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Corum 02 - Die Königin des Chaos

Corum 02 - Die Königin des Chaos

Titel: Corum 02 - Die Königin des Chaos
Autoren: Michael Moorcock
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EINLEITUNG
    In jener Zeit gab es Lichtermeere und Himmelsstädte und fliegendes Getier aus Bronze. Da waren Herden von brüllenden karmesinroten Rindern, welche an Größe selbst Burgen übertrafen. Und in den trüben Flüssen hausten kreischende grüne Geschöpfe. Es war eine Zeit, in der die Götter sich auf unserer Welt auf vielfältige Weise offenbarten; in der es Riesen gab, die über das Wasser wandelten; Kobolde und mißgestaltete Kreaturen, die der Unbedachtsame herbeirufen mochte und nur mit einem Blutopfer wieder bannen konnte. Es war eine Zeit der magischen Geschehnisse, der Phantasmen; eine Zeit sich rasch wandelnder Natur, unglaublicher Ereignisse, verrückter Paradoxa, erfüllter Träume, fleischgewordener Ängste und Alpträume.
    Eine glanzvolle Zeit und eine finstere Zeit war sie die Zeit der Schwertherrscher; als die äonenalten Erzfeinde, die Vadhagh und Nhadragh starben. Es war die Zeit, da der Mensch, der Sklave der Furcht, seinen Aufstieg begann, ohne zu ahnen, daß ein Großteil der Schrecken jener Tage allein aus seiner Geburt erwuchs. Das war nur eine der vielen Ironien um das Menschengeschlecht (das seine Rasse in jenen Tagen Mabden nannte).
    Die Lebensspannen der Mabden waren kurz, ihre Nachkommen zahlreich. Innerhalb weniger Jahrhunderte wurden sie zur dominierenden Rasse auf dem westlichen Kontinent, der sie hervorgebracht hatte. Abergläubische Scheu hielt sie schließlich noch ein oder zwei Jahrhunderte davon ab, größere See-Expeditionen zu den Küsten der Vadhagh und den Inseln der Nhadragh zu unternehmen, doch als sich ihnen niemand in den Weg stellte, wurden sie mutiger. Neid auf die älteren Rassen erwachte in ihnen und eine wilde Grausamkeit.
    Die Vadhagh und Nhadragh ahnten nichts davon. Für sie hatte der Planet, auf dem sie seit Jahrmillionen lebten, endlich Frieden gefunden. Natürlich kannten sie die Mabden, aber sie stuften sie nicht viel hoher als die anderen Tierarten ein. Abgesehen davon, daß sie den alten traditionsverwurzelten Haß aufeinander noch immer pflegten, verbrachten die Vadhagh und Nhadragh ihre langen Stunden mit abstrakten Studien und künstlerischer Beschäftigung. Sie waren logische Denker, hochentwickelt und kultiviert und in Einklang mit sich selbst, aber sie vermochten den Wandel nicht zu begreifen, den die Zeit mit sich gebracht hatte. Und darum geschah es, daß diese alten Rassen die warnenden Zeichen ignorierten.
    Es gab keinen Austausch an Wissen und Erfahrungen zwischen den uralten Feinden, obgleich ihre letzte Schlacht schon viele Jahrhunderte zurücklag.
    Die Vadhagh lebten in Familiengruppen auf einsamen Burgen über einen ganzen Kontinent verstreut, den sie Bro-an-Vadhagh nannten. Es gab kaum Verbindung zwischen den einzelnen Familien, denn die Vadhagh hatten längst jegliches Interesse an Reisen verloren. Die Nhadragh wohnten in ihren Städten auf einer Inselgruppe nordwestlich von Bro-an-Vadhagh. Auch sie pflegten wenig Kontakt, selbst mit ihren nächsten Verwandten. Beide Rassen wähnten sich unangreifbar. Beide irrten.
    Das rasch wachsende Menschengeschlecht breitete sich wie eine Pestilenz über die Welt aus, und wohin es sich wandte, bedeutete es das Endeder alten Rassen. Aber nicht nur der Tod kam mit den Menschen, sondern auch blinde Gewalt. Mit einer dunklen Lust vernichteten sie das Alte und ließen nur Ruinen und bleichende Gebeine zurück. Doch ohne daß er dessen gewahr wurde, beschwor der Mensch psychische und übernatürliche Spannungen von einem Ausmaß heraus, das selbst über das Begreifen der großen Alten Götter hinausging.
    Und die großen Alten Götter empfanden zum erstenmal Furcht.
    Der Mensch aber, der Sklave der Angst, setzte arrogant in seiner Ignoranz seinen Aufstieg fort. In seiner Blindheit sah er die gewaltigen Zerstörungen nicht, die sein lächerlicher Ehrgeiz verursachte. Er besaß auch keine feineren Sinne, um von der Vielzahl und Mannigfaltigkeit der Dimensionen zu ahnen, aus der das Universum geschaffen war. Anders die Vadhagh und Nhadragh, die verstanden hatten, sich zwischen den Dimensionen zu bewegen, die sie die Fünf Ebenen nannten. Ihnen war es gegeben gewesen, einen tieferen Blick in das Universum zu tun.
    Deshalb schien es eine schreiende Ungerechtigkeit, daß diese weisen Rassen durch Kreaturen, die kaum mehr als Tiere waren, ein Ende finden sollten. So als rissen Aasgeier das Fleisch aus dem hilflosen Körper des jungen Dichters, der sie nur verwundert anstarren konnte, wahrend sie ihn einer
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