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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät
Autoren: Jan Guillou
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    Samantha Arnold hatte sich erst selbst erdrosselt, sich anschließend die Hände auf dem Rücken gefesselt und in einem halben Meter Tiefe ertränkt. Die Polizei im Distrikt Thames Valley sah keinerlei Anlaß, ein Verbrechen zu vermuten.
    Tatsächlich könnte man mit einem gewissen Maß an düsterer Ironie sechs Monate Polizeiarbeit so zusammenfassen. Mit dem Ergebnis, es liege ein Selbstmord vor, wenn auch ein Selbstmord, der einzigartige akrobatische Fähigkeiten voraussetzte, wurden die polizeilichen Ermittlungen im Fall Samantha Arnold beendet.
    Dennoch würde in Anbetracht der konkreten Umstände des Todes von Samantha Arnold kein Polizeibeamter der Welt glauben, daß es sich um Selbstmord handelte.
    Es war eine ältere Dame, Marjorie Warren, die bei ihrem Morgenspaziergang mit dem Hund die Leiche am Taplow Lake entdeckte. Die tote Frau lag etwa hundert Meter von der stark befahrenen Autobahn A 4 gut sichtbar da.
    Marjorie Warren ging selbst ins Wasser und zog die Tote an Land. Es gab keinerlei Zweifel, daß es für Rettungsversuche zu spät war. Anschließend begab sich Mrs. Warren mit raschen Schritten zur Polizeistation an der A4, meldete als gute britische Staatsbürgerin ihren Fund und hinterließ Namen und Adresse.
    Die uniformierten Polizeibeamten, die als erste am Fundort erschienen, kamen sofort zu dem Schluß, daß es sich um Mord handelte. Sie sperrten die Umgebung ab und zogen die Kriminalpolizei hinzu.
    Die Kriminalbeamten, die weniger als eine halbe Stunde später erschienen, zogen die gleichen Schlußfolgerungen. Die äußeren Umstände schienen eine sehr deutliche Sprache zu sprechen.
    Die tote Samantha Arnold hatte einen Knebel im Mund. Um ihren Hals lag eine Schlinge. Ihre Beine waren mit einem Elektrokabel zusammengebunden, die Hände auf dem Rücken mit einem blauen Sprungseil gefesselt. Sie trug Blue Jeans, Hemd und Weste sowie hochhackige Schuhe.
    Siebenunddreißig Meter vom Fundort entfernt stand ihr Wagen. Auch das Fahrzeug wies eine Reihe von Anzeichen auf, die auf ein Verbrechen hindeuteten. Der Wagen war offensichtlich durchsucht worden. In einem Umkreis von fünf Metern lagen zahlreiche Papiere und Gegenstände verstreut. Einige Dinge fehlten jedoch, von denen die wichtigsten Samantha Arnolds Handtasche sowie die Autoschlüssel waren. Weder der erste noch der zweite Gang des Getriebes funktionierten, doch der Grund für diese Störung wurde nie ermittelt, oder, falls doch, wurden keine Ergebnisse dieser Ermittlung mitgeteilt.
    Hingegen konnte mit großer Sicherheit rekonstruiert werden, was Samantha Arnold in den vorhergehenden Stunden getan hatte. Weniger als sechsunddreißig Stunden vor ihrem Tod hatte sie in einem Restaurant in Maidenhead mit ihrem Freund zu Abend gegessen. Dieser wurde natürlich umgehend sehr gründlich verhört – er hatte ein einwandfreies Alibi. Er hatte in London zu tun gehabt und gute Freunde besucht.
    Bei dem Essen, bei dem sich die beiden jungen Leute zum letzten Mal trafen, sprachen sie von ihren Plänen für den bevorstehenden Urlaub, über Arbeit und Zukunft und anderes, was als vollkommen normal gelten muß. Anschließend hatten sie die Nacht bei ihm verbracht. Samantha war früh aufgestanden, was sie damit erklärte, daß sie versprochen habe, zu Hause den Rasen zu mähen.
    Was sie auch tat. In dem Haus in Neville Close, das sie mit zwei Freundinnen teilte, galt ein rotierender Plan für bestimmte Gemeinschaftsarbeiten, und sie war an der Reihe gewesen, sich um den Rasen zu kümmern. Doch da das Kabel ihres elektrischen Rasenmähers schadhaft war, war sie zunächst zu dem drei Kilometer entfernten Haus ihrer Eltern gefahren und hatte sich dort von ihrem Vater ein neues Kabel geliehen.
    Anschließend mähte sie den Rasen und verstaute einige schwarze Plastiksäcke mit Gras im Kofferraum ihres schwarzen Vauxhall Cavalier, warf das Rasenmäherkabel auf den Rücksitz und fuhr los. All dies wurde von ihrer Freundin Fiona Oyston beobachtet, die gerade im Obergeschoß saubermachte. Fiona Oyston sah den schwarzen Wagen starten und losfahren (ohne irgendeinen Fehler bei den ersten beiden Gängen zu bemerken), doch sie sah nicht, welche Richtung der Wagen einschlug. Sie ging davon aus, daß Samantha nach rechts fuhr, zum Haus ihrer Eltern.
    Doch statt dessen mußte der Wagen nach links abgebogen und elf Kilometer bis zum Taplow Lake gefahren sein.
    Ihr Vater sah Samantha nie mehr lebend wieder, nachdem er ihr das Rasenmäherkabel geliehen hatte. Samantha
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