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Alleinerziehend mit Mann

Alleinerziehend mit Mann

Titel: Alleinerziehend mit Mann
Autoren: Monika Bittl , Silke Neumayer
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    Vorwort
    A ls gleichberechtigte Partner gehen Mann und Frau heute in den Kreißsaal hinein – und kommen mit Baby im Maxi-Cosi als Paar der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wieder heraus.
    Bis zur Geburt des ersten Kindes leben Frauen und Männer aus der Mittelschicht heute meist als »emanzipiertes« Paar, beide arbeiten selbstverständlich, beide basteln an der Karriere, den Haushalt teilt man sich mehr oder weniger gerecht, und man schüttelt gemeinsam den Kopf über die »Glucken und Ernährer« in der traditionellen Rollenverteilung. Denn eins ist sicher: »Wir machen das später ganz anders, wir teilen uns auch mit Kind alles!«
    Ein paar Wochen nach der Geburt des ersten Kindes stellen die meisten Frauen jedoch plötzlich fest, dass sie langsam, aber sicher zu Hause die Rolle der Großmuttergeneration übernommen haben, während sie gleichzeitig immer noch versuchen, sich im Job mit Baby auf dem Arm auf dem gleichen Level wie die Männer zu halten.
    Während die meisten Männer – abgesehen von einer halben Stunde »duziduzi« pro Tag – linear ihr Leben weiterleben und ihre Karriere verfolgen, mutieren Frauen zum neuen Fräuleinwunder der Mutterschaft: Sie organisieren Betreuung, um arbeiten zu können. Sie lesen Kochbücher über gesunde Ernährung, legen fachmännische Wadenwickel, füllen die Waschmaschine, telefonieren gleichzeitig mit einem Geschäftspartner und reden dazu nebenher pädagogisch korrekt in ganzen Sätzen mit dem Kind. Die Mütterwunder kaufen ein, erziehen, kochen, schlafen
nicht,
arbeiten und recherchieren nebenher bei frag-mutti.de , wie man Karottenflecken entfernt.
    Die Männer scheinen wie vom Erdboden verschluckt, dabei sind sie ganz leicht zu finden: in der Arbeit – fern des Haushalts, fern der alltäglichen Kinderbetreuung. Und die neuen Mütter protestieren nicht wirklich lautstark wegen der Dreifachbelastung oder nehmen den Mann und Vater mehr in die Pflicht. Warum das so ist, darüber kann spekuliert werden, aber das ist nicht das eigentliche Thema des Buches.
    Die Mütter lernen einfach – nach ein paar vielversprechenden, aber im Alltag völlig wirkungslosen Diskussionen –, fünfzig Bälle gleichzeitig in der Luft zu jonglieren. Sie werden Expertinnen für selbstgemachtes Müsli, Management und Multitasking und vertrauen sich nur manchmal der besten Freundin an: »Im Unterschied zu einer Alleinerziehenden hab ich bloß mehr Wäsche.«
    Immerhin sind Väter nicht mehr so wie noch vor hundert Jahren: Damals ist jeder Mann, der einmal eine Windel gewechselt hat, danach einfach tot umgefallen. Trotzdem sind Mütter meist vierundzwanzig Stunden am Tag Mütter, und Väter sind meistens dann Väter, wenn es gerade in den Terminkalender passt.
    Es gibt viele Versuche – auch politische –, diese Situation zu verändern. Das neue Elterngeld zum Beispiel. Eine großartige Sache. Immer mehr Väter nutzen diese Möglichkeit und bleiben tatsächlich ein paar Monate zu Hause beim Baby. Tendenz durchaus steigend und eine tolle Leistung. Unser Nachwuchs braucht ja auch gerade mal so achtzehn Jahre (und manche sogar noch ein paar Jährchen mehr), bis er auf eigenen Beinen stehen kann.
    Ein Kind zu haben ist Marathon, kein Sprint.
    Während die Frauen in den vergangenen Jahrzehnten in die Arbeitswelt mit einhundert Prozent eingestiegen sind – oder noch mehr, da sie im gleichen Job oft mehr leisten müssen als ein Mann –, liegen die Männer bei den Themen Kind und Haushalt weit unter fünfzig Prozent. Das ist nicht nur unsere subjektive Meinung, das zeigen viele aktuelle Studien.
    Dabei ist ein Kind zu bekommen und es groß werden zu sehen so ziemlich die schönste Sache auf der Welt. Ein Geschenk des Himmels. Und es ist es wert, sich die Hälfte dieses Himmels zu erobern. Auch wenn dieser Himmel manchmal aus der Hölle von zwei Millionen mal Waschmaschine ein- und ausräumen besteht.
     
    Von der viel schwierigeren Situation tatsächlich alleinerziehender Mütter (und Väter) wissen wir – und wir wollen uns damit auch nicht vergleichen oder gar denen, die ohne Partner tagtäglich ihre Mutter stehen, vorjammern, wie schlecht es uns doch geht.
    Überhaupt wollen wir nicht jammern. Wir lachen lieber.
    Als Autorinnen und Mütter haben wir im Lauf der Jahre viele Gespräche geführt – mit allen möglichen berufstätigen Müttern, die wir privat oder beruflich kennen oder kennenlernten. Im Kindergarten, im Job und an der Supermarktkasse. Und wir
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