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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät
Autoren: Jan Guillou
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Kalifornien im Koma. Er kann es also nicht gewesen sein. Kannst du noch folgen?«
    »Ja, das ist vielleicht ein Ding«, schnaufte Sir Geoffrey, riß sein weißes Taschentuch aus der Brusttasche und betupfte sich das Gesicht. »Wir werden es wohl schaffen, es glaubhaft aussehen zu lassen. Tony Gianelli ist schließlich der offizielle Scheidungsgrund. Wann soll man sie finden? Was meinst du?«
    »Morgen. Du kannst ja mit deinem guten Freund sprechen, dem Wohnungsinhaber Sir Anthony Harding. Ich nehme an, daß du ihn gebeten hast, sich eine Zeitlang aus dem Staub zu machen?«
    »Selbstredend. Also er soll sie finden. Warum gerade er? Das ist so schrecklich peinlich, du weißt schon.«
    »Weil es passend wäre, wenn man sie morgen findet, am Tag vor der sensationellen Enthüllung in News of the World . Diese Layouts sollte man übrigens nicht in der Wohnung finden, ich meine, nicht in der jetzigen Version mit deinen und meinen Fingerabdrücken darauf.«
    »Um Gottes willen«, stöhnte Sir Geoffrey. »Aber warum muß gerade Anthony…?«
    »Wer sonst sollte an einem Sonnabend hier etwas zu tun haben? Eine Putzfrau vielleicht? Sir Anthony, bei dem wir wohl voraussetzen dürfen, daß er ein über jeden Verdacht erhabener Bürger ist, könnte vielleicht eine Putzfrau anrufen und sie bitten, die Wohnung aufzuräumen und sauber zu machen, da er am Sonntag Gäste erwartet, etwas in der Richtung.«
    »Das ist eine glänzende Idee! Dann bleibt ihm sozusagen erspart… ja, du verstehst schon?«
    »Eben«, sagte Carl müde. Er räumte die Gegenstände aus Tatjana Simonescus Handtasche so ein, wie sie wahrscheinlich darin gelegen hatten. Dann warf er die Tasche auf den Fußboden, und breitete die Arme aus.
    »Fertig? Wollen wir gehen?« fragte er.
    »Eins mußt du mir noch sagen«, sagte Sir Geoffrey gequält.
    »Warum?«
    »Sehr einfach«, sagte Carl düster. »Als du vorhin reinkamst, hast du mich mit meinem Namen angeredet. Sie wußte, wer ich bin. Wenn sie lebend wieder zu Zentral in Moskau zurückgekehrt wäre, hätte unsere Quelle sterben müssen. Unter diesen Umständen war es für mich eine einfache Wahl. Können wir jetzt gehen?«
    Sie gingen zur Tür. Carl sah sich nicht noch einmal um. Sir Geoffrey konnte jedoch den Impuls nicht bekämpfen, sich umzudrehen und die tote Frau ein letztes Mal zu betrachten. Langsam und leise gingen sie die Treppen hinunter. Es regnete immer noch. Sir Geoffrey spannte den Regenschirm für den kurzen Weg auf, als wäre es eine genetisch bedingte Reflexhandlung. Sie gelangten in die Wohnung, ohne gesehen zu werden. Die SAS-Leute waren gerade dabei, die Räume mit großer Geschwindigkeit wieder in den Urzustand zurückzuversetzen. Es waren nur noch wenige Männer da.
    Carl trat an das Fenster, an dem die letzten optischen Instrumente gerade abmontiert wurden. Luigi stand da und starrte auf die zugezogenen Vorhänge auf der anderen Seite. Als Carl sich neben ihn stellte, sahen sie, wie der Umzugslaster unten auf der Straße knirschend im ersten Gang losfuhr und dann in gemächlichem Tempo verschwand.
    »Ist sie jetzt tot? Ist sie wirklich tot?« fragte Luigi leise und tonlos.
    Carl fand nicht die Zeit zu antworten. Leutnant Sykes-Johnson kam ihm zuvor.
    »Sir!« brüllte er. »Sonderabteilung Beta des SAS macht sich jetzt bereit abzuziehen, Sir!«
    »Es ist gut, Leutnant, rührt euch!« befahl Carl ernst.
    »Vielen Dank, Sir. Es ist ein Vergnügen gewesen, mit so kompetenten Kollegen zusammenzuarbeiten. Ich hoffe, wir haben irgendwann Gelegenheit, es zu wiederholen, wenn ich so aufdringlich sein darf, Sir!«
    »Das hoffe ich auch, Leutnant«, erwiderte Carl in einer Lautstärke, die beträchtlich über seiner normalen lag. »Es ist mir eine Ehre gewesen, den berühmten SAS kennenzulernen. Weidmannsheil, Leutnant!«
    »Danke, Sir!« brüllte Leutnant Sykes-Johnson, stampfte ein paarmal mit den Füßen auf, machte eine Kehrtwendung und verschwand.
    Carl und Luigi sahen ihm verblüfft nach.
    »Merkwürdige Menschen«, überlegte Luigi laut.
    »Ja«, sagte Carl, »aus denen werden wir wohl nie richtig schlau werden. Hast du dein Handy noch bei dir?«
    Luigi nickte und reichte ihm das Telefon. Carl wählte eine Nummer und wartete.
    »Hallo, mein Liebling«, sagte er, als abgenommen wurde.
    »Ich wollte dir nur sagen, daß alles glatter gegangen ist, als wir glaubten. Morgen kommen wir nach Hause. Einen Augenblick, du kannst auch schnell mit Luigi sprechen.«
    Carl reichte Luigi das Handy. Dieser sah
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