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Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)

Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)

Titel: Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
Autoren: Bronwyn Parry
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    E r hätte nicht zurückkommen sollen. Als er sich der Kurve näherte, in der vor einer halben Ewigkeit alles zerbrochen war, schlossen Gils Hände sich fester ums Lenkrad.
    Einen kurzen Moment nahm er den Fuß vom Gas und dachte daran umzukehren, durch die Nacht und den Regen zurück nach Sydney zu fahren, nur fort von der Vergangenheit, weit, weit fort. Es war ein böses Vorzeichen gewesen, dass der direkte Weg nach Dungirri wegen Überflutung gesperrt war. So musste er einen weiten Bogen über Birraga fahren, um schließlich nach einem zweistündigen Umweg von Westen her nach Dungirri zu kommen, vorbei an der Stelle, an der der eine Albtraum geendet und ein neuer begonnen hatte.
    Dicht standen die hohen Eukalypten am Straßenrand, geisterhaft leuchteten die weißen Stämme im Scheinwerferlicht auf, fingergleich reckten sich krumme Zweige bedrohlich wie die Erinnerung.
    Er biss die Zähne zusammen. Er durfte sich jetzt nicht von Erinnerungen irre machen lassen. Er würde nach Dungirri fahren, tun, was zu tun war, und verschwinden.
    Langsamer fuhr er in die Kurve, vorsichtig, und stieß die angehaltene Luft aus, als er sah, dass die Straße frei war. Heute war kein Känguru hier. Neben der Straße war es so finster, dass der unheimliche Umriss des Baums kaum zu erahnen war, doch vor seinem inneren Auge sah er überdeutlich das Bild aus anderen Tagen. Unbeweglich stand der Baum, dessen herabhängende Äste über das Dach des Autos kratzten, das an ihm zerschellt war, und surreal zerschnitten die zuckenden Lichter der Rettungswagen die ehedem friedliche Nacht. Wieder holte ihn die Erinnerung an den Geruchscocktail aus Blut, Benzin, Eukalyptus und Alkohol ein, der sich ihm für immer eingebrannt hatte, und es wollte ihm den Magen umdrehen.
    Starr blickte er nach vorn, entschlossen, die Gedanken so unbeirrbar auf die Straße zu richten wie den Blick. Noch zwanzig Kilometer. Schlimmstenfalls fünfzehn Minuten, vorausgesetzt, der Regen wurde nicht wieder schlimmer.
    Von Regen und Blitzen umzuckt ragte zu seiner Linken Ghost Hill auf, ätherisch wie sein Name, und in sanftem Bogen führte die Straße an ihm vorbei. Am Ausgang der lang gestreckten Kurve stand ein Wagen und schaltete das blau-rote Blinklicht ein. Gil warf einen kurzen Blick auf den Tacho und fluchte. Das hatte ja so kommen müssen– sieben Kilometer zu schnell und schon stand die Polizei von Dungirri mit einem eigenen Begrüßungskomitee für ihn parat. Hätte es irgendeiner Bestätigung bedurft, dass es ein katastrophaler Fehler gewesen war zurückzukehren, hier war sie.
    Der Polizist stand mit reflektierender Regenjacke mitten auf der Straße und forderte ihn mit der Taschenlampe zum Anhalten auf. Er kurbelte das Fenster herunter, blickte aber starr nach vorn und ermahnte sich, keinesfalls auf den triumphierenden Blick des alten Sergeants zu reagieren, sobald der ihn erkannte.
    Als dann eine Frauenstimme sagte: » Tut mir leid, Sie anzuhalten, Sir. Ich dachte, Sie wären von hier. Sie hatten nicht zufällig vor, einen Zwischenstopp in Dungirri einzulegen? « , riss es ihm den Kopf zur Seite.
    » Doch « , entgegnete er bedächtig und fahndete nach Sarkasmus in ihrem Ton. Sie leuchtete kurz ins Wageninnere und richtete die Taschenlampe dann zur Seite, sodass sie ihm nicht direkt ins Gesicht schien, aber doch etwas Licht spendete. Unter der triefenden Hutkrempe blitzten lebhafte blaue Augen und einige Strähnen rotes Haar hervor, die ihr Gesicht umspielten. Es war kein bekanntes Gesicht, was ihn eigentlich nicht hätte verwundern dürfen, so lange wie er fort gewesen war.
    » Ah, das ist gut. Ob Sie mir wohl einen Gefallen tun würden? Wenn Sie einfach jemanden bitten, meinem Constable auszurichten, dass ich mit dem Streifenwagen hier im Morast feststecke. Es spielt keine Rolle, wen Sie fragen– sie kennen ihn alle. «
    Er glotzte sie an und bemühte sich, aus dieser überraschenden Bitte schlau zu werden. » Sie können gern mein Handy nehmen. «
    Sie lächelte ihn auf eine Weise offen und freundlich an, wie er es von einem Gesetzeshüter nicht gewohnt war. » Wenn das hier draußen funktioniert, dann vollbringt Ihr Netzbetreiber Wunder. Das ist ein notorisches Funkloch; zwischen uns und den Sendemasten steht Ghost Hill und legt Handynetze und Polizeifunk komplett lahm. Deshalb habe ich Sie angehalten. «
    Er schaute kurz auf sein Handy in der Halterung auf dem Armaturenbrett. In der Tat, kein Netz.
    » Ich kann Sie in den Ort mitnehmen. « Zum Teufel,
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