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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät
Autoren: Jan Guillou
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plötzlich ins Englische wechselte, begriff aber immer noch nicht den Zusammenhang.
    »Hier Einsatzleitung«, hörte Carl Sir Geoffreys Stimme in den kleinen Ohrmuscheln. »Antwort bestätigend. Weitermachen wie geplant.«
    »Wollt ihr es auf eine besondere Weise erledigt haben, oder spielt das keine Rolle?« fragte Carl, während er sein Opfer betrachtete, das jetzt Gefahr zu wittern schien.
    »Nein, sie muß nur aus dem Weg geräumt werden«, erwiderte Sir Geoffrey.
    »Aha. Verstanden, Ende«, sagte Carl und holte tief Luft.
    Dann riß er sich mit einer Handbewegung die Kopfhörer herunter, ging ins Nebenzimmer und suchte einige Drahtseile, Kunststoffseile, Heftpflaster und die Pistole, die Luigi benutzt hatte. Als er zurückkehrte, entdeckte er wie erwartet, daß sie die Situation noch immer nicht erfaßt hatte. Er warf die Ausrüstung mit einer angeekelten Geste von sich, entsicherte die Waffe und ging auf sie zu.
    »Bleiben Sie bitte still sitzen, damit wir hier nicht unnötig alles blutig machen«, sagte er tonlos.
    »Sie können mich nicht töten!« sagte sie leise, aber mit brennender Konzentration, als sie begriff, wie wenig Zeit ihr noch blieb.
    »Und ob ich das kann«, entgegnete Carl müde.
    »Dann stürzt die britische Regierung!« sagte sie verzweifelt.
    »Interessant«, sagte Carl. Er drehte die Pistolenmündung demonstrativ von ihrem Gesicht weg, ging zu seinem Sessel zurück und setzte sich.
    »Haben Sie jetzt bitte die Freundlichkeit, sich zu erklären, und zwar schnell und genau, Major Simonescu«, sagte er freundlich.
    »Es sieht so aus«, sagte sie so kalt und konzentriert, daß Carl beeindruckt war. »In zwei Tagen bringt News of the World eine große Enthüllungsgeschichte. Ich bin die Autorin. Als mein Geliebter wird der Erste Seelord bloßgestellt, Sir Henry Buck, mit Bildern, Briefen und allem, was dazugehört.«
    »Wie lustig«, sagte Carl. »Heißt der Erste Seelord tatsächlich Buck? Was für ein passender Name. Nach dem Verteidigungsminister haben Sie sich also dem Chef der Royal Navy zugewandt, Madame. Verzeihen Sie mir die Frage, aber weshalb sollte die Regierung stürzen, wenn ich Ihrem Leben jetzt ein Ende mache, wie die Sitte es verlangt?«
    »Engländer bist du offenbar auch nicht«, bemerkte sie kumpelhaft und mit einem frechen Lächeln. »Himmel, dein Russisch hörte sich tatsächlich so an, als könntest du aus einer dieser baltischen Republiken stammen. Auf englisch klingst du wie ein Amerikaner.«
    »Das brauchen wir jetzt nicht zu vertiefen. Warum sollte die britische Regierung stürzen, wenn Sie sterben oder verschwinden?«
    »Weil ich von Sonntagmorgen an einen gigantischen neuen Regierungsskandal auslöse. Wenn da auch nur der allerkleinste Verdacht aufkommt, die Regierung hätte mich ermorden lassen, könnte sogar ein Amerikaner den Rest verstehen.«
    Carl schüttelte den Kopf und legte erneut Kopfhörer und Kehlkopfmikrophon an und rief Sir Geoffrey.
    »Wir haben hier ein kleines Problem. Du mußt selbst rüberkommen. Es gibt da etwas, was wir zu dritt diskutieren müssen. Bring ein paar Handschellen mit«, sagte Carl. Er mußte seine Nachricht zweimal wiederholen, bevor Sir Geoffrey äußerst widerwillig nachgab.
    »Wir bekommen jetzt Besuch von einem hohen Tier der Briten. Der Mann kann das hier besser beurteilen als ich«, bemerkte Carl. »Haben Sie etwas, was Ihre Geschichte bestätigt?«
    »Ja«, erwiderte sie mit neuem Optimismus. »Ich habe meine Lebensversicherung bei mir. Es sind einige Blätter, die in meiner Handtasche stecken.«
    Carl stand auf und holte die Handtasche. Er öffnete sie, drehte sie um und kippte den Inhalt auf den braunen Couchtisch. Tatsächlich lagen da einige gefaltete Blätter Papier, die er an sich nahm und auf dem Tisch auseinanderfaltete.
    »Das ist ein Layout des Artikels, der am Sonntag erscheinen soll«, erklärte sie. »Auf dem großen Foto siehst du mich und den Ersten Seelord. Wir kommen gerade aus einem Lokal, und er küßt mich. Die meisten anderen Bilder zeigen seine Liebesbriefe an mich.«
    »Ich muß gestehen, daß sie erfolgreich gewesen sind, Major Simonescu«, sagte Carl mit einem Kopfnicken. »Mata Hari wird sich im Grab umdrehen.«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete Tatjana Simonescu forsch. »Sie ist die Pionierin gewesen.«
    »Sind wir Männer immer so verdreht?« fragte Carl resigniert. Auch er sprach jetzt in einem kollegialen Tonfall. »Du hast dir nicht nur den Verteidigungsminister gegriffen und bist auf diese
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