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Alleinerziehend mit Mann

Alleinerziehend mit Mann

Titel: Alleinerziehend mit Mann
Autoren: Monika Bittl , Silke Neumayer
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nun merklich kürzer und merklich unruhiger waren als vorher. Während der Prinz neben ihr einfach weiterschnarchte. Schließlich konnte er ja nicht stillen – Prinzen haben nun mal keine Brüste. Und die Prinzessin wünschte sich nach der fünfhundertsten nicht geschlafenen Nacht ganz dringend eine gute Fee herbei, die dem Prinzen auch Brüste zaubern sollte. Aber die gute Fee kam einfach nicht – die gibt es nun wirklich nur im Märchen. Und natürlich wollte die große Prinzessin ihren tollen Beruf auch mit einer kleinen Prinzessin weitermachen. Schließlich hatte sie in vielen Schlachten gekämpft und viele Präsentationen gewonnen und war sich sicher, das mit der vollen Unterstützung des Prinzen auch weiterhin problemlos und mit links zu schaffen.
    Alles kein Problem, hatte ihr der Prinz noch mitten in den Presswehen versichert. Aber kaum waren alle wieder in ihrem kleinen Schloss in der Vorstadt, stellte die große Prinzessin fest, dass der Prinz immer öfter und immer länger mit seiner goldenen Audi-A 8 -Kutsche in Richtung Büro verschwand. Und die große Prinzessin fragte sich immer öfter, ob sie vielleicht einen Prinzen geküsst hatte, der sich langsam aber sicher in einen Frosch verwandelte?
    Und auch die Prinzessin verwandelte sich. Langsam aber sicher in Aschenputtel. Statt Gold und Seide trug sie immer häufiger Schlabberhosen und Spuckefleck. Und statt von einem goldenen Tellerlein zu essen, kaufte sie Pappteller, die man einfach in den Müll werfen konnte und nicht spülen musste. Und als sie wieder in ihre erste Schlacht im alten Job ging, stellte sie fest, das Heer war während ihrer kurzen Abwesenheit schon weitergezogen, und sie durfte statt an der Spitze nur noch ganz hinten bei den Halbtagskräften und Marketenderinnen mitreiten.
    Und so fingen der Prinz und die Prinzessin über den Laufstall der kleinen Prinzessin hinweg an zu streiten. Über Geld, den Haushalt und wer sonntags endlich mal ausschlafen durfte. Und sie stritten und stritten und stritten sich, und wenn sie nicht gestorben sind, dann streiten sie noch heute.

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    4. Ein mal eins ist Fünf
    M ein Mann und ich sind beide berufstätig.
    Mein Mann und ich sind beide Eltern von Sophie.
    Mein Mann und ich leben in einem Haus.
    Mein Mann und ich teilen Tisch und Bett und manchmal sogar einen Pullover. Und einmal hatte ich sogar eine Unterhose von ihm an, natürlich eine frische. Aber das ist eine andere Geschichte und war lange vor Sophies Geburt.
    Trotzdem leben mein Mann und ich offensichtlich auf verschiedenen Planeten, wenn nicht sogar Sonnensystemen oder Galaxien. Wieso ich das denke? Ein Beispiel:
     
    Mein Mann und ich gehen auf eine Party. Fünfzigster Geburtstag von Stefan, dem Mann von Annette und dem Vater von Jasper und Jana. Nette Party. Gutes Essen und gutes Trinken. Alle so gesettelt und so alt wie wir. Dabei sind wir natürlich gar nicht alt, weil wir uns natürlich viel jünger fühlen. Und wenn ich ehrlich bin, sehe ich doch auch locker wie vierzig aus – bei gutem Licht gebe ich mir sogar die Achtunddreißig. Also, wie man sieht, habe ich ein durchaus realistisches Verhältnis zu Zahlen. Und um Zahlen dreht sich diese ganze Geschichte. Wie gesagt, es ist ein netter Abend. Sophie ist sicher schon im Bett. Und ich bin entspannt, denn Pauline, unsere Babysitterin, ist schon seit über einem halben Jahr bei uns, kennt sich also bestens aus. Die Wahrscheinlichkeit eines Notfallanrufs auf meinem Handy liegt unter fünf Prozent.
    Wir reden über alles, worüber gesettelte Paare und Eltern bei einer solchen Party so reden. Über den letzten Urlaub, die Pläne für den nächsten; über den Job, die Kinder, den ganzen Wahnsinn und Stress des Alltags. Und dann sagt mein Mann locker und entspannt in die Runde: »Also meine Frau und ich, wir sind ja beide berufstätig, und daher teilen wir uns Kind und Haushalt fünfzig zu fünfzig.«
    Mein Mann strahlt triumphierend in die Runde. Wow!
    Wir teilen uns. Fünfzig zu fünfzig. Kind und Haushalt.
    Großartig. Phantastisch. Und vor allem: unglaublich.
    Im ersten Augenblick denke ich, ich hätte mich einfach verhört. Aber als ich in die verblüfften und teilweise andächtigen Gesichter der anderen anwesenden Frauen blicke, wird mir klar, dass mein Mann das tatsächlich gesagt hat.
    Sollte ich ausnahmsweise eines dieser seltenen männlichen Exemplare unserer Spezies erwischt haben, die sich tatsächlich real-partnerschaftlich an der Beseitigung von Schmutz und Aufzucht und
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