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Der Wettlauf zum Suedpol

Der Wettlauf zum Suedpol

Titel: Der Wettlauf zum Suedpol
Autoren: Guido Knopp
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Vorwort
    Es war das letzte große Abenteuer im Zeitalter der Entdeckungen, das 400 Jahre zuvor mit dem Aufbruch Europas ins Unbekannte begonnen hatte: Die Reise zum – im wahrsten Sinne des Wortes – letzten weißen Fleck, den der unbändige menschliche Forschergeist zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch unberührt gelassen hatte. Ein gefährlicher Marsch von mehr als 3000 Kilometern durch Schnee und Eis der Antarktis. Und ein dramatischer Wettlauf zum Ende der Welt. Denn der Engländer Robert Falcon Scott und der Norweger Roald Amundsen hatten beide denselben Traum: Sie wollten für ihr Land den Südpol erobern. Für dieses Ziel waren sie bereit, ihr Leben aufs Spiel zu setzen.
    Es waren zwei Männer, wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten. Scott, der britische Marineoffizier, mehr durch Zufall zum Polarforscher geworden, der im ewigen Eis auf moderne Technik und menschliche Leidensfähigkeit setzte, und Amundsen, der »letzte Wikinger«, der Pelzkleidung trug und bei kanadischen Inuit den Gebrauch von Schlittenhunden gelernt hatte.
    Amundsen hatte eigentlich als erster Mensch zum Nordpol gelangen wollen. Doch als gleich zwei amerikanische Forscher unabhängig voneinander vorgaben, diesen Pol bereits vor ihm erreicht zu haben, nahm der eigenwillige Abenteurer Kurs nach Süden. Erst kurz vor dem Aufbruch teilte er seiner Mannschaft das neue Ziel mit. Seinen Konkurrenten Scott informierte er per Telegramm. Der ließ sich nicht auf den von Amundsen angezettelten Wettlauf ein – und sollte dies bitter bereuen.
    Denn der Norweger organisierte seine Expedition strategisch auf das Genaueste. Er wählte einen völlig unerforschten Weg von der Küste zum Pol: rund 120 Kilometer kürzer als Scotts Route. Auf jedem Breitengrad
errichtete er Depots mit Nahrungsmitteln und Brennstoff, die gesamte Strecke wurde sorgfältig markiert. Während die Norweger mit ihren Hundeschlitten manchmal Entfernungen von mehr als 50 Kilometern täglich bewältigten, kam Scott mit seinen mitgebrachten Ponys und Motorschlitten nur mühsam voran. Als die Motoren bald ihren Geist aufgaben und die Ponys vor Erschöpfung nicht mehr weiterkonnten, mussten die Männer ihre schweren Schlitten selber hinauf auf das 3000 Meter hoch gelegene Polarplateau ziehen.
    Hundert Jahre nach dem historischen Wettlauf haben ZDF und ORF die dramatische Expedition in der Antarktis nachgezeichnet. Zwei Teams aus Deutschland und Österreich traten gegeneinander an – angeführt von TV-Moderator Markus Lanz und Musiker Joey Kelly sowie Skilegende Hermann Maier und Radiomoderator Tom Walek. Wie wurden sie mit den Strapazen einer Antarktisexpedition fertig? Bei minus 40 Grad Kälte und trockener Luft, in der Höhenluft des Polarplateaus und bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern sehen sich auch modern ausgestattete Teams mit einer harten Probe konfrontiert. Nicht nur körperliche, auch mentale Stärke ist gefragt. Man ist der, der man wirklich ist. Und wie vor hundert Jahren kann es auch heute nur einen Gewinner geben.
    Damals erreichten nach zahlreichen Entbehrungen sowohl Scott als auch Amundsen mit ihren Männern den Pol. Und während der eine als strahlender Sieger des Wettlaufs das Feld verließ, wurde der andere zum tragischen Helden einer ganzen Generation. Wie es dazu kam – davon erzählt dieses Buch.

Der weiße Kontinent
    Als der britische Dreimaster Terra Nova am späten Abend des 12. Oktober 1910 vor dem Hafen von Melbourne den Anker setzte, wurde das Schiff mitten im australischen Frühling von kaltem und stürmischem Wetter empfangen – ganz so, als würden die eisigen Weiten der Antarktis schon frostklirrende Grüße nach Norden senden. War es ein gutes oder ein schlechtes Omen? Längst kreisten alle Gedanken der Männer an Bord um den weißen Kontinent. Nichts weniger als die endgültige Eroberung der Antarktis war das Ziel der Reise. »Das Hauptziel der Expedition besteht darin, den Südpol zu erreichen und sicherzustellen, dass die Ehre dieser Leistung dem britischen Empire zufällt«, hatte Robert Falcon Scott, der Kapitän der Terra Nova und Leiter der Expedition, bei der Vorstellung seiner Pläne im Herbst 1909 in London öffentlich verkündet. Dass ihm als Briten und Offizier der Royal Navy die Ehre dieser Heldentat gebührte, galt für ihn als ausgemachte Sache: Schließlich waren es seine Landsleute, die seit dem 18. Jahrhundert die Entdeckung des weißen Kontinents vorangetrieben hatten. Auch er selbst hatte schon einmal
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