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0177 - Der Gangster, dem New York gehörte

0177 - Der Gangster, dem New York gehörte

Titel: 0177 - Der Gangster, dem New York gehörte
Autoren: dem New York gehörte Der Gangster
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»Raoul Vesters’ Aussichten sind also schlecht?«, fragte der Mann.
    »Sie sind mehr als schlecht«, antwortete ich, »sie sind miserabel.«
    Der Mann lehnte sich bequemer zurück.
    »Sie können ihm also nachweisen, dass er Ihren lieben Kollegen, den Polizeibeamten Nr. 4302, Jim MacKnew, durch drei Revolverschüsse getötet hat?«
    Er hatte einen unangenehmen, ironischen Unterton in der Stimme. Er fragte so hochnäsig daher, als nähme er dieses Büro, mich, meinen Freund Phil und das ganze FBI nicht ernst.
    »Nennen Sie mir bitte noch einmal Ihren Namen«, sagte ich. »Ich habe nicht richtig verstanden.«
    »Später«, antwortete er. »Bitte, beantworten Sie erst meine Frage.«
    Seine Frechheit grenzte an Unverschämtheit. Ich blieb dennoch ruhig.
    »Sie sind Journalist?«
    Er lächelte dünn. »Ich bin neugierig. Genügt das?«
    Noch hielt ich den Burschen auf der anderen Seite meines Schreibtisches für einen Zeitungsreporter, freilich für einen von der Sorte, die besonders hochnäsig ist, und ich dachte, es wäre gut, ihm einen Dämpfer zu verpassen.
    »Sie können sich weitere Auskünfte bei der Pressestelle des FBI holen.«
    Er machte eine knappe Handbewegung.
    »Ich brauche keine Auskünfte. Ich brauche nur eine Bestätigung. Also Sie glauben, Sie könnten Raoul Vesters auf den elektrischen Stuhl bringen, obwohl Vesters trotz aller Bemühungen bisher nicht gestanden hat, den Cop Nr. 4302 umgebracht zu haben. Sie glauben das, weil Sie Kid Varuzzo breitgeschlagen haben, gegen Vesters auszusagen. Varuzzo will in der Verhandlung vor dem Schwurgericht zugeben, dass er am Steuer des Wagens gesessen hat, aus dem die tödlichen Schüsse auf den Cop abgefeuert wurden, und dass es Vesters Finger war, der den Abzug berührte. Stimmt doch, G-man, nicht wahr?«
    »Sie sind gut informiert«, knurrte ich.
    Ich sah mir den Mann genauer an, aber es nützte nichts. In seinem Gesicht konnte man nicht lesen. Überhaupt war der Bursche so farblos wie eine getünchte Wand. Er hatte ein glattes Durchschnittsgesicht, dunkelblondes, ein wenig schütteres Haar, eine unauffällige mittelgroße Figur. Er trug einen korrekten grauen Anzug, ein weißes Hemd und einen dezenten Schlips. Das einzige besondere Merkmal war eine Brille mit dicken Gläsern, hinter deren die Augen nur schlecht zu erkennen waren. Der Mann schien stark kurzsichtig zu sein. Und dann war da noch eine kleine Besonderheit! Obwohl er weder Mantel noch Hut trug, steckten seine Hände doch in feinen, hellbraunen Schweinslederhandschuhen.
    »Danke«, sagte er, als hätte ich ihm ein Kompliment gemacht. »Ich nehme an, dass Sie Varuzzos Geständnis Raoul Vesters vorgelegt haben, aber Vesters hat auch dann noch nicht die Tat zugegeben, nicht wahr?«
    Ich antwortete nicht, aber er fuhr fort, als hätte ich seine Meinung bestätigt: »Das ist weiter nicht verwunderlich. Raoul Vesters gehört zur Gilde der Berufsmörder, ein Mann also, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, irgendwen im Auftrag von irgendwem umzubringen. Solche Männer geben sich erst verloren, wenn sie auch nicht mehr die Daumenbreite einer Chance sehen. Vesters leugnet also weiter. Er wird auch im Gerichtssaal leugnen, er wird leugnen, wenn die Geschworenen ihr Schuldig gesprochen haben, er wird durch alle Möglichkeiten, der Wiederaufnahme leugnen, und er wird leugnen, wenn man ihn zum elektrischen Stuhl führt. Dann aber, wenn das kalte Metall der Kontakte seine Arme und Beine umklammern wird, in diesem Augenblick wird er anfangen zu schreien. Er wird heulen, dass er noch ein Geständnis abzulegen hat, dass er bereit ist, den Namen des Mannes zu nennen, der ihn für diesen Mord bezahlte, und dieser Moment des Zusammenbruches, das ist der Augenblick, auf den Sie warten, G-man, nicht wahr?«
    Der Mann sprach die Dinge so deutlich aus, als hätte er die ganze Untersuchung gegen den Berufsmörder als FBI-Beamter mitgemacht.
    Ich schwieg immer noch. Es schien ihn nicht zu stören. Er schlug ein Bein über das andere und legte die Fingerspitzen seiner behandschuhten Hände gegeneinander.
    »Raoul Vesters ist ein Berufsmörder. Er lebte in Chicago und wurde zu dem Mord an dem Polizisten Jim MacKnew nach New York geholt und entsprechend bezahlt. Vesters hatte nicht das geringste persönliche Motiv. MacKnew war ein Auftrag, den er ausführte, sonst nichts. Selbstverständlich haben Sie, G-man, sich die Frage gestellt, wer diesen Auftrag erteilt hat.«
    Ich schwieg weiterhin.
    Er lächelte. »Jim MacKnew war
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