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0177 - Der Gangster, dem New York gehörte

0177 - Der Gangster, dem New York gehörte

Titel: 0177 - Der Gangster, dem New York gehörte
Autoren: dem New York gehörte Der Gangster
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ein ganz normaler und durchschnittlicher Polizist. Er trat mit fünfundzwanzig Jahren bei der City Police ein, arbeitete zunächst im 26. Revier, wurde später in das 93. Revier versetzt. Er war in seiner Laufbahn nicht besonders erfolgreich, tat seinen Dienst zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten, fiel aber weder unangenehm noch angenehm auf. Turnusgemäß wurde er befördert, heiratete mit zweiunddreißig Jahren und wäre wahrscheinlich in allen Ehren und mit dem Rang eines Hauptsergeants pensioniert worden, wenn er nicht am Neujahrsabend vor fünf Jahren zufällig Gregor Kenneth begegnet wäre.« Sein Gesicht wurde ernst.
    »Gregor Kenneth war ein Genie«, sagte er, und seine Stimme nahm einen geradezu emphatischen Klang an. »Seine Intelligenz überragte die aller anderen in einem Ausmaß, das es ihm ermöglichte, alles zu erreichen, was er sich vor nahm. Er…«
    »Er war ein Gangster«, unterbrach ich kalt.
    Die behandschuhte Hand wischte meinen Satz weg.
    »Klar, dass ein Mann von Ihrer Intelligenz Gregor Kenneth einen Gangster nennt, nur weil er sich nicht von engen, altmodischen Gesetzen aufhalten ließ. Ich sage, dass er ein Genie war, das sich von niemand auf dem einmal beschrittenen Weg aufhalten ließ. Er war dabei, New York zu erobern, er hätte nach New York den Staat erobert, und er hätte auch dann noch nicht haltgemacht. Schon besaß er die Macht in fünf Stadtbezirken, schon bestanden die Verbindungen zu acht Großstädten, schon saßen seine Leute in den Gewerkschaften, den Bürgermeisterämtern, in den Behörden. Da kam ein kleiner einfacher Polizist, zog die Waffe und löschte den Mann aus, der berufen war, Amerika zu beherrschen.«
    Ich schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Halten Sie die Luft an!«, brüllte ich. »Ihr großartiger Gregor Kenneth war nichts anderes als ein gemeiner, gerissener und skrupelloser Gangster. Mit Mord, Bestechung, Drohung und Terror machte er sich zum Herrn der Unterwelt. Er scheute vor keinem Verbrechen zurück, und er verstand es, immer wieder den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Und zum Schluss war er einfach größenwahnsinnig. Haben Sie gehört? Größenwahnsinnig! Und es war sein Größenwahn, der ihn in den Untergang stürzte.«
    Er starrte mich durch die dicken Brillengläser an.
    »Wer sind Sie?«, fragte ich langsam und mit heiserer Stimme. Er erhob sich mit einem Ruck.
    »Ich bin Carel Kenneth«, antwortete er, »Gregors Bruder, und ihr alle werdet das zu spüren bekommen.«
    ***
    Vielleicht nehmen Sie an, Phil und ich hätten uns jetzt auf den Mann gestürzt, hätten ihm Handschellen angelegt und ihn auf der Stelle in Haft genommen. Von dem Augenblick an, da der Polizist Jim MacKnew unter den Kugeln Raoul Vesters’ gestorben war, hatten wir nach einem Mann gesucht, der den Mord angestiftet haben konnte. Wir hatten nicht gewusst, dass Gregor Kenneth einen Bruder besaß, und jetzt saß der Mann, der einen Grund für die Anstiftung des gemeinen Mordes an dem Polizisten hatte, uns gegenüber. Was war naheliegender, als ihn auf der Stelle zu verhaften?
    Vielleicht war es naheliegend, aber es war undurchführbar. Wir besaßen keinen Haftbefehl, Vesters hatte nicht nur seinen Auftraggeber nicht genannt, er hatte den Mord selbst geleugnet. Man kann einen Mann nicht verhaften, nur weil man glaubt, er habe einen Mord begangen. Man muss es wissen, und man muss es beweisen können.
    Ich stürzte mich nicht auf Carel Kenneth; ich läutete nicht nach dem Sergeant vom Dienst - ich setzte mich wieder, und Carel Kenneth ließ sich nach einem kleinen Zögern gleichfalls wieder auf seinen Stuhl nieder.
    »Okay«, sagte ich. »Jetzt weiß ich, warum Sie Gregor Kenneth einen Heiligenschein aufsetzen wollen, aber warum sind Sie hergekommen?«
    »Ich sagte es doch. Ich brauche ein paar Bestätigungen.«
    »Ich glaube, Sie sind aus Furcht gekommen. Sie haben uns vorhin plastisch ausgemalt, was passieren wird, wenn Raoul Vesters auf dem elektrischen Stuhl sitzt. Er wird den Namen des Mannes nennen, der ihn für diesen Mord bezahlt hat. Sie haben Angst, dass es Ihr Name sein wird!«
    Er lachte leise.
    »Ich habe vor nichts Angst, G-man. Gregor war ein Genie, aber ich glaube, ich bin noch klüger als Gregor, und ich bin von Natur aus besser dazu ausgerüstet als er, das Werk durchzuführen, das er begonnen hat.«
    »Soll das heißen, dass Sie zugeben, den Mord an dem Polizeibeamten angestiftet und bezahlt zu haben?«
    »Wenn ich es zugäbe, so würde es Ihnen nichts nützen,
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