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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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Prolog
    21.03.2011
    Keller
    Sie erlangt langsam das Bewusstsein wieder. Ihr Kopf dröhnt, die Hände schmerzen, und auch sonst fühlt sich kein Körperteil normal an. Sie durchbricht die Ebene zwischen Leben und Tod, zwischen Geisterwelt und Realität. Verschwommene Gestalten in ihrem Bewusstsein verziehen sich widerwillig und grimmig vor ihrem inneren Auge und weichen einem reinen weißen Nebel, der sie umgibt. Vergeblich versucht sie, die Augen zu öffnen. Es ist einfach zu hell dort, wo sie jetzt ist, und ihre Lider sind dick geschwollen. Die Vierzigwattbirne über ihrem Kopf verstrahlt düsteres Halblicht, aber selbst dieses erscheint in ihrer Wahrnehmung wie eine gleißende Miniatursonne. Nach und nach kommen ihre Sinne zurück … aber nicht die Erinnerung. Sie versucht, sich zusammenzureißen und sich ein Bild zu machen. Dass etwas nicht stimmt, ist ihr sofort klar, aber was? Wer ist sie, was ist geschehen, wo ist sie, warum ist sie an diesem Ort? Zuerst bemerkt sie den muffigen Geruch – feuchter Keller. Das immer wiederkehrende Tropfgeräusch, das aus einer Ecke an ihr linkes Ohr dringt, verstärkt diesen Eindruck noch. Ihre Augen sind kaum zu gebrauchen, und in ihrem Mund bemerkt sie den vage bekannten Geschmack nach Metall, süßlich und trotzdem bitter – Blut. Sie muss stark geblutet haben, ihre Gesichtsmuskeln reagieren nur zögerlich und spannen sich unter einem leichten Ziehen, wenn sie ihren Mund zu öffnen versucht. In was war sie da nur hineingeraten, und wo zur Hölle befindet sie sich? Ist sie nur wenige Meter von zu Hause entfernt oder an einem weit entlegenen Ort? Nichts in dem Raum gibt ihr einen Anhaltspunkt zur Beantwortung dieser Fragen. Kein Geräusch eines Flughafens oder vorbeifahrender Autos, kein Geruch bis auf den modrigen Gestank feuchter Wände, die es überall geben könnte. Sie will sich das klebrige Blut mit der Hand fortwischen, doch sie kann ihre Hände nicht bewegen. Sie tun höllisch weh, und sie begreift, dass sie mit ausgestreckten Armen daliegt und ihre Hände gefesselt sind. Die Füße sind zusammengebunden und ebenfalls unbeweglich. Sie friert. Jetzt, da ihr Bewusstsein langsam zurückkehrt, kommt auch die Kälte, und sie zittert. Zuerst nur wegen der Eiseskälte, doch je länger sie wach ist, desto mehr kommt auch die Angst und verstärkt ihr Zittern. Sie ist nackt – sie kann es nicht sehen, aber sie spürt es. Bruchstücke von Erinnerungen blitzen in ihrem Bewusstsein auf. Sie ist ein intelligentes Mädchen, mehr als attraktiv, jung, blond, mit einer üppigen Oberweite, meist etwas zu knappen Röcken und immer zu einem Flirt aufgelegt – zum Leidwesen ihres Freundes, doch das war ihr egal. Sie konnte ja später schließlich immer noch Nonne werden. Sie begreift jetzt, dass sie gefesselt irgendwo in einem düsteren, nassen Raum liegt, aber wie sie hierhergekommen und wie lange sie schon hier ist, kann sie beim besten Willen nicht nachvollziehen. Ihr Freund und ihre Eltern werden sie sicher bereits vermissen. Die Schläfen pochen, und sie versucht weiter, ihre Gedanken zu ordnen, als sie plötzlich einen lautlosen Schatten zwischen sich und der Glühbirne wahrnimmt. Sie öffnet mühsam die geschundenen Augen, doch sie kommt nicht mehr zu einem Schrei – der Faustschlag trifft sie wie ein Hammer ins Gesicht. Ihr schwinden die Sinne. Erst als der große Nagel brutal in ihre rechte Handfläche dringt, wacht sie schmerzerfüllt und schreiend wieder auf. Und sie hört die hasserfüllte Stimme flüstern.
    Die beiden immer gleichen Worte, voller Abscheu, die ihre ständigen Begleiter sein werden in diesen nächsten, letzten Stunden.
    „Hure.“
    „Dreckfotze.“
    21.03.2011
    Keller
    Qual.
    Höllenqual.
    Sie hat unerträgliche Schmerzen.
    Blut rinnt aus ihrer Handfläche, tropft in stetem Rhythmus auf den Boden. Der Nagel hat Teile ihrer Handknochen zertrümmert, die Nagelspitze hat Gewebe und Haut in das Holz getrieben. Ihr Kopf scheint zu bersten. Sie will schreien, immer nur schreien, den Schmerz hinaus brüllen in dieses muffig-nasse Loch, aber der Schock lähmt bereits ihre Muskeln, und das Adrenalin betäubt sie wie eine Droge. Sie nimmt den Mann kaum wahr, sieht nur Schatten und Konturen einer riesenhaft scheinenden Person. Ihr wird schlecht, alles um sie herum beginnt, sich zu drehen. Ihr Herz flattert und will ihr aus der Brust springen, die Lider zittern, und sie verliert erneut das Bewusstsein. Blitze durchströmen ihren Körper wie ein Stroboskoplicht,
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