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0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht

0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht

Titel: 0147 - Der Mann mit dem verbrannten Gesicht
Autoren: Der Mann mit dem verbrannten Gesicht
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Am 9 .Mai verschwand Carter Alfino, ohne die geringste Spur zu hinterlassen.
    Nun verschwinden in New York jeden Tag Menschen, ohne dass sich das Federal Bureau of Investigation, darum kümmert, aber mit Carter Alfino war das etwas anderes. Sein Verschwinden war eine Sensation ersten Ranges, die unseren Chef, Mr. High, bewog, uns in sein Allerheiligstes rufen zu lassen.
    Ich muss Ihnen nun etwas über den Vermissten erzählen, und das tue ich am besten damit, dass ich Ihnen etwas von seiner Vergangenheit verrate.
    Zu seiner Zeit, vor ungefähr zwanzig Jahren, war er nämlich einer der ganz Großen der Unterwelt. Er spielte Poker mit Al Capone - wenn er nicht gerade Krach mit ihm hatte. Er verdiente Millionen mit schmutzigen Geschäften, die ihm niemand nachweisen konnte, nicht einmal das FBI.
    Vor 15 Jahren hatte er sich zur Ruhe gesetzt, und obwohl wir ihn im Auge behielten, konnte ihm niemand mehr etwas am Zeug flicken. Er hatte nur eine Untugend, er soff wie ein Loch. Zwar gab es darüber von Zeit zu Zeit einen Krach innerhalb der Familie, aber damit beschäftigt sich nicht einmal die City Police, solange es keine Toten gibt.
    »Was sagt Ihr beiden dazu?«, fragte Mr. High.
    »Vielleicht hat ihn einer verschwinden lassen, der von früher her noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen hatte«, sagte Phil und zuckte mit den Schultern.
    »Oder vielleicht ist er auf einer seiner Sauftouren verunglückt«, meinte ich grinsend.
    Mr. High schüttelte den Kopf.
    »Dann hätten wir etwas davon gehört. Ein Mann wie Alfino ist nicht zu beseitigen oder zu kidnappen, ohne dass es bekannt wird. Und wenn er einen Unfall gehabt hätte, wäre er gefunden worden. Hinzu kommt noch, dass er am Tage vor seinem Verschwinden zehntausend Dollar von seinem Konto abhob und seinem Anwalt erklärte, dass er für einige Wochen verreisen werde. Er gab genaue Anweisungen, wieviel seiner Familie monatlich auszuzahlen sei. Er hatte also die Absicht, einige Zeit wegzubleiben. Inzwischen sind nun aber schon sechs Wochen vergangen, und niemand hat etwas von ihm gehört. Unsere Leutchen in Washington halten sich nun an das Sprichwort: Die Katze im Sack lässt das Mausen nicht. Man denkt daran, ihm einige seitdem begangene Bandenverbrechen in die Schuhe schieben zu können.«
    »Ausgeschlossen«, sagte ich. »Alfino ist 61 Jahre alt, und er hat keine krummen Dinger mehr nötig. Man sagt, sein Vermögen betrage wenigstens drei Millionen.«
    Mr. High lächelte und warf einen Blick auf seinen Notizblock.
    »Drei Millionen und vierhunderttausend , ganz genau. Von den Zinsen erhält seine Frau Lucy monatlich 1500 Dollar. Sein Sohn Nick, der bei der Mutter lebt, 500 und seine verheiratete Tochter Christabel 800. Dann ist da noch eine jüngere Tochter, die ebenfalls bei der Mutter wohnt, und sie bekommt auch 500. Alle erhalten das solange, bis er zurückkommt oder sein Tod festgestellt ist. Dann erben sie den gesamten Ramsch.«
    »Das heißt also, dass der alte Knabe seine Angehörigen reichlich kurz hält«, überlegte Phil Decker. »Man könnte meinen, er habe das nur gemacht, um sie zu ärgern. Mit zehntausend Dollar kann er, wenn er will, eine ganze Zeitlang auskommen. Eines Tages wird er schon wieder auftauchen und sich eins ins Fäustchen lachen.«
    »Mir gefällt die Sache nicht.« Mr. High stützte das Kinn in die Hand. »Ich habe so das Gefühl, als ob wir mit Carter Alfino noch Ärger bekämen.«
    Natürlich wurde nachgeforscht, aber, wie das so geht, mit der Zeit verlief alles im Sand.
    Alfino war in der Versenkung verschwunden, und wir vergaßen ihn.
    ***
    Es gibt eine Gegend in New-York, die man Skid Row, die Rutschbahn, nennt.. Wer erst einmal in der Bowery gelandet ist, kommt nicht mehr hoch. Er sackt ab, tiefer und tiefer, bis man ihn eines Morgens tot im Rinnstein findet.
    Es war nachts um ein Uhr. Ein feiner Sprühregen nieselte vom Himmel. Ein alter Mann mit grauem, zerzaustem Haar tastete sich mühsam und schwankend an den Häuserwänden entlang. Das Gesicht bedeckte ein drei Tage alter Bart, die Augen waren matt und müde, seine, an den Armein ausgefranste Jacke, durchnässt.
    Er war nichts weiter als einer der vielen lebendig Toten, von denen niemand weiß, woher sie kommen und wohin sie gehen. Niemand auf Skid Row fragte danach.
    Der Alte schlüpfte in einen Hausgang und zog eine Flasche aus der Hosentasche. Er hielt sie gegen das Licht, schüttelte den Kopf, zog den Korken und versuchte die letzten Tropfen herauszusaugen. Dann warf er sie
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