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Im Sog der Gefahr

Im Sog der Gefahr

Titel: Im Sog der Gefahr
Autoren: Toni Anderson
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Zunge.
    Nach und nach beruhigte sich ihr Herzschlag wieder. Sie würde es überstehen.
    Das Opfer war wichtiger als ihr eigener verletzter Stolz.
    Unten im Wrack hatte sie ihr Glück ziemlich herausgefordert. Am Ende war Carver wütend auf sie gewesen, aber sie hatte bekommen, was sie wollte, und keiner von ihnen war gestorben, obwohl sie sich fast an ihrer Zunge verschluckt hatte, als dieser verdammte Augapfel auf sie zugetrieben war. Menschliche Augen schrumpften im Salzwasser. Der Professor, mit dem sie an der Simon-Fraser-Universität zusammengearbeitet hatte, würde sich sehr für die Tatsache interessieren, dass er sich gelöst hatte.
    Sie tastete nach dem Reißverschluss auf ihrem Rücken und öffnete ihn. Sich aus der Halsmanschette zu schälen war, als wollte sie eine Schildkröte aus ihrem Panzer pulen, aber endlich bekam sie das Neopren über den Kopf. Als es ihr ein Büschel Haare herausriss, fluchte sie leise.
    Ein kleines Schlauchboot brauste auf sie zu. Es wurde von Staff Sergeant Furlong gesteuert und hielt nur wenige Augenblicke später neben dem Boot des Meereskundelabors an.
    »Haben wir jetzt einen Mord oder nicht?«, rief er ihr über Kielwasser und Motorenlärm zu.
    »Das Messer in seinem Herzen spricht stark dafür, Sir.« Sie hielt ihre Mimik strikt unter Kontrolle, um keine Gefühle preiszugeben. »Geben Sie mir fünf Minuten, dann ziehe ich mir etwas an und bringe alle auf den neusten Stand.«
    Eine unbehagliche Pause entstand. »Wie geht’s dir, Holly? Ich hörte, du bist bei deinem letzten Einsatz verletzt worden?«
    »Nur ein Kratzer. Mir geht’s gut, Sir.« Sie griff nach einem Handtuch und trocknete sich die Haare ab. »Wie geht’s Penny und dem Baby?«, fragte sie leichthin.
    »Fantastisch.« Seine Zähne blitzten auf, als sein Blick auf diese vertraute Art über ihren Körper glitt. In ihrer Magengegend brodelte Übelkeit. »Du warst schnell hier.«
    »Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Mein Vater und ich wollten unseren jährlichen Urlaub machen, bevor ich die neue Stelle in Victoria antrete. Wir haben einen Gerätetauchkurs in der Nähe von Tofino belegt, und als ich von dem Fall erfuhr, haben wir die Reise abgebrochen.« Sie biss die Zähne zusammen.
    Er presste die Lippen aufeinander. »Das ist dein erster Fall als leitende Ermittlerin, oder?«
    »Ja, Sir.«
Bloß kein Leistungsdruck.
Sie griff sich in die triefnassen Haare. »Ich muss mich abtrocknen, bevor ich auskühle.« Sie hob das Beweismittelglas auf und drückte es ihm in die Hand, wobei sie darauf achtete, ihn nicht direkt zu berühren. »Darf ich vorstellen: das Opfer. Zumindest ein Teil von ihm.«
    »Verstehe.« Er runzelte die Stirn, Falten überzogen seine braun gebrannte Haut. »Wird das hier ein Problem? Mit uns?«
    Sie lachte und war erfreut darüber, wie es klang: perlend und leicht statt wütend und hässlich. »Es gibt kein ›uns‹, also gibt es auch kein Problem, Sir.«
    Er nickte, und im gleichen Moment ließ sie ein Platschen am Heck des Boots zusammenfahren. Finn Carver stemmte sich auf die Tauchplattform und schälte sich aus seiner Montur. Wie lange war er schon dort? Was hatte er gehört?
    Staff Sergeant Furlong nickte ihr zu. »Ich erwarte Sie in dreißig Minuten drüben auf dem Schiff. Die Küstenwache stellt uns dort Räumlichkeiten zur Verfügung, damit wir mit den Vorarbeiten anfangen können.«
    Sie richtete sich kerzengerade auf. »Ja, Sir«, sagte sie knapp. Und dann war er fort.
    Stille hing in der Luft. Der blaue Himmel und das sanfte Schlagen der Wellen gegen den Schiffsrumpf schienen nicht zu ihrer Stimmung zu passen, aber ein Orkan wäre ihr auch nicht lieber gewesen. »Danke, dass Sie mir das Wrack gezeigt haben, Mr Carver. Ich kann verstehen, warum Sie nicht gerade scharf darauf waren.«
    Ein sexy Grübchen erschien auf seiner Wange, während er sich völlig unbefangen bis auf die Badeshorts auszog. »Nennen Sie mich Finn.«
    »Finn.« Sie konnte vorhin nicht richtig hingesehen haben, wenn ihr die sagenhafte Beschaffenheit seiner ausgeprägten Muskeln nicht aufgefallen war. Vor ihr stand ein Mann auf dem Höhepunkt seiner körperlichen Fitness und mit einer überragenden Beobachtungsgabe. Er bemerkte ihren Blick.
    »Suchen Sie mich nach Waffen ab?« Er hob eine seiner Wikinger-Augenbrauen.
    Ein wenig verunsicherte sie die Vorstellung, ihn abzutasten – in welcher Funktion auch immer. Besonders, nachdem sie gerade mit
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