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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät
Autoren: Jan Guillou
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eine Zeitlang mit einflußreichen Freunden, um zu erkunden, auf welchem offiziellen Weg er die Anerkennung Ihrer Majestät für Tapferkeit im Feld entgegennehmen konnte. Eine Weile glaubte er sogar an das Victoria-Kreuz. Doch diese Hoffnung erwies sich als Sackgasse in einem Gestrüpp von Vorschriften, die sich zu Ungunsten Sir Geoffreys hätten auswirken können. Schließlich war ein ausländischer Offizier operativer Chef des entscheidenden Einsatzes gewesen. Einem Ausländer war das Victoria-Kreuz noch nie zuerkannt worden. Vor allem aber war die begehrteste Medaille Großbritanniens ausdrücklich für Kampfeinsätze vorgesehen. Schlimmstenfalls hätte dieses Vorhaben damit enden können, daß die beiden Schweden das Victoria-Kreuz erhielten und Sir Geoffrey nicht.
    Neue Sondierungen und Beratungen führten zu einer günstigeren Lösung von Sir Geoffreys Problem. Ergebnis war die zweitbeste Medaille, ein Distinguished Service Order. Wer damit ausgezeichnet worden ist, darf die Abkürzung DSO lebenslang hinter dem Namen tragen.
    Nachdem die Angelegenheit ausgekungelt worden war, erhielten Sir Geoffrey und Carl den DSO, während für Luigi etwas anderes gefunden werden mußte. Sein militärischer Dienstgrad war zu niedrig für diese Ehrung. Er erhielt das MC, das Military Cross.
    An und für sich war das keine Katastrophe. Im Gegenteil, man konnte sich auch dafür entscheiden, das Ereignis mit Humor zu nehmen, wie Carl es anfänglich tat. Er schüttelte mitleidig den Kopf, als ein vor Stolz geradezu platzender Sir Geoffrey anrief, um ihm den großen Triumph mitzuteilen. Oder man konnte die Nachricht einfach nur mit Stolz entgegennehmen, wie Luigi es tat. Jedenfalls war es keine große Sache, wie Amerikaner gesagt hätten, Briten aber kaum.
    Sir Geoffrey hätte mit seinem Sinn für Untertreibungen hinzufügen können, daß da nur noch eine Kleinigkeit sei.
    Seine Eitelkeit verbot ihm, dafür zu sorgen, daß er und Carl den Dinstinguished Service Order unter Ausschluß der Öffentlichkeit erhielten. Es war üblich, daß eine solche Meldung veröffentlicht wurde. In diesem Punkt war Sir Geoffrey sehr korrekt und förmlich. Da die Verleihung des DSO normalerweise publiziert werde, müsse es auch jetzt geschehen.
    In Schweden erregte es nur mäßiges Aufsehen, daß Admiral Carl Hamilton jetzt aus unbekanntem Anlaß eine englische Auszeichnung erhalten hatte. Schließlich ließ sich nicht einmal über den Grund spekulieren.
    In Moskau dagegen konnte man das sehr wohl. Der militärische Nachrichtendienst der Russen hatte in London immerhin eine umfassende Niederlage erlitten, die wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen war. Eine ganze Gruppe von Spezialisten war mit einem einzigen Schlag ausgelöscht worden. Die Chefin des Trupps war die einzige, die nicht einfach spurlos verschwunden, sondern in einer widerlich erniedrigenden Stellung aufgefunden worden war.
    Bei Zentral ging man zunächst davon aus, daß die Niederlage irgendwie mit den Scheidungsproblemen der Gruppenchefin zu tun haben mußte. Vielleicht war sie aus ganz trivialen Gründen beschattet worden, die nur mit ihrer Untreue in Zusammenhang standen. Somit wären die Briten durch pures Glück über etwas bedeutend Wichtigeres gestolpert als Major Simonescus Affären mit verschiedenen Männern. Dann wäre die Operation aus reinem Zufall enthüllt worden. Derlei geschieht ständig. Die unbekannte Geschichte der Spionage ist voller katastrophaler Zufälle, ebenso die bekannte. Damit hätte man die Sache auf sich beruhen lassen können.
    Doch als die Briten bekanntgaben, der Chef der britischen raswedka, MI 6, habe die zweithöchste Auszeichnung des Landes für Militärs erhalten, und zwar gleichzeitig mit einem bestimmten schwedischen Kollegen, fiel es den Russen nicht schwer, zwei und zwei zusammenzuzählen.
    Carl erfuhr es durch eine Notiz in der russischen Militärzeitschrift Krasnaja Swesda. In der restlichen Welt wurde die Nachricht nicht veröffentlicht. Schließlich wußte niemand etwas über den Hintergrund:
    Jurij Tschiwartschew, einer der drei höchsten Männer des militärischen Nachrichtendienstes in Rußland und persönlicher Freund des schwedischen Kollegen Carl Hamilton, wurde vor ein Kriegsgericht gestellt. Die Anklage lautete selbstverständlich auf Landesverrat. Wer dessen schuldig befunden wurde, was bei Jurij Tschiwartschew der Fall war, wurde ebenso selbstverständlich mit dem Tode bestraft.

Danksagung
    Mein besonderer Dank gilt:
    Malcolm
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