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Im Namen Ihrer Majestät

Im Namen Ihrer Majestät

Titel: Im Namen Ihrer Majestät
Autoren: Jan Guillou
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Chance nicht ungenutzt verstreichen, Salz in diese kleine Wunde zu streuen, beugte sich vor und sagte mit einem Theaterflüstern: »Was habe ich gesagt? Daß du Jassir Arafat eines Tages als Ehrengast wirst empfangen müssen. Und sagtest du nicht, that would be the day?«
    »Möglich. This is the day, wie es scheint«, murmelte der Ministerpräsident zurück.
    Die Frage der Neubesetzung der Chefposition an der Küstenjägerschule oder vielmehr beim Amphibien-Bataillon von KA 1 draußen in Vaxholm wurde beim Generalstab erst nach längerer Zeit und vielleicht nicht mit der Begeisterung gelöst, die man zunächst erwartet hatte.
    Der amtierende Chef, ein gewisser Oberstleutnant Håkan Syréhn, wurde zum Regimentskommandeur des gesamten KA 1 befördert, so daß der Posten des Chefs des Amphibien-Bataillons vakant wurde. Diese Vakanz wurde mit dem frischernannten Oberstleutnant Åke Stålhandske besetzt.
    Auch ohne eine erfolgreich durchgeführte Operation Blue Bird im Rücken gelang es, den Propagandawert der Ernennung recht gut zu nutzen, da Carl Hamilton bei der Amtseinführung des neuen Chefs anwesend war. Folglich waren auch die Teams sämtlicher Nachrichtensendungen des Fernsehens anwesend. Die bemerkenswert dekorierten Uniformen der beiden Marineoffiziere machten sich im Farbfernsehen außerordentlich gut.
    Carl »präsentierte« Åke Stålhandske auf amerikanische Manier vor dem angetretenen Amphibien-Bataillon. Er tat es kurz und kernig, bemerkte, er habe jetzt einen seiner engsten Mitarbeiter verloren, doch dafür erhielten die Küstenjäger einen der Ihren zurück, einen der besten Männer, die es je gegeben habe. Dazu könne man der Einheit nur gratulieren.
    Anschließend hielt Åke Stålhandske eine ebenso kernige Ansprache. Sie war so kurz, daß sie – wie vermutlich beabsichtigt – in den Nachrichtensendungen der Fernsehkanäle vollständig ausgestrahlt werden konnte:
    »Männer!
    Ich bin verdammt froh, wieder hier zu sein. Aber laßt mich sofort sagen, was wir von heute an ändern werden. Erstens werden wir noch besser werden. Zweitens reden wir einander nicht mehr mit Sie, sondern mit du an, wenn die Anrede nicht mit militärischem Dienstgrad erfolgt. Drittens soll unser Symbol, der Dreizack, wie früher an der Baskenmütze getragen werden und nirgendwo sonst. Viertens, der wichtigste Punkt. Wer von heute an auch nur die kleinste Andeutung von rassistischem Verhalten an den Tag legt, fliegt auf der Stelle raus. Dies gilt auch für Offiziere und Ausbilder. Bei Bedarf werde ich mich persönlich um den Rausschmiß kümmern. Falls jemand sich fragt, weshalb, ist die Antwort einfach. Ihr Jungs seid die besten des Landes. Wir wollen zeigen, daß wir diesen Ruf verdient haben. Ihr sollt euch nicht damit begnügen, nur die Besten zu sein. Wir werden jetzt nämlich daran arbeiten, euch noch besser zu machen. Das war vorerst alles!«
    *
    Für Carl war das Maß der Trauer noch nicht voll. In schneller Folge erreichten ihn zwei Nachrichten, über die er nie mehr hinwegkam.
    Oberstleutnant Mouna Husseini, früher bei der bewaffneten Sektion des palästinensischen Nachrichtendienstes tätig, zweimal Carls Kampfgefährtin, wurde vor einem Krankenhaus in Tunis ermordet. Ihr Wagen wurde in dem Augenblick in die Luft gesprengt, in dem sie den Zündschlüssel drehte.
    Es ließ sich nie ermitteln, wer hinter dem Attentat stand; es kamen viele Hintermänner in Frage. Hingegen stand eindeutig fest, daß die direkte Ursache ihres Todes ihre öffentliche Bekanntheit war. Jassir Arafats Propagandaveranstaltung, bei der er Palästinensische Ehrenlegionen verteilt hatte, hatte ihr Inkognito zerstört. Damit war sie zu einer möglichen Zielscheibe für Attentate geworden. Sie selbst hatte es schon vom ersten Tag an gewußt. Sie hatte das Gefühl, für das Friedensabkommen zwischen Israel und der PLO geopfert worden zu sein.
    Carls palästinensische Ehrenlegion war mit dem Blut einer guten Freundin besudelt worden, und auf bizarre Weise wiederholte sich das mit einer weiteren offiziellen Auszeichnung, auf die Carl liebend gern verzichtet hätte.
    Sir Geoffrey vertrat in dieser Hinsicht jedoch die genau entgegengesetzte Auffassung. Er war beim Dienst Ihrer Majestät der Held des Tages; zumindest im Travellers’ Club wußte jeder, daß Sir Geoffrey ein Sieg eines Formats gelungen war, mit dem Großbritannien nicht sonderlich verwöhnt war – vor allem nicht nach der langen Reihe von Niederlagen gegen die Russen.
    Er konspirierte
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