Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dirty Talk

Dirty Talk

Titel: Dirty Talk
Autoren: J Mullany
Vom Netzwerk:
1. KAPITEL
    „Ich will meine Skier abholen.“
    Ich sah auf. Er lümmelte im Türrahmen und hatte geklingelt. Ob das ein Akt der Höflichkeit oder Sinnlosigkeit gewesen war, wusste ich nicht so genau. Jedenfalls stand meine Haustür weit offen, um die warme Spätnachmittagssonne hereinzulassen. Hugh lümmelte ziemlich oft herum – und besonders gern in fremden Betten. Ich suchte nach einer schnippischen Antwort. „Wie geht’s der Stabheuschrecke?“
    „Flowyr geht’s gut.“
    Flowyr. Ich war mit einer Frau namens Flowyr betrogen worden.
    „Meine Skier, Jo.“
    Ich machte einen Schritt zurück. „Du weißt ja, wo sie sind.“
    Er richtete sich auf und schlenderte ins Haus. Dabei trug er ein paar gelbe Blätter mit herein. Ich versuchte, nicht hinzusehen. Irgendetwas war an ihm, sobald Hugh sich bewegte. Etwas, das immer noch eine verheerende Wirkung auf mich hatte. Ein Verlangen, das mich heiß durchströmte und meine Knie weich werden ließ. Mein Körper schien es nicht eilig zu haben, seine Gewohnheiten zu ändern.
    Ich hörte, wie er in den Keller ging. „Kannst du nach den Mausefallen gucken, Hugh? Wenn du schon mal da unten bist?“
    „Ich dachte, dafür hast du dir diese verfluchte Katze angeschafft.“ Von unten drang ein Poltern und Krachen herauf.
    „Die kann aber keine Mausefallen leeren.“
    Nach einer Weile kam Hugh wieder nach oben. Er hatte seine Skiausrüstung dabei. „Nichts.“
    „War die Erdnussbutter noch in den Fallen?“
    „Himmel, Jo! Ich weiß es nicht.“ Er warf die Skier, die Stöcke und die Stiefel mit lautem Getöse auf den Boden. „Ich habe nicht so genau geguckt, klar? Es ist dunkel da unten. Hast du meine Ken-Burns-DVDs noch?“
    Ich zeigte Richtung Wohnzimmer. „Schau halt nach.“
    Trotzdem folgte ich ihm. Ich sagte mir, dass es mir nicht darum ging, seinen vom Skifahren und Tennisspielen gestählten Körper zu bewundern, als er sich vor dem DVD-Regal bückte. Ich musste aufpassen, damit er nicht meine Stolz und Vorurteil -DVD mit Colin Firth und Jennifer Ehle mitnahm. Er hatte eine Schwäche für Jennifer Ehle und ihre erstaunlich hoch geschnürten Brüste. Ich hingegen liebte all die frei schwingenden Penisse, die man in den Hosen der Männer sah.
    „Es ist so“, sagte er und drehte sich halb zu mir um. Mist! Jetzt hatte er mich beim Gaffen erwischt. „Flowyr und ich sind nicht mehr zusammen. Ich hab dir ja gesagt, es war nur eine einmalige Sache. Ein Unfall.“
    „Ein Unfall? Du bist ihr aus Versehen hinten draufgefahren oder was?“
    „Jetzt hör doch auf, mich anzuschreien, Süße. Du willst doch nicht heute Nacht auf Sendung heiser …“
    „Nenn mich nicht Süße !“
    Er stand auf, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Himmel, war der Mann gut in Form! In den Händen hielt er einen Stapel DVDs. „Jo, ich …“
    „Shaun of the Dead habe ich aber gekauft“, unterbrach ich ihn.
    „Um ihn mir zum Geburtstag zu schenken, also gehört er mir. Jo, es tut mir leid.“
    Es tut mir leid. Das sind Worte, die man von einem Mann nie erwartet. Aber entschuldigte er sich jetzt, weil er sich von Flowyr hatte überrennen lassen oder weil er mir einen meiner Lieblingsfilme wegnahm?
    „Es tut mir leid“, wiederholte er.
    Ich sank auf die Couch. Jetzt war ich mit seinem Penis auf Augenhöhe, der ziemlich frei unter der Kakihose schwang.
    Er hat sich entschuldigt.
    Ach, könnte man einen Moment doch einfach so in Bronze gießen. Hugh ging in die Knie. Er legte die DVDs auf den Boden und kroch langsam näher. Seine Hände legten sich links und rechts neben mich auf die Couch. „Tut mir leid. Ich war so unglücklich, weißt du? Ich weiß, du warst es auch. Ich war so dumm! Ich …“
    Das war mir alles so vertraut … Hugh, der sich einfach zur Verfügung stellte. Seine toffeebraunen Augen mit diesen unverschämt langen Wimpern, der hübsche Mund und der Bartschatten, der nach einem halben Tag sein Gesicht zierte – und das alles war nur eine Armlänge von mir entfernt. Alles, was ich an ihm so attraktiv fand. Und er hatte sich entschuldigt, obwohl ich befürchtete, dass das ziemlich bedeutungslos war. Hatte der Mann denn kein Schamgefühl? Wollte er wirklich Shaun of the Dead so unbedingt haben? Sollte ich ihn nicht endlich ein für alle Mal aus meinem Leben verjagen, ohne dass er irgendwann zurückkam?
    Nun ja. Eigentlich schon.
    Aber …
    Ich überlegte rasch. Wann würde ich denn das nächste Mal die Gelegenheit bekommen, unbedeutenden Sex mit jemandem zu haben, der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher