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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät
Autoren: Jan Guillou
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Weise eine unangreifbare Lady geworden. Nebenbei hast du dich noch mit dem Chef der Marine vergnügt. Fabelhaft. Hast du etwas aus ihm herausbekommen?«
    »O ja«, erklärte die Kollegin mit einem selbstsicheren Lächeln. »Doch du dürftest kaum befugt sein, so etwas zu erfahren. Und was deine Frage nach der Dummheit der Männer angeht, kann ich sagen, daß sie ganz und gar nicht so dumm sind, wie man glauben könnte. Sie sind noch weit dümmer, je älter und machtgieriger sie werden.«
    »Das wird für den jungen Tony Gianelli ein Trost sein«, murmelte Carl. »Er war nicht der einzige, sondern nur ein Hering in einem großen Schwärm.«
    »Bei ihm war es ein bißchen anders«, sagte sie mit einem plötzlichen Anflug von Melancholie im Gesicht. »Zunächst war es eine reine Privatsache. Dann entdeckte ich zu meinem Kummer, daß er leider ein geeigneter Selbstmordkandidat war. Ja, inzwischen wißt ihr sicher, worauf das Ganze hinauslief?«
    »Ja«, bestätigte Carl. »Das wissen wir. Du hast also zu deinem Kummer entdeckt, daß er in seinem Job so gut war, daß das kleine Vergnügen ein abruptes Ende nehmen mußte?« fuhr er sarkastisch fort.
    Sie fand nicht mehr die Zeit zu antworten, da Sir Geoffrey das Zimmer betrat. Er war sichtlich peinlich berührt und gehetzt. Carl erhielt Handschellen und fesselte Tatjana Simonescu die Hände auf dem Rücken. Er erklärte Sir Geoffrey die Situation. Dieser lauschte Tatjana Simonescus Darstellung, die er nur gelegentlich durch ein Kopfnicken oder ein Grunzen unterbrach, während er zerstreut in dem Artikel blätterte. Zu Carls Entrüstung hatte Tatjana Simonescu für ihre Lebensversicherung 200 000 Pfund Honorar erhalten.
    Plötzlich ging Carl auf, welches Selbstmordmotiv Luigi gehabt hätte. Am Sonntag würde sich herausstellen, daß der junge Liebhaber allen Anlaß hatte, sich grausam getäuscht zu fühlen. Er würde sich in seiner Verzweiflung in die Themse stürzen. Auf diese Weise hätte sie mindestens drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
    »Also, Carl«, sagte Sir Geoffrey schließlich. »Wie wenig ich diesen Menschen auch mag, aber ihre Darstellung ist vollkommen logisch. Wir dürfen ihr kein Haar krümmen. Und sie kann nicht herumlaufen und über ihren wirklichen Hintergrund plappern. Da sind beide Parteien also gebunden.«
    »Nun ja«, sagte Carl. »Du bist hier auf heimischen Boden, du hast die Verantwortung. Dann sind wir wohl fast fertig?«
    »Carl«, sagte Tatjana Simonescu nachdenklich. »Jetzt verstehe ich, wer du bist. Ich habe die Ehre, Admiral Carl Hamilton persönlich kennenzulernen, den Schweden, der in unserer Branche so einzigartig ist, daß man sein Bild in allen Zeitungen der Welt findet.«
    »Mm«, bemerkte Carl desinteressiert. »Das ist möglich. Sag mal, Geoff, könntest du mir einen letzten Dienst erweisen?«
    »Selbstverständlich, alter… ehm, Freund, natürlich. Sag nur, was es ist«, erwiderte Sir Geoffrey gezwungen freundlich.
    »Ich müßte ungefähr zehn Minuten mit unserer lieben Lady allein gelassen werden. Es gibt da einiges, was wir unter vier Augen besprechen müssen, sie und ich. Ich nehme doch an, daß das in Ordnung ist?«
    »Natürlich«, sagte Sir Geoffrey. Er stand auf und verbeugte sich mit automatischer Höflichkeit vor der Dame im Zimmer. Dann fiel ihm ein, daß diese Dame keine war. Er lächelte verlegen und ging.
    Carl stand gemächlich auf und zog die Gardinen zu. Damit hatte er das interessierte Publikum auf der anderen Straßenseite ausgesperrt. Dann ging er in die Mitte des Raumes und streckte die Arme nach dem massiven Kronleuchter aus Bronze aus. Er bekam einen der Arme zu fassen und hängte sich prüfend daran. Er nickte zufrieden. Aus dem Gerümpel, das er aus dem Nebenzimmer mitgebracht hatte, zog er ein großes Heftpflaster heraus. Damit verklebte er Tatjana Simonescu mit einigen schnellen Bewegungen den Mund.
    Er holte einen Stuhl, den er prüfend unter den Kronleuchter stellte und maß den Abstand mit den Augen.
    »Leider kann ich für dich keinen schnellen und schmerzfreien Tod arrangieren. Du hast selbst eingehend erklärt, warum nicht«, sagte er melancholisch. Er legte ihr das Ende einer Wäscheleine aus Kunststoff um den Hals, machte eine Schlaufe und schleifte die Frau, die wild um sich trat, zappelte und unter dem Knebel schrie, zur Lampe, hievte sie am Hals hoch, so daß sie auf dem hübschen blauen Perserteppich auf den Zehenspitzen stehen mußte. Die Lampe schwankte besorgniserregend, und Carl
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