämonen auf unserer Welt gibt. In vielerlei Gestalt, und sie sind nicht immer leicht zu erkennen. Manchmal bemächtigen sie sich des Körpers eines Menschen. Sie nisten sich in seinem Gehirn ein und bestimmen von diesem Moment an dessen Handlungsweisen.«
    Spanring grinste. Er stieß den Freund mit dem Ellenbogen an und brummte: »Du bist wohl heimlich so etwas wie ein Hobby-Exorzist geworden, wie?«
    Götzinger, ein schwerer, stattlicher Mann, zog seine Brauen zusammen. Bisher hatte er sich an dem Gespräch nicht beteiligt, doch nun sagte er mit belegter Stimme: »Ich glaube Vladek jedes Wort, das er gesagt hat.«
    »Hahaha, noch so ein Spinner!« rief Weber vergnügt und schlug sich lachend auf die Schenkel.
    »Wer ist mit dem Dämon in der Serengeti fertiggeworden, Vladek?« wollte Zauner wissen. »Etwa du, der harmlose Brillenfabrikant aus Wien?«
    »Ich hätte nicht die geringste Chance gegen
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