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Im Profil des Todes

Im Profil des Todes

Titel: Im Profil des Todes
Autoren: Iris Johansen
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Kapitel 1

    TALLADEGA FALLS,
    GEORGIA 20. JANUAR
    6 UHR 35

    Das Skelett hatte schon lange in der Erde gelegen. Joe Quinn hatte genügend Erfahrung, um das zu erkennen.
    Aber wie lange?
    Er wandte sich zu Sheriff Bosworth. »Wer hat es
    gefunden?«
    »Zwei Wanderer. Sie sind gestern am späten Abend
    darüber gestolpert. Die starken Regenfälle der letzten Tage haben die Erde ausgewaschen und das Skelett
    freigelegt. Der halbe Berg ist durch das verdammte Unwetter ins Rutschen gekommen. Alles ist
    weggespült worden.« Er sah Joe stirnrunzelnd an. »Sie müssen ja wie der Blitz von Atlanta hergekommen
    sein, sobald Sie davon erfahren haben. «
    » Stimmt. «
    »Glauben Sie, das hier hat mit einem Fall der
    Krimanalpolizei Atlanta zu tun? «
    »Vielleicht.« Er dachte nach. »Nein. Das hier war ein Erwachsener. «
    » Sie suchen ein Kind? «
    »Ja.« Jeden Tag, jede Nacht. Immerzu. Er zuckte die Achseln. »Aus dem ersten Bericht ging nicht hervor, ob es sich um einen Erwachsenen oder ein Kind handelt.«
    Bosworth blickte ihn wütend an. »Tatsächlich? Ich muss sonst nie solche Berichte schreiben. Bei uns gibt es kaum Verbrechen. Wir sind hier nicht in Atlanta. «
    »Immerhin kennen Sie sich so gut aus, dass Sie im Brustkorb eines Skeletts Stichwunden feststellen
    können. Allerdings gebe ich Ihnen Recht, dass wir ganz unterschiedliche Probleme haben. Wie viele
    Menschen leben hier?«
    »Kommen Sie mir nicht so überheblich, Quinn. Wir
    haben hier eine schlagkräftige Polizeitruppe. Wir brauchen keine Cops aus der Stadt, die sich in unsere Zuständigkeiten einmischen. «
    Er hatte einen Fehler begangen, dachte Joe müde. Er hatte fast vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen, aber das war keine Entschuldigung. Es war immer ein Fehler, die Polizisten vor Ort zu kritisieren, selbst wenn die kein Blatt vor den Mund nahmen. Bosworth war
    sicherlich ein guter Polizist und er war freundlich gewesen, bis Joe sich abfällig über seine Arbeitsweise geäußert hatte. »Tut mir Leid. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
    »Sind Sie aber. Sie wissen nichts über unsere Probleme. Haben Sie eine Ahnung, wie viele Touristen jedes Jahr hierher kommen? Und wie viele von denen sich hier in den Bergen verirren oder verunglücken? Wir haben vielleicht keine Mörder und Drogendealer, aber wir kümmern uns um jeden Einzelnen unserer Bürger, und nicht nur um die Grünschnäbel aus Atlanta, die in unseren Naturparks zelten, in Schluchten fallen und überall Müll ... «
    »Okay, okay.« Joe hob die Hand. »Ich sagte, es tut mir Leid. Ich wollte Ihre Probleme nicht herunterspielen.
    Wahrscheinlich bin ich bloß neidisch.« Er ließ den Blick über die Berge und die Wasserfälle schweifen. Obwohl Bosworths Leute überall herumkletterten, das Gelände markierten und durchkämmten, bot sich ihm immer
    noch ein unglaublich schöner Anblick. »Ich würde gern hier leben. Es muss wunderschön sein, jeden Morgen in dieser friedlichen Landschaft aufzuwachen.«
    Bosworth war ein wenig besänftigt. »Das hier ist
    Gottes Land. Die Indianer haben die Wasserfälle >Ort des fallenden Mondlichts< genannt.« Er setzte ein verdrießliches Gesicht auf. »Und hier gibt's
    normalerweise keine Skelette. Das muss einer von
    euch gewesen sein. Die Menschen bei uns bringen
    sich nicht gegenseitig um und verscharren Leichen im Erdboden. «
    »Kann sein. Wäre ein ziemlich weiter Transportweg.
    Allerdings kann es in dieser Wildnis ewig dauern, bis eine Leiche entdeckt wird. «
    Bosworth nickte. »Wenn diese Regenfälle und der
    Erdrutsch nicht gewesen wären, hätten wir sie
    wahrscheinlich in den nächsten zwanzig, dreißig
    Jahren nicht gefunden.«
    »Wer weiß, vielleicht liegt sie ja schon so lange da. Ich mach jetzt mal den Weg frei. Ich nehme an, Ihr Gerichtsmediziner wird an das Skelett heranwollen, um es zu untersuchen.«
    »Wir haben hier einen Leichenbeschauer. Er ist der örtliche Bestatter. « Schnell fügte Bosworth hinzu:
    »Aber Pauley ist immer bereit, um Hilfe zu bitten, wenn er sie braucht.«
    »Er wird sie brauchen. An Ihrer Stelle würde ich eine offizielle Anfrage an unsere Gerichtsmediziner richten.
    Die sind in der Regel sehr kooperativ.«
    »Könnten Sie das für uns erledigen?«
    »Das geht nicht. Ich kann gern ein Wort für Sie
    einlegen, aber ich bin nicht in offiziellem Auftrag hier.«
    Bosworth runzelte die Stirn. »Das haben Sie nicht erwähnt. Sie haben einfach Ihre Dienstmarke gezückt und angefangen, mir Fragen zu stellen.«
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